Grenzenlose Vielfalt in Zirkoniumdioxid

Der Autor Carsten Fischer gehört zu den Pionieren in der Anwendung von Zirkoniumdioxid und berichtet regelmäßig in diversen Publikationen sowie als Referent im In- und Ausland über seine langjährige Erfahrung. Seit einiger Zeit arbeitet er mit der Produktfamilie Zirlux (Henry Schein, Langen), zu welcher u. a. verschiedene Zirkoniumdioxid-Ronden gehören.
Kaum ein anderes Dentalmaterial wurde in den vergangenen zehn Jahren so intensiv untersucht wie Zirkoniumdioxid. Das Material gilt als ausgereift und bietet durch diverse Modifi kationen ästhetisch hochwertige Ergebnisse in unterschiedlichen prothetischen Anwendungsbereichen. Grundvoraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von Zirkoniumdioxid ist das Verständnis für die materialspezifi schen Eigenschaften. Neben werkstoffkundlichen Aspekten sind eine korrekte Indikationsstellung sowie eine gewissenhafte klinische und technische Vorgehensweise von Bedeutung. In den vergangenen zehn Jahren haben wir gelernt, dass es im Wesentlichen statische Konstruktionseigenschaften sind, die über Erfolg oder Nicht-Erfolg entscheiden. Diesbezüglich haben sich auch die Software-Anwendungen verbessert. Zudem haben wir Zahntechniker unser Wissen in diesem Bereich schärfen müssen – manchmal aufgrund mehr oder weniger schmerzhafter Erfahrungen. Eine fehlerhafte Herstellung einer Zirkoniumdioxid-Restauration hat einen signifikanten Einfluss auf die Langzeitstabilität.
In unserem Laboralltag haben wir von Beginn an mit Zirkoniumdioxid gearbeitet und so gut wie keine Probleme zu verzeichnen. Allerdings waren wir uns immer an einer Sache bewusst: Zirkoniumdioxid ist ein hoch anspruchsvoller Werkstoff und muss fachgerecht behandelt werden. Mittlerweile ist eine Vielzahl an Zirkoniumdioxid-Blanks für die Anwendung im Labor erhältlich. Hier gilt zu berücksichtigen, dass es aufgrund der verschiedenen Herstellungsverfahren große Unterschiede bei den mechanischen und optischen Eigenschaften gibt. Ein wichtiges Qualitätsmerkmal kann z. B. aus dem Pressvorgang abgeleitet werden. Durch das heiße isostatische Pressen (HIP = Hot Isostatically Pressed) kann eine erhebliche Steigerung der Biegefestigkeit erreicht werden. Wir arbeiten ausschließlich mit Materialien von Premium-Anbietern, die durch interne Qualitätskontrollen eine hohe Qualität garantieren können. Hierzu gehört das Unternehmen Henry Schein, welches in der Zirlux®-Produktfamilie verschiedene Zirkoniumdioxid-Materialien (derzeit Zirlux ST1 und Zirlux FC2) integriert hat. Gegenüber vielen „Billig“-Discs erhalten wir mit diesen Blanks „viel Leistung“ für einen angemessenen Preis. Die strikten Vorgaben und eine beharrliche Kontrolle seitens des Herstellers sichern die konstante Materialqualität.
Die Zirlux-Produktfamilie mit dem Fokus auf Zirkoniumdioxid
Mit der Zirlux-Produktfamilie bietet Henry Schein ein breites Angebot hochwertiger und aufeinander abgestimmter Produkte. Die Materialien reichen von Zirkoniumdioxid über NEM und Titan bis hin zu PMMA und Wachs. Es kann zwischen hochtransluzenten Zirkoniumdioxiden differenziert werden: Zirlux ST1 (für das individuelle Einfärben) und Zirlux FC2 (voreingefärbt in fünf Farbgruppen). In unserem Alltag finden beide Materialien Anwendung. Je nach Indikation wird die optimal passende Ronde gewählt.
Monolithische Restauration
Die monolithische Fertigung von Zirkoniumdioxid-Restaurationen gilt als rationeller Weg für die Herstellung eines Zahnersatzes und wird von uns bei entsprechender Indikation gern angewandt. Als Gerüstmaterial entscheiden wir uns in der Regel für Zirlux ST1. Schöpft man dessen Potenzial voll aus, können erstklassige Restaurationen und effiziente Arbeitsabläufe erreicht werden. Das Konstruieren am Bildschirm fällt uns heute ähnlich leicht wie die Wachsmodellation einer Vollgusskrone. Grundlagen sind das zahntechnische Know-how, das Wissen um anatomisch-funktionelle Grundlagen und das Verständnis für die klinischen Gegebenheiten. Um die gefrästen monolithischen Zirkoniumdioxid- Kronen farblich zu charakterisieren, werden die Weißlinge vor dem Sintern mit Färbeflüssigkeit infiltriert. Hier gibt es die Dipping- und die Multicolor-Technologie. Damit werden fließende Farbübergänge gemäß einer vorhersagbaren Rezeptur realisiert. Abschließend können die Kronen mit Malfarbe individualisiert und mittels manueller Politur fertiggestellt werden (Abb. 1 u. 2). Hierzu sei auf eine oft diskutierte Thematik eingegangen: Ein vermeintlich erhöhtes Abrasionsverhalten monolithischer Zirkoniumdioxid-Restaurationen. Mit einer hochglatten Zirkoniumdioxid-Oberfläche kann unphysiologischen Abrasionen am Antagonisten entgegengewirkt werden. Dies bedarf eines gewissenhaften Vorgehens von Zahnarzt und Zahntechniker. Nach jedweder Einschleifmaßnahme muss die Zirkoniumdioxid-Oberfläche hochglatt poliert werden! Denn nicht die Härte des Materials ist Ursache für Schädigung des Antagonisten, sondern eine unzureichende Oberflächenstruktur [1]. Kausimulationen zu Studienzwecken zeigen, dass sich poliertes Zirkoniumdioxid und Zahnschmelz nach mehr als einer Million Kauzyklen im Abrasionsverhalten ähneln [2, 3]. Hochwertige Produkte wie Zirkux ST1 lassen auf schnelle Art und Weise eine perfekte Oberfläche entstehen.
Verblendete Restaurationen
Selbstverständlich werden in unserem Alltag nach wie vor komplett verblendete Restaurationen gewünscht. Zum Glück, denn die individuelle Verblendung ist eine manuelle Fertigungsart, die wir nicht missen möchten.
Zirlux ST1 unterstützt auch in der Verblendtechnik das rationelle Vorgehen, denn wir können das Gerüst zu einer farb- und formgebenden Basis für die Verblendung werden lassen (Abb. 3 u. 4). Die Restaurationen werden beispielsweise im Cut-back-Verfahren konstruiert und die Weißlinge nach dem Fräsen eingefärbt und gesintert. Wir profitieren somit von einer naturkonformen und farblich optimalen Gerüstbasis, die individuell verblendet werden kann. Das Verblenden ist nun für den geübten Zahntechniker ein leichtes Spiel. Mit wenigen Schritten werden die Keramikmassen aufgeschichtet. Sollen höchstindividuelle Ansprüche (Schichtschema) erfüllt werden, verwenden wir ebenfalls Zirlux ST1 – in Kombination mit der Multi-Color-Technologie. Wir erhalten wunderbar fließende Farbverläufe und ein lebendiges internes Farbspiel.
-
Abb. 3 u. 4: Bei Frontzahnrestaurationen lassen wir bereits das Gerüst (Zirlux ST1) zur farbgebenden Basis für die individuelle Verblendung werden. Ergebnis sind lebendig wirkende Restaurationen mit einem natürlich wirkenden internen Farbspiel.
-
Abb. 5 u. 6: Doppelkronen-Restauration. Für die Primärteile und/oder individuelle Abutments (auf Titanbasis) bietet das voreingefärbte Zirlux FC2 die Grundlage für eine perfekte Oberflächengestaltung und naturnahe Farbgebung. Die hochglatten Primärteile sind die Grundlage für eine langzeitfunktionierende hochglatte Funktionsweise der Doppelkronen.
Folgen wir bei der Umsetzung einer Restauration den klassischen Farbgruppen (VITA Farbring A-D), kommt uns Zirlux FC2 zugute. Bei diesem Material hat es der Hersteller geschafft, die weiße Eigenfarbe von Zirkoniumdioxid zu „überlisten“ und an den Farbring anzupassen. Zur ausgesprochen hohen Transluzenz und den idealen lichtoptischen Eigenschaften gesellt sich damit ein weiterer Vorteil. Es können Restaurationen mit einer sehr geringen Schichtstärke (0,5 mm) gefertigt werden, womit Zirlux FC2 auch bei geringen Platzverhältnissen zum Material der Wahl wird (Abb. 5 u. 6).
Das System besteht aus industriell voreingefärbten Ronden in fünf Farben, zehn Farbpasten, sechs Modifierpasten und einer Glasurpaste. Ohne ein aufwendiges und fehlerintensives Eintauchen in Färbeflüssigkeiten können wir Restaurationen in allen 16 Vita-Farben herstellen. Nach der Konstruktion des Gerüstes und den entsprechenden Konditionierungsmaßnahmen erfolgt das Verblenden. Mit wenigen Schritten werden die Keramikmasse auf das farbgebende Gerüst geschichtet und die Restauration fertiggestellt.
Fazit
Mit der Produktfamilie Zirlux bietet Henry Schein ein ausgewogenes Portfolio an Materialien für prothetisch hochwertige Restaurationen. Wir profitieren in unserem Alltag u. a. von den Zirkoniumdioxid-Ronden Zirlux FC2 und Zirlux ST1. Grundsätzlich gehören zur Produktfamilie auch eine Verblendkeramik und eine Presskeramik (Zirlux LC).