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Prophylaxe

Empirische Studie zur Ernährungsberatung in Zahnarztpraxen

Der Artikel „Ernährungsberatung in Zahnartpraxen“ beschäftigt sich mit einer Studie, die der Frage nach Stellenwert und Umfang einer Ernährungsberatung zu einer zahngesunden Ernährung nachgegangen ist. In diesem Beitrag werden die Methodik der Studie erläutert sowie die Ergebnisse im Detail vorgestellt.

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Methodik

Für die Online-Befragung zum Stellenwert und zur Durchführung einer Ernährungsberatung in der Zahnarztpraxis wurde eine quantitativ-qualitativ anonymisierte Befragung mit geschlossenen und offenen Fragen durchgeführt. Die Befragung umfasste 28 Items und setzte sich aus 7 Hauptkategorien zusammen. Als Plattform diente SoSci Survey.

In der ersten Kategorie wurden die jeweilige Qualifikationsart, der Beschäftigungsstatus, der Werdegang und der Abschlussort der DH-Ausbildung abgefragt. Die zweite Kategorie befasste sich mit der Abfrage von Praxisgröße, Praxisart, Mitarbeiteranzahl, Mitarbeitenden in der Prophylaxe und der Anzahl der dort arbeitenden Zahnärzte/-innen. Die dritte Kategorie enthielt Fragen zur Durchführung und zum Umfang der Ernährungsberatung bezüglich Kariesprävention, Parodontitisprävention oder unterstützender Parodontitistherapie.

In der vierten Kategorie ging es um den wirtschaftlichen Aspekt der Abrechnung der Ernährungsberatung, die Patientenanzahl in einem bestimmten Zeitraum und das Zeitmanagement. In der fünften Kategorie wurden die Handhabung der Ernährungsberatung und die Verhaltensänderung nach einer Ernährungsberatung erfragt.

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Die sechste Kategorie befasste sich mit der Frage, wo die fachlichen Grundlagen einer Ernährungsberatung erworben wurden. In der siebten Kategorie wurden die Teilnehmenden befragt, ob die Ernährungsberatung in der Karies- und Parodontitisprävention sowie in der Parodontitistherapie intensiver durchgeführt werden sollte.

In die Befragung wurden der Verband der Deutschen Dentalhygieniker (VDDH) einbezogen sowie eine Studiengruppe, die den Studiengang Dentalhygiene Präventionsmanagement abschließen wollen oder bereits abgeschlossen haben. In der Gruppe des VDDH befanden sich insgesamt 102 Mitglieder, während die Gruppe der Studierenden 32 Mitglieder umfasste.

Ergebnisse

Qualifikation der Befragten

Für die empirische Untersuchung wurden insgesamt 129 Studienteilnehmer/-innen kontaktiert. Davon nahmen 106 an der Umfrage teil. Es ergaben sich 98 gültige und auswertbare Datensätze.

Von den Befragten gaben 64,9% an, eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium zu haben, 22,7% befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung noch der Ausbildung oder im Studium der Dentalhygiene. Bei den DHs mit Abschluss sind 8,2% gleichzeitig zahnmedizinische/-r Prophylaxeassistent/-in. Bei 4,1% der Teilnehmenden lag bereits eine Spezialisierung zum/zur zahnmedizinischen Prophylaxeassistenten/-in vor bzw. sie befanden sich zum Befragungszeitpunkt noch in der Weiterbildung oder im Studium der DH.

Zur Erörterung einer genaueren Qualifikation wurde von 51% angegeben, dass sie eine Aufstiegsfortbildung absolviert hatten. Bei 47,9% der Teilnehmer/-innen lag zur Qualifikation ein DH-Studium vor. Eine Person war sowohl durch eine Aufstiegsfortbildung als auch durch ein Studium in der DH qualifiziert.

Praxisgröße

In einer Einzelpraxis arbeiteten 33% von 97 Befragten, weitere 45,4% waren in einer Gemeinschaftspraxis tätig. 10,3% der Befragten arbeiteten in einem medizinischen Versorgungszentrum. In der Abteilung einer Universitätsklinik waren 3,1% tätig.

Die Antwortoption „Sonstige“ wählten 3,1% aus. Von 4,1% wurde die Angabe „Einzelpraxis und Gemeinschaftspraxis“ gemacht. Von einer Person wurde „Gemeinschaftspraxis/Medizinisches Versorgungszentrum“ angegeben.

Von 97 Befragten gaben 79,4% an, dass 1–5 Zahnärzte/-innen in der Praxis arbeiten. Von 12,3% wurden 6–10 Zahnärzte/-innen angegeben. Die Antwortoption „Mehr“ wurde von 7,22% der Teilnehmenden gewählt, eine Person gab die Antwort „6–10/mehr“.

Ernährungsberatung im Praxisalltag/Empfehlungen zur Prävention parodontaler Läsionen oder in der Parodontitistherapie

Im Praxisalltag setzten 68% der Teilnehmenden (97) eine Ernährungsberatung im Rahmen der Parodontitisaufklärung um, 32% führten in diesem Kontext keine Ernährungsberatung durch. Omega-3-Fettsäuren sind in 29,5% der Fälle Bestandteil einer Ernährungsberatung in der Parodontalprävention und Parodontitistherapie. Im Rahmen der Kariesprävention setzten 88,4% der Befragten eine Ernährungsberatung dazu um; von 10,5% wurde keine Ernährungsberatung zur Kariesprävention durchgeführt und eine befragte Person führt eine Beratung gelegentlich durch.

Von 96 Teilnehmenden gaben 92,7% an, über die Schädlichkeit des Zuckerkonsums aufzuklären. Die Zuckeraufnahmesequenzen pro Tag wurden in 62,5% der Fälle abgefragt, wobei 57,3% über Zuckeraustauschstoffe aufklärten. Von 20,8% der DHs wurden die Patienten/-innen über das Verfahren des „zuckerfreien Vormittags“ [22] informiert.

Von 69,8% wurden die Patienten/-innen über den Verzehr von zuckerfreiem Kaugummi aufgeklärt. Ein geringer Teil von 5,2% führte keine Ernährungsberatung zur Kariesprävention durch.

Um den Stellenwert der Ernährungsberatung in Bezug auf die Zahngesundheit zu erfassen, wurde explizit die Frage nach der Empfehlung und Beratung zur Prävention parodontaler Läsionen oder in der Parodontitistherapie gestellt. 90 Teilnehmer beantworteten diese Frage.

Dazu gaben sie an, in 18% der Fälle die Supplementierung von Vitamin C zu empfehlen und darüber aufzuklären. Von den Befragten empfehlen 22,1% die Vitamin-D-Supplementierung oder beraten ihre Patienten/Patientinnen entsprechend.

. Gaßmann
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Die Beratung zur Vitamin-K-Supplementierung erfolgt von 9,7% der Befragten. Des Weiteren wird die Supplementierung von Kalzium von 6,9% empfohlen. Beratungen zu Supplementierung mit Magnesium wurden von 9,2% durchgeführt.

Die niedrigste Empfehlung und Beratung erfolgt mit 4,1% zur Supplementierung mit Folsäure. Die prozentualen Anteile in der Empfehlung zur Supplementierung verschiedener Nährstoffe ist in Abbildung 1 als Kreisdiagramm aufgeführt.

Anzahl der monatlichen Beratungen und zeitlicher Umfang

Anschließend wurden die 96 Teilnehmenden über die monatliche Anzahl der Patienten befragt, bei denen die Ernährungsberatung regelmäßig stattfindet. Davon gaben 9,4% an, dass sie „keine“ Ernährungsberatung bei Patienten/-innen durchführen. Bei 54,2% der Teilnehmenden erfolgte die Ernährungsberatung bei „1–4“ Patienten pro Monat.

Von 20,8% wurde angegeben an, dass monatlich „1–5“ Patienten eine Ernährungsberatung erhalten. Die Durchführung bei „mehr“ als 10 Patienten monatlich gaben 14,6% an, eine Person nannte „5–10/mehr“.

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Bezüglich des Zeitumfangs der Ernährungsberatung antworteten 94 von insgesamt 98 teilnehmenden Personen. Der Zeitumfang einer Ernährungsberatung betrug bei 40,4% 1–5 Minuten pro Patient/-in. In 42,6% der Fälle wurden 6–10 Minuten pro Patient/-in benötigt, 5,3% der Teilnehmenden wendeten pro Patient/-in 11–20 Minuten Zeit auf. Eine Person gab individuell bis zu 20 Minuten an (Abb. 2).

Handhabung der Ernährungsberatung in der Praxis

 

. Gaßmann
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Nach Angaben von 97,9% derer, die eine Ernährungsberatung durchführen, ist sie Bestandteil der Prophylaxesitzung. Die restlichen 2,1% gaben an, diese in getrennten Sitzungen durchzuführen (Abb. 3). Auf die Frage, ob eine Kooperation zur interdisziplinären Ernährungsberatung erfolgte, antworteten 23 Personen. 

Eine Mehrheit von 69,6% beantwortete dies mit „Nein“. Von 8,7% wurde eine Kooperation mit einem „Diabetologen“ angegeben. Von 4,3% der Befragten wurde zur Kooperation angegeben „Internist“, „Ernährungsberater, Hausarzt, Heilpraktiker“, „Heilpraktiker“, „Verweis auf Hausarzt/Homöopath“ oder „Internist, Heilpraktiker, Ernährungsberater“.

Zur Frage der Ernährungsberatung gaben 49,5% an, eine Ernährungsanamnese durchführen, weitere 49,5% sagten, dass sie keine Ernährungsanamnese durchführen, eine Person gab an, gelegentlich eine Ernährungsanamnese durchzuführen. Hierbei nutzten 70,5% weder ein Ernährungsprotokoll noch einen Informationsbogen. Beide Instrumente setzten 8,4% ein, die Verwendung eines Ernährungsprotokolls erfolgte bei 10,5%, die des Informationsbogens ebenfalls bei 10,5%.

Nach einer Ernährungsberatung wurde die Verhaltensänderung von 62,1% der Befragten kontrolliert, während 38% dies nicht taten. Hierzu stellten 73,9% der Teilnehmer eine signifikante Verhaltensänderung fest, weitere 25% erkannten keine Verhaltensänderung und lediglich eine Person gab an, dass sie ab und zu eine Verhaltensänderung beobachten konnte. Auf die Frage der Berechnung der Ernährungsberatung antworteten 65 von 98 Teilnehmenden (63,7%).

Die Ernährungsberatung wurde im Rahmen der Prophylaxesitzung von 61 der 65 Antwortenden unentgeltlich durchgeführt. Bei 4 befragten Personen wurde sie gesondert und je nach Aufwand in Rechnung gestellt.

Stand des Fachwissens zur Ernährungsberatung

Bei der Durchführung einer Ernährungsberatung ist fundiertes Wissen zur Erörterung des Stellenwerts von hoher Relevanz.

. Gaßmann
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Ein Anteil von 41,6% des Teilnehmerkreises erwarb die fachlichen Grundlagen einer Ernährungsberatung in der Ausbildung oder im Studium. Durch wissenschaftliche Fachliteratur (Selbststudium) eigneten sich 28,2% der Befragten die fachlichen Grundlagen an.

Die Möglichkeit von Fortbildungsveranstaltungen wurde von 12,9% bevorzugt, weitere 7,9% gaben „Fortbildungsveranstaltungen von Industrieanbietern“ an. 9,4% gaben an, durch die Teilnahme an Kongressen ihr fachliches Wissen zu erweitern. Der Wunsch nach breiteren fachlichen Grundlagen wurde von 94 teilnehmenden Personen (79,8%) bejaht, die restlichen 20,2% verneinten diesen Wunsch (Abb. 4).

Einschätzung des möglichen Erfolgs einer Ernährungsberatung

Der Auffassung, dass eine intensivere Ernährungsberatung größere Erfolge in der Prävention bewirken kann, sind 91,5%. Von den befragten Personen sind 8,5% nicht der Ansicht, dass eine intensivere Ernährungsberatung zu größeren Erfolgen führe. Von 94,6% wird die Auffassung vertreten, eine intensivere Ernährungsberatung erziele deutlichere Erfolge in der Kariesprävention, 5,4% äußerten, sich dies nicht vorstellen können.

85 der 94 Befragten konnten sich vorstellen, durch eine intensivere Ernährungsberatung in der Prävention von parodontalen Läsionen oder in der Parodontitistherapie größere Erfolge erreichen zu können. Die übrigen 9 der Befragten waren der Ansicht, keine größeren Erfolge erzielen zu können.

Qualifikation der Befragten

Schließlich wurde zur Eruierung der Bedeutung verschiedener Qualifikationsarten die Korrelation zwischen dem Qualifikationserwerb durch ein DH-Studium oder eine abgeschlossene Aufstiegsfortbildung ermittelt. 47 von 70 (67,1%) Teilnehmern, die durch ein Studium einen Abschluss in Dentalhygiene erlangten, führten eine Ernährungsberatung durch. Im Vergleich dazu führten 19 von 26 DHs, die sich derzeit im Studium oder in einer Ausbildung befinden, eine Ernährungsberatung durch.

Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen zeigten sich angesichts der kleinen Stichproben als nicht signifikant. Nach Pearson betrug der p-Wert (p = 0,57), sodass in dieser Befragtengruppe der Ausbildungsweg sich in der Frage der Umsetzung der Ernährungsberatung als nicht signifikant relevant erwies.

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