Kronen/Brücken


Einzelzahnversorgung aus dem Dentallabor

08.10.2009


Hightech hat das Dentallabor erreicht. Immer mehr Zahntechniker tauschen zumindest zeitweise das Wachsmesser gegen die Computermaus. Denn die Zahntechnik ist ein zeit- und personalaufwendiges Handwerk und wer den Anforderungen des Marktes gerecht werden will, muss rationell arbeiten. Die Verantwortung für die Qualität der Ergebnisse lässt sich jedoch nicht an die CAD/CAM-Technologie delegieren. Die Auswahl des richtigen Systems und die Integration des handwerklichen Know-hows in das moderne Verfahren sind unerlässlich. Der französische Zahntechniker Imad Ghandour (F-Le Cannet) berichtet, wie er diese Technik integriert.

Zahnarzt und Zahntechniker sind Partner und deshalb an einer reibungslosen Zusammenarbeit interessiert. Das herkömmliche Herstellungsverfahren von laborgefertigtem Zahnersatz mithilfe von Abdruck und Modell kann zuweilen unbeabsichtigte Dimensionsfehler erzeugen, die immer wieder zu Streitigkeiten führen. Das CAD/CAMVerfahren verspricht Besserung, wenn beide Partner mit derselben Technologie und denselben Digitaldaten arbeiten. So haben beide das gleiche Verständnis der Arbeit, sie können Fehler und Probleme vermeiden und die Stärken gezielt nutzen. Wichtig bei einem CAD/CAM-System ist, dass es die persönliche Arbeitshaltung unterstützt. Da ich beispielsweise von Anfang bis Ende des Herstellungsprozesses alles unter Kontrolle haben möchte, verwende ich ein System, das die Inhouse-Herstellung möglich macht. Außerdem hat man die Möglichkeit, Aufträge an ein externes Fertigungszentrum zu geben. Für mich kommt dies allerdings nur in Ausnahmefällen in Betracht. Das System sollte außerdem die Flexibilität besitzen, dass es mit hoher Präzision bei der Herstellung jeglicher Arten von Restaurationen und für möglichst viele Materialien einsetzbar ist. Ich will mich schließlich bei der CAD/CAM-Herstellung nicht auf großspannige Brückengerüste beschränken, sondern möchte auf diese Weise auch Einzelzahnversorgungen herstellen. Vollkeramische Restaurationen machen immerhin rund 60 Prozent der Arbeit in meinem Labor aus – mit steigender Tendenz.

inLab erfüllt alle Anforderungen an die CAD/CAM-Technologie

Meine Anforderungen an ein CAD/CAM-System – Verbindung zwischen Praxis und Labor, inhouse und externe Fertigung, Flexibilität, Materialvielfalt, breites Indikationsspektrum – haben mich zu dem inLab-System von Sirona geführt. Hiermit kann ich Einzelzähne mit Inlays, Onlays, Kronen und Veneers versorgen, Brückengerüste und Kronenkäppchen ausschleifen und sogar Provisorien aus rückstandsfrei verbrennbaren Kunststoffblöcken (CAD-Waxx) für die Gußtechnik sowie Mesostrukturen für Implantat-Abutments anfertigen. Hierfür stehen mir verschiedene Keramiken wie Feldspat- und Glaskeramiken, Aluminiumund

  • Abb. 1: Messung der Wandstärke von Gerüst....

  • Abb. 1: Messung der Wandstärke von Gerüst....
Zirkonoxid sowie Polymer-Kunststoff und Metalllegierungen zur Verfügung. Im Falle eines Brückengerüstes aus Kobalt-Chrom habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder konstruiere ich das Brückengerüst und schleife es aus CAD-Waxx, bette es ein, verbrenne den Kunststoff und gieße dann die Hohlform mit der Dentallegierung aus. Oder ich übermittle meine Konstruktionsdaten per Internet an das Fertigungszentrum infiniDent, in dem alle Arten von Brückengerüsten per Laser-Sinterung hergestellt werden.

Die fertigen Gerüste liegen dann nach drei oder vier Tagen in der gewünschten Dicke vor und können fertig verblendet werden. Alles andere stelle ich im eigenen Labor mit den Schleifgeräten inLab und der 2007 eingeführten, größeren und schnelleren inLab MC XL-Schleifmaschine her. Selbstverständlich waren auch die Kosten ein Argument bei der Entscheidung für das CAD/CAM-System: inLab bietet bei den Anschaffungs-, Unterhalts- und Wartungskosten im Vergleich mit anderen Systemen ein gutes Preis- Leistungsverhältnis. Doch auch dieses Fertigungssystem arbeitet nicht völlig wartungsfrei, denn insbesondere bei hoher Arbeitsbelastung können durch die mechanische Abnutzung des Materials Unregelmäßigkeiten auftreten.

Seit fünf Jahren setze ich nun das inLab-System ein. Mit meinen zwei Mitarbeitern  bearbeiten wir 50 bis 70 Einheiten pro Monat. Mit dem Material und der Software erzielen wir exakt die gewünschten Ergebnisse. Dabei halten wir uns bei der Umsetzung peinlich genau an die Vorschriften. Wie das im Einzelnen abläuft, möchte ich anhand eines Anwendungsfalls darstellen.

Einzelzahnrestauration im Frontzahnbereich

Einer 26-jährigen Patientin war infolge eines Unfalls Zahn 21 gebrochen. Da der Zahn vital war, wurde er mit einer ästhetisch hochwertigen Vollkeramikkrone versorgt. Insbesondere am Zahnhals überzeugen die optischen Eigenschaften von Keramik, die in ihrer  Transluzenz natürlicher Zahnsubstanz sehr nahe kommt. Die geeigneten Keramiken für eine solche Restauration sind sowohl Zirkonoxid (VITA in-Ceram YZ, Ivoclar IPS e.max oder ZirCAD, Sirona inCoris ZI), das bis auf inCoris ZI nach dem Schleifen noch gefärbt werden muss, als auch die bereits in verschiedenen Schattierungen industriell voreingefärbte

  • Abb. 2: ...und Verblendung.

  • Abb. 2: ...und Verblendung.
Feldspatkeramik (VITA Mark II, Ivoclar IPS Empress CAD, Sirona CEREC Blocs).

Erster Arbeitsschritt war das Ausgießen des Abdrucks, den uns der behandelnde Zahnarzt geschickt hatte. Das Modell scannten wir mit dem optoelektronischen inEos-Scanner ein, der die Zahnsituation schneller erfasst als der Scanner, der in die Schleifeinheit integriert ist. Die inLab 3DSoftware errechnet aus dem optischen Abdruck eine dreidimensionale Bildschirmdarstellung, die sich wie ein reales Modell in jede Richtung drehen und kippen lässt. Verfügt der Zahnarzt über ein CEREC-System, das dieselbe Technologie wie in- Lab enthält, kann er die Restauration auch selbst konstruieren und die Konstruktionsdaten  dann an das Labor senden.

Zur Konstruktion der Vollkeramikrestauration sind nur wenige Arbeitsschritte erforderlich: Zunächst wird die Präparationsgrenze (blau gekennzeichnet) mithilfe weniger Mausklicks eingezeichnet, dann rechnet das System die ebenfalls eingescannten Antagonisten in die Konstruktion ein. Mit einem Doppelklick positioniert der Zahntechniker die  Approximalkontakte. Aus den integrierten Zahndatenbanken wählt er nun eine passende Krone aus. Die Software passt die Okklusion automatisch an den Antagonisten an.

Das Verfahren ist von der natürlichen Verzahnung abgeschaut. Abschließend

  • Abb. 3: Ergebnis der Restauration an Zahn 21. Besonders im Bereich der Gingiva....

  • Abb. 3: Ergebnis der Restauration an Zahn 21. Besonders im Bereich der Gingiva....
kann der Zahntechniker bei Bedarf manuelle Veränderungen vornehmen; in der Regel ist dies nicht erforderlich. Die Konstruktionsdaten werden nun an die Schleifeinheit geschickt und dort aus dem eingesetzten Keramikblock ausgefräst.

Um einen Bruch der Keramik zu vermeiden ist es wichtig, die Mindestwandstärken einzuhalten. Die Software berücksichtigt dies und bietet entsprechende Einstellungsmöglichkeiten. Im vorliegenden Fall hatten Zirkoniumgerüst und  Verblendkeramik zusammen eine Dicke von 0,9 Millimeter. Bei einer Verblendmetall-Restauration ist es nicht möglich, ein solch ästhetisch hochwertiges Ergebnis zu erzielen (Abb. 1 und 2).

Für die Verblendung wurde die Feldspat-Verblendkeramik Vita VM9 verwendet und abschließend glasiert und poliert. Die Bilder der Krone in situ (Abb. 3 und 4) zeigen, dass wir die Inzisalkante anders gestaltet haben als die dreilappige von Zahn 11. Wir haben diese Lösung gewählt, um bei vorhandener Protrusion die Funktion sicherzustellen. Aus ästhetischer Sicht halte ich dies für unproblematisch. Im Gegenteil: Mir gefällt es, Zähne mit unterschiedlichen und asymmetrischen Formen zu erstellen, da diese der natürlichen Harmonie entsprechen. Die Funktion bestimmt häufig die Ästhetik; aber auch das Gegenteil kann der Fall sein!

Fazit

Wie man an dieser Situation sehen kann, ist das Verfahren unkompliziert und

  • Abb. 4: ... ist es unmöglich, mit einer Verblendmetall-Restauration ein solches Ergebnis zu erzielen.

  • Abb. 4: ... ist es unmöglich, mit einer Verblendmetall-Restauration ein solches Ergebnis zu erzielen.
schnell. Der Zahntechniker ist von zeitaufwendigen Tätigkeiten entlastet und kann sich darauf konzentrieren, das ausgeschliffene Werkstück ästhetisch hochwertig zu verarbeiten. Die über 20-jährige Erfahrung des Herstellers in der CEREC-Technologie hat die Voraussetzung dafür geschaffen, dass die Anwendung intuitiv ist. Zahlreiche internationale Studien zeigen, dass das Verfahren auch klinisch zuverlässig ist und zu wiederholbaren Resultaten führt. Die CERECTechnologie genießt deshalb bei Zahnärzten und Patienten einen guten Ruf – ein Umstand, der wichtig für die Geschäftsentwicklung des Dentallabors ist.

Die Weiterentwicklung der IT-Technologie spielt eine wichtige Rolle dabei, die inLab-Software weiter zu verbessern und die Grenzen des Machbaren immer weiter zu verschieben. Durch die modulare und offene Gestaltung des Systems lassen sich neue Features durch Updates integrieren. Wünschenswert wäre etwa, die automatische, so genannte „biogenerische“ Kauflächengestaltung, wie sie bei Inlays und Onlays funktioniert, auch auf Kronen und Brücken zu übertragen.

Die CAD/CAM-Technologie ist im Begriff, das Berufsbild der Zahntechnik stark zu verändern und noch ist Zeit, auf den fahrenden Zug aufzuspringen. Denn: Agieren ist besser als reagieren.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Imad Ghandour

Bilder soweit nicht anders deklariert: Imad Ghandour


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