Kronen/Brücken

Dentallabor wird zum Kompetenz-Zentrum für Zahnärzte

Volldigitale Herstellung von Zahnersatz

09.10.2014

Korrelierung von Ober- und Unterkiefer vor der Konstruktion.
Korrelierung von Ober- und Unterkiefer vor der Konstruktion.

Digitale Geräte und Systeme sorgen in der Zahntechnik nicht nur für effizientere Arbeitsabläufe, sondern bieten auch für den Beruf des Zahntechnikers völlig neue Chancen: Mit der Spezialisierung auf digitale Technologien stärkt der Techniker seine Rolle als Kooperationspartner des Zahnarztes. In diesem Bewusstsein entwickelte das Münchner Dentallabor Cera-Technik ein völlig neues Geschäftsmodell. Das Labor ermöglicht Zahnärzten den Zugang zu digitalen Abformsystemen und vermittelt ihnen das notwendige Know-how. Auf Basis des volldigitalen Workflows kann Zahnersatz binnen einer Stunde angeboten werden. Mit diesem Modell hat das Unternehmen bereits zahlreiche Zahnärzte als Neukunden gewonnen.

Vor elf Jahren wagte Zahntechnikmeister Franz Heinloth mit der Anschaffung seines ersten CAD/CAM-Systems den Einstieg in die digitale Zahntechnik. Zu der Zeit hätte er nicht für möglich gehalten, dass diese Investition seinem klassischen Handwerksbetrieb einen solchen Schub geben würde. „Ursprünglich hatte ich das CAD/CAM-System für meinen Sohn Bastian angeschafft. Er sollte ausprobieren, ob digitale Techniken eine Entlastung bei aufwendigen manuellen Tätigkeiten bringen“, berichtet Franz Heinloth, der damals gemeinsam mit seinem Sohn ein Zwei-Mann-Labor führte. „Ich selbst war zunächst skeptisch und wollte mich mit den digitalen Techniken eigentlich gar nicht mehr beschäftigen. Doch ich habe schnell ihre zahlreichen Vorteile gesehen und das positive Feedback der Kunden hat mich überzeugt, dass CAD/CAM die Zukunft der Zahntechnik ist. Nie hätte ich gedacht, dass die Computertechnologie unsere tägliche Arbeit derart vereinfachen und verbessern würde.“

Zahnmanufaktur und Trainingszentrum

Während die Heinloths die CAD/CAM-Systeme immer stärker in ihre zahntechnische Arbeit integrierten, reifte die Idee, sich ausschließlich auf die volldigitale Herstellung von Zahnersatz zu spezialisieren. Gemeinsam mit einem Betriebswirt und Zahnarzt Dr. Martin Butz entwarfen sie ein Geschäftsmodell, das sie „Digitale Zahnmanufaktur“ nennen. Hieraus ist die Firma Cera-Technik entstanden. „Die Digitaltechnik bietet zahlreiche Vorteile. Besonders im Hinblick auf Qualität, Schnelligkeit und Kostenersparnis“, erklärt Zahntechniker Bastian Heinloth. „Trotz der neuen Technologien bleibt die Zahntechnik ein anspruchsvolles Handwerk. Zahntechnisches Fachwissen, handwerkliches Geschick und Erfahrung sind noch immer maßgebliche Garanten für die Arbeitsqualität. Auch für die korrekte Anwendung digitaler Systeme, ob Hardware oder Software, sind die zahntechnischen Kenntnisse ebenso wichtig wie das technologische Know-how. So kombinieren wir neueste Technologie mit klassischer Handwerkskunst.“

Neben dem Labor führt Cera-Technik eine eigene CAD/CAM-Akademie. In einem umfangreichen Schulungsprogramm vermitteln zertifizierte Referenten, zu denen auch die Heinloths selbst gehören, Zahnärzten und anderen Zahntechnikern das notwendige Know-how für den Einsatz digitaler Techniken. Insbesondere in der Vernetzung der Technologien untereinander sieht Bastian Heinloth großes Potenzial für eine noch effizientere Zusammenarbeit mit den Zahnärzten: „Wenn ein Zahnarzt selbst mit einem digitalen System arbeitet, ist von der Abformung bis zur Zahnersatzfertigung ein volldigitaler Workflow möglich“, erklärt er.

Digitaler Workflow: Von der Abformung bis zur fertigen Restauration – sogar in einer Stunde

Bei der digitalen Abformung und mithilfe von Sirona Connect, einer Online-Plattform von Sirona, Bensheim, zum Austausch digitaler Abformungen, erfassen die Zahnärzte die Zahnsituation mit einer Intraoralkamera. So wird auf den von vielen Patienten als unangenehm empfundenen Prozess mit Silikon und Abformlöffel verzichtet. Die Software berechnet aus den Aufnahmen ein virtuelles Modell. Dieses übertragen die Zahnärzte per Sirona Connect an Cera- Technik. Das Labor übernimmt die Daten dann in seine inLab-Software und überprüft das digitale Modell am Bildschirm. Bestehen Rückfragen, kann schnell und direkt Kontakt mit dem Zahnarzt aufgenommen werden. Bastian Heinloth: „Bei Frontzahnrestaurationen tauschen sich Zahnärzte gerne intensiver mit dem Zahntechniker aus. Denn sie wollen minimalinvasiv arbeiten und können so noch während der Patientensitzung klären, ob sie ausreichend präpariert haben.“

Wenn mit dem Datensatz alles stimmt, zeichnet der Zahntechniker auf dem virtuellen Modell den Präparationsrand ein und führt innerhalb weniger Minuten den digitalen Konstruktionsprozess durch. Je nach Indikation und Material wird die Restauration anschließend gefräst oder geschliffen, individualisiert und sofort an die Zahnärzte ausgeliefert. Bei Inlays, Onlays und Kronen sichert Cera-Technik die Lieferung im Großraum München binnen einer Stunde zu. Größere Restaurationen wie mehrgliedrige Brücken in Cutback-Technik nehmen naturgemäß mehr Zeit in Anspruch.

Zahnärzte und Patienten profitieren von dem extrem schnellen Lieferservice unter Beibehaltung der gewünschten Qualität und Passung. Ein weiterer Vorteil liegt für die Zahnarztkunden im geringen Investitionsrisiko, denn sie erhalten ihr Abformsystem über Cera-Technik. Dr. Martin Butz, Zahnarzt und Mitgründer von Cera-Technik, formt seit vielen Jahren digital ab. Nachdem er dafür lange Zeit das Cerec-System von Sirona verwendet hat, nutzt er seit geraumer Zeit verstärkt die Intraoralkamera Apollo DI, ebenfalls von Sirona. Apollo DI ist besonders klein und leicht und durch ihre einfache Handhabung auch sehr gut für den Einstieg in die digitale Abformung geeignet. Sie ist für die enge Zusammenarbeit mit dem Labor konzipiert.

Fallbeispiel: Quadrantensanierung mit Apollo DI

Die nachfolgend dokumentierte Quadrantensanierung aus dem Labor Cera-Technik verdeutlicht, wie der Einsatz digitaler Systeme Arbeitsprozesse optimieren und die Patientenbehandlung verbessern kann. Mit dem herkömmlichen Verfahren ist es bei Quadrantensanierungen oft schwierig, ein präzises Ergebnis zu erzielen. „Die volldigitale Fertigung bot bei diesem Beispielfall gewisse Vorteile“, sagt Dr. Butz. Der Patient hatte alte insuffiziente Metallkeramikrestaurationen, die dringend sanierungsbedürftig waren. Die Kronen waren sehr kurz und standen sehr beengt (Abb. 1). Mithilfe des volldigitalen Workflows gelang es, trotz der problematischen Grundvoraussetzungen ein gutes Ergebnis zu erzielen. Um die Chancen für eine lange Tragezeit der Restauration zu erhöhen, entschieden Zahnarzt und Patient, die Fissuren eher flach zu gestalten, und nahmen damit geringfügige Abstriche bei der Ästhetik in Kauf. Dr. Butz: „Mit der Intraoralkamera Apollo DI konnte ich den gesamten Kiefer problemlos abformen. Auch Unterschnitte erfasst die Kamera perfekt. Selbst im subgingivalen Bereich war in diesem Fall eine exakte Abformung möglich (Abb. 2 und 3). Aus den aufgenommenen Daten errechnete die CAD/CAM-Software ein 3D-Modell (Abb. 4 und 5). Mit der Qualität der optischen Abformung und dem daraus hervorgegangen Modell war Dr. Butz sehr zufrieden: „Beachtenswert war neben der einfachen und genauen Abformung vor allem die hohe Detailtiefe des virtuellen Modells.“

  • Abb. 1: Ausgangssituation. Insuffiziente Versorgungen der hinteren Molaren im rechten Oberkiefer müssen erneuert werden.
  • Abb. 2: Die präparierten Zahnstümpfe 15 bis 17.
  • Abb. 1: Ausgangssituation. Insuffiziente Versorgungen der hinteren Molaren im rechten Oberkiefer müssen erneuert werden.
  • Abb. 2: Die präparierten Zahnstümpfe 15 bis 17.

  • Abb. 3: Vor der optischen Abformung mit Apollo DI wird der abzuformende Bereich mit einem Scanspray leicht bepudert.
  • Abb. 4: Die inLab-Software berechnet aus den Scandaten ein virtuelles Modell.
  • Abb. 3: Vor der optischen Abformung mit Apollo DI wird der abzuformende Bereich mit einem Scanspray leicht bepudert.
  • Abb. 4: Die inLab-Software berechnet aus den Scandaten ein virtuelles Modell.

  • Abb. 5: Vor der Konstruktion werden Ober- und Unterkiefer korreliert.
  • Abb. 5: Vor der Konstruktion werden Ober- und Unterkiefer korreliert.

Mittels Sirona Connect übertrug der Zahnarzt die Daten zu Cera-Technik, wo die Daten in das inLab-System übernommen wurden. Für das Aufpassen der Restaurationen war ein physisches Modell nötig, das Zahntechniker Heinloth auf Basis der übertragenen Abformdaten mit der inLab-Software digital konstruierte und anschließend mit der der Fertigungseinheit inLab MC XL, Sirona, aus Kunststoff fräste. Damit sich der Patient an die neue Bisshöhe gewöhnen konnte, fertigte das Labor ein Kunststoff-Provisorium für den Patienten, ebenfalls im volldigitalen Verfahren. Dr. Butz: „Die präzise Arbeit beim Provisorium erleichterte die definitive Versorgung ungemein: Die Gingiva war in einem guten Zustand, sodass die Restauration ohne Blutung und mit wenig Sulkusfluid eingesetzt werden konnte.“ Als Material wurde für die definitive Versorgung Feldspatkeramik aufgrund seiner warmen Farbgebung und transluzenten Eigenschaften gewählt. Nach der virtuellen Konstruktion und digitalen Fertigung wurde die Keramik im „Cera-Technik Premium-Verfahren“ veredelt und schließlich vom Zahnarzt definitiv eingegliedert (Abb. 6 bis 10).

  • Abb. 6: Die Software markiert auf den konstruierten Restaurationen die Okklusionskontakte farblich. Bei Bedarf können diese manuell bearbeitet werden.
  • Abb. 7: In der Schleifvorschau kann der Anwender die Position der Restauration im Block prüfen und modifizieren.
  • Abb. 6: Die Software markiert auf den konstruierten Restaurationen die Okklusionskontakte farblich. Bei Bedarf können diese manuell bearbeitet werden.
  • Abb. 7: In der Schleifvorschau kann der Anwender die Position der Restauration im Block prüfen und modifizieren.

  • Abb. 8a: Die individualisierten Restaurationen aus Feldspatkeramik auf dem Modell.
  • Abb. 8b: Durch die naturähnliche Schichtung polychromatischer Feldspatkeramiken erzielt der Zahntechniker mit inLab eine sehr gute Ästhetik.
  • Abb. 8a: Die individualisierten Restaurationen aus Feldspatkeramik auf dem Modell.
  • Abb. 8b: Durch die naturähnliche Schichtung polychromatischer Feldspatkeramiken erzielt der Zahntechniker mit inLab eine sehr gute Ästhetik.

  • Abb. 9: Die Restaurationen bei der Einprobe.
  • Abb. 10: Die fertigen Restaurationen in situ.
  • Abb. 9: Die Restaurationen bei der Einprobe.
  • Abb. 10: Die fertigen Restaurationen in situ.

Neue Möglichkeiten für Zahntechniker – mit mehr Kundenbindung

„Mit CAD/CAM erzielen wir überzeugende Ergebnisse und erschließen völlig neue Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Bastian Heinloth. „Besonders die Vernetzung der digitalen Systeme untereinander sorgt für eine effizientere Zusammenarbeit von Dentallabor und Zahnarztpraxis.“

Doch die Digitaltechnik bietet nicht nur für den Arbeitsalltag herausragende Chancen, sondern auch für die Zahntechniker selbst: Mit einer Spezialisierung bei den digitalen Technologien begegnet er dem Zahnarzt noch mehr auf Augenhöhe. Bastian Heinloth: „Cera-Technik macht es vor: Als ehemals ausführendes Labor ist das Unternehmen heute Kompetenzzentrum für digitale Technologien. Damit wandelt sich zum einen unser Selbstverständnis als Zahntechniker, zum anderen wird die Kundenbindung nachhaltig gestärkt. Aufgrund des großen Gewinns für die zahntechnische und zahnmedizinische Arbeit und des damit verbunden Wettbewerbsvorteils ist die Prognose für die Zukunft ein volldigitaler Workflow“.


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