Die Vielfalt prothetischer Werkstoffe mit einem System ausschöpfen

Prothetische Werkstoffe werden heute in großer Vielzahl angeboten. Auch wenn die größte Aufmerksamkeit noch den Entwicklungen keramischer Gerüstwerkstoffe zukommt, rücken zunehmend die Gerüst- und Verblendkunststoffe in den Fokus von Zahnärzten und Zahntechnikern. Der Grund: Mit ihrer Abrasionsstabilität und Farbbrillanz sowie Biokompatibilität können sie eine Keramikalternative für festsitzende prothetische Restaurationen sein. ZTM Oliver Heinzmann beschreibt, wie er mit einem speziellen System hochästhetische Kunststoffarbeiten fertigt.
Über viele Jahre hat die Dentalkeramik mit ihren funktionellen und ästhetischen Ergebnissen sowie ihrer Langlebigkeit den für Kronen- und Brückenrehabilitationen langjährig genutzten Kunststoffen den Rang abgelaufen. Kunststoff – wer wollte das noch? Doch seit einiger Zeit erlebt dieser Werkstoff eine Renaissance. Nicht zuletzt dadurch, dass die dentalen Kunststoffe abrasionsstabiler, farbtreuer und biokompatibler geworden sind. Aber auch deshalb, weil sie ein breites Indikationsspektrum besitzen, wie für (temporäre) Kronen, Brücken, Prothesenbasen, Klammer- und Geschiebe-Modellbasen, Schienen und KFO-Apparate. Und noch ein weiterer Vorteil spricht für den Einsatz von Kunststoffen: Ihre Verarbeitung ist in kurzer Zeit möglich.
Neue Ideen für die Kunststofftechnik
Durch das Interesse der Zahnärzte und Zahntechniker an den Kunststoffen macht es für die Dentalindustrie Sinn, Angebote zu entwickeln, mit denen sich Kunststoffe ökonomisch verarbeiten lassen. So hat zum Beispiel die Firma bredent, Senden, das System thermopress 400 konzipiert (Abb. 1), mit dem man das oben genannte Spektrum einfach, schnell und strukturiert herstellen kann. Dieses System setze ich in meinem Labor überwiegend für die Fertigung von Prothesenbasen und Schienen ein – zeitweise auch dann, wenn metallfreie Kronen- und Brückenrestaurationen gewünscht werden und Keramik als Werkstoff nicht infrage kommt.
Das System besteht aus einem Kunststoffspritzgerät – dem thermopress 400 – in dem sich die biokompatiblen thermoplastischen bredent-Kunststoffe verarbeiten lassen. Dies sind: Polyan IC (für Prothesenbasen, Schienen und KFO-Apparate), Bio Dentaplast und bre.flex (für Klammer- und Geschiebe-Modellbasen), bre.dentan HP (für Schienen und temporäre Kronen und Brücken) sowie Bio XS (für Einzelkronen und Brücken bis zu drei Gliedern). Mit meinem thermopress 400 stelle ich überwiegend Prothesenbasen und Schienen aus Polyan IC her (Abb. 2).
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Abb. 2: OK-Polyan IC: Dauerversorgung herausnehmbarer Zahnersatz, Rot-Weiß-Ästhetik individualisiert mit crea.lign.
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Abb. 3: Bio Dentaplast: Mittelfristiges bis Langzeitprovisorium (Tragedauer sechs Monate bis zwei Jahre), retentive Fertigstellung mit uni.lign (Kaltpolymerisat).
Dieser Kunststoff hat eine ausgezeichnete Biokompatibilität (Restmonomergehalt < 1 Prozent) sowie eine hohe Bruch- und Biegefestigkeit, ist über Jahre farbstabil und lässt sich durch seine hoch vernetzte, glatte Oberfläche gut reinigen. Alles Aspekte, die insbesondere für die Patienten und Zahnärzte wichtig sind. Durch die Abstufung des Kunststoffes, von glasklar über vier Rosa-Farben bis hin zu einem geäderten Rosa, habe ich eine breite Variabilität für die Herstellung der herausnehmbaren Arbeiten (Abb. 3). Darüber hinaus habe ich die Möglichkeit, Polyan IC weiter zu individualisieren: durch die Komponenten des visio.lign Systems, bredent. Zähne und Gingiva – insbesondere bei (Supra-) Strukturen aus Bio XS – erhalten hierdurch meine ganz eigene ästhetische „Handschrift“.
Kunststoffverarbeitung leicht gemacht
Meine modellierten Prothesenbasen oder Schienen versehe ich mit einem Spritzkanal und bette sie ein. Nach dem Ausbrühen der Wachsmodellation injiziere ich Polyan IC mit dem thermopress 400 direkt auf mein Meistermodell. Nur wenn ich Kronen- und Brückenkonstruktionen mit Bio XS fertige, muss ich meine Arbeitsschritte leicht modifizieren, da systembezogen mit zwei unterschiedlichen Herstellmethoden verfahren werden kann: Zum Ausgleich der Volumenkontraktion des Spritzkunststoffes fertige ich die Meistermodelle mit einer stärkeren Expansion als sonst üblich. Diese erziele ich mit dem Spezialexpansionsgips Expando-Rock unter der Verwendung der bredent-Küvettentechnik. Nutze ich das bredent-Muffelsystem, verfahre ich wie folgt: Meine auf den Meistermodellen modellierten Kronen und Brücken bette ich in das Muffelsystem thermopress 400 dann so ein, wie ich es von der Gusstechnik her kenne. Analog dazu stelle ich auch die gewünschte Expansion für die Passung ein.
Nach der Aushärtung wird solch eine Einbettmassemuffel im Metallrahmen des Systems positioniert und fixiert – und so wird sie auch in die Aufnahme des thermopress 400 eingespannt. In diesem Spritzgussgerät – ohne Druckluftanschluss, allein mit 220 bis 230 Volt Stromanschluss zu betreiben – wird Polyan IC bei einer Solltemperatur von 265 Grad Celsius, 15 Minuten Heizzeit und 60 Sekunden Druckzeit in die Küvette injiziert. Durch die Temperatur des Kunststoffes und seine Viskosität ist nur ein minimales Vorwärmen der Muffel auf 40 Grad Celsius notwendig – so werden die Objekte auch in den Randbereichen vollständig ausgepresst.
Das Ausarbeiten der Prothesenbasen und Schienen ist denkbar einfach – und mit den Werkzeugen des visio.lign Tool-Kits, bredent, sicher durchgeführt. Dem Ausarbeiten mit Fräsern und diamantierten Trennscheiben folgen ein zweistufiges „Sandeln“ – Sandpapier mit 280er- und 400er-Körnung – und die Vorpolitur mit Ziegenhaarbürste und Bimssteinpulver. Nach einer Zwischenreinigung unter fließendem Wasser und mit einem Dampfstrahlgerät führe ich die Hochglanzpolitur der Objekte durch. Mit leichter Hand und wenig Anpressdruck ist der von mir gewünschte Hochglanz mit einer Baumwollschwabbel (circa 5.000 Umdrehungen pro Minute) und Polierpaste, Abraso-Star, bredent, schnell erzielt. Das Ergebnis: ästhetisch äußerst ansprechende Prothesenbasen und Schienen.
Neuer Kunststoff, neue Möglichkeiten
Mit dem Hochleistungsthermoplast Polyan IC und dem thermopress 400 bin ich in der Lage, den Patienten und Zahnärzten eine wirkliche Alternative zu Polymethylmethacrylat-Kunststoffen (PMMA) anbieten zu können. Polyan IC ist besonders für die Patienten interessant, die unter Allergien oder Unverträglichkeiten leiden, da dieses Material höchst körperverträglich ist und in einem sehr hohen Reinheitsgrad gefertigt wird. Das positive Kundenfeedback und die damit verbundene steigende Nachfrage in meinem Labor bestätigen dies. Mit diesem bredent-Spritzgusssystem habe ich meine zahntechnischen Angebote für herausnehmbare Prothetik vorteilhaft erweitert. Dass dies mit einem betriebswirtschaftlich sinnvoll zu betreibendem System möglich ist, spricht ebenfalls für diese Technik.