Warum wir uns pro Fräszentrum entschieden haben
Wir verfolgen in unserem Labor die Philosophie, für den jeweiligen Patienten so wenige Materialien wie möglich zu wählen. Bei Implantatversorgungen heißt das oft, zusätzlich zum Titan-Implantat lediglich Keramik für die Prothetik einzusetzen. Aus Gründen der Präzision, Wirtschaftlichkeit und effizienten Laborführung lassen wir uns unseren Zahnersatz extern fräsen. Der folgende Fall erläutert unseren Weg.
Zur Darstellung habe ich eine gerade in Arbeit befindliche Restauration ausgesucht. Der Oberkiefer soll mit Keramikkronen von 11 bis 17 und 21 bis 27 saniert werden. Regio 25 und 27 haben Titan-Implantate erhalten, ansonsten ist die prothetische Ausgangssituation durch natürliche Stümpfe, unterschiedlich stark präpariert, gekennzeichnet.
Unser Prothetikdesign der Wahl
Im Seitenzahnbereich räumen wir der Stabilität der Keramikrestaurationen und Kiefergelenkschonung eine höhere Priorität ein als der Transluzenz der Versorgung bis in die Tiefe. Deshalb setzen wir kein vollanatomisch geformtes monolithisches Zirkoniumdioxid ein. Distal der Einser wählen wir stattdessen gerne Gerüste aus herkömmlichem Zirkoniumdioxid, die wir außerdem zur Abstützung zervikal mit einer zirkulären Girlande versehen. In diesem Fall haben wir uns zum Pressen mit der Fluor-Apatit-Glaskeramik e.max ZirPress, Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein, entschieden. Sie ist nicht so hart wie monolithisches Zirkoniumdioxid. Mit den in drei Transluzenzstufen erhältlichen Press-Rohlingen und durch anschließendes Bemalen gehen wir auf die individuellen Anforderungen pro Stumpf ein. Nach einem Wax-up ist die Presstechnik zudem effizient. Für Regio 11 und 21 werden wir aus ästhetischen Gründen auf das übliche Schichten zurückgreifen.
Unser Vorgehen bei CAD/CAM-Versorgungen
Da es sich um eine Komplettsanierung mit Erhöhung der vertikalen Dimension und Verschiebung der Bisslage handelt, stand am Anfang die Therapie mit Funktionsschienen. Der erarbeitete Biss wurde in ein Waxup umgesetzt (Abb. 1). Mittels transluzenter Silikonwälle übertrug die Zahnärztin dieses in den Patientenmund. Nach der Präparation nutzten wir das entsprechende Gipsmodell und dublierte Silikonwälle für das Einspritzen von Wachs, um das Zielergebnis in Presstechnik umzusetzen. Es folgte das Einscannen des Modells plus Gegenkiefersituation und der Wachsmodellation. In der Designsoftware (3Shape, Kopenhagen, Dänemark) konstruierten wir die Gerüste (Abb. 2) durch Reduzierung und Optimierung hinsichtlich physikalischer Erfordernisse. So erhielten wir Keramik-unterstützende Formen mit genügend Raum für die Verblendungen. Wir achteten auf möglichst gleichmäßigen Platz für die Keramikstärken von Zahn zu Zahn und gleichzeitig auf die patientenbezogene Gestaltung (zum Beispiel Lage der Lachlinie). Im Funktionsbereich legten wir die erwähnten Girlanden an. Zusätzlich passten wir den Zementspalt an. Das geschieht wesentlich Zahnarzt-bezogen – je nach dem verwendeten Abformmaterial.
Die freigegebenen Daten sendeten wir an DeMaTec (www.dematec.org), das Fräszentrum unserer Wahl in Berlin. Die Mühe, die wir in die virtuelle Konstruktion gesteckt haben, finden wir bei DeMaTec in guten Händen. Es werden hochwertige Werkstoffe und schwere professionelle Maschinen (Röders, Soltau) eingesetzt. Die Industriemaschinen RXD5 und RXP500DSC arbeiten im Fünfachs-Simultanbetrieb und sind für hochpräzises und sehr filigranes Fräsen optimiert. Die hochsteife Maschinenkonstruktion, der Gewichtsausgleich und die exakte Regelung bilden die Grundlage für die passgenauen Fräsergebnisse, die wir fordern. Außerdem besitzt das Unternehmen DeMaTec eine mittlere Betriebsgröße, wie wir sie uns wünschen. Dadurch werden Service und Hilfe schnell und direkt geleistet. Den kurzen Weg bei einer etwaigen Problembehandlung ohne Warteschleife oder ständiges Weiterverbinden am Telefon schätzen wir sehr. Wir konnten auch schon die Produktion besichtigen; bei etwaigen Problemen verhalten sich unsere Ansprechpartner kulant.
Die Fräsobjekte, die wir regelmäßig nach drei Arbeitstagen erhalten, überzeugen uns in Qualität und Passung, so auch im hier dargestellten Patientenfall. In der Regel gummieren wir lediglich die Ränder nach, das war auch hier schon alles. Bei der Anprobe auf dem Modell zeigte sich die Präzision (Abb. 3 und 4). Neben Keramik-Arbeiten – längst nicht nur Einzelkronen, sondern auch Abutments (Abb. 5), Brücken und vieles mehr – lassen wir besonders auch Titan-Objekte fertigen, vor allem Stege.
Unsere Überlegungen pro Fräszentrum
Mit unserem Konzept der Biokompatibilität durch Materialreduktion und Fokussierung auf Keramik und Titan stellte sich uns die Frage der Eigenproduktion nie ernsthaft. Unsere anderen Argumente weisen in dieselbe Richtung. Zum einen finden wir: Schwere Maschinen, die durch ihre Konstruktion und Software keine „Verwackelungen“ an die doch eigentlich winzigen dentalen Fräsobjekte weitergeben, erfüllen unsere Forderungen nach Präzision der Käppchen und Effizienz im eigenen Labor besser als Tisch-Fräsgeräte. Zum anderen brauchen wir uns nicht um die Amortisation zu sorgen – ebenso wenig um die Auslastung der/des Techniker(s) in diesem Laborbereich. Sich um Updates, Upgrates, Werkzeugbeobachtung und -ersatz kümmern, Wartung und Reparaturen organisieren, Zusatzanschaffungen tätigen, maschinell auf dem aktuellen Stand der Technik bleiben, Rohlinge lagern und in neu entwickelte Werkstoffe investieren: Das und vieles mehr betrifft uns nicht. Wir überlassen dies – und die Termintreue! – dem Fräszentrum. Darüber hinaus könnten wir mit der aktuellen Preiskalkulation (www.dematec.org, Rubrik „Angebote“) bei CAM im eigenen Labor nicht konkurrieren – so aber profitieren wir davon.
Besonders möchte ich mich bei Zahnärztin Antje Poblotzki, Berlin, bedanken.
Bildnachweis für alle Abbildungen: Roland Munda, Berlin