Werkstoffe

Acetal Dental – ein Polymer für die Provisorienherstellung

Mehrwert für Labor, Zahnarzt und Patient

Ausgearbeitete provisorische Brücke.
Ausgearbeitete provisorische Brücke.

Laborinhaber beschäftigen bundesweit folgende Fragen: Wie habe ich die Nase vorn im Wettbewerb? Wie kann ich mich vom Mitbewerber abheben? Wie optimiere ich die Zusammenarbeit mit bestehenden Kunden und wie gewinne ich neue? Zum täglich Brot vieler Zahntechniker-Chefs zählt auch, Umsätze zurückzuerobern bzw. zu steigern. Auch kostenträchtige Investitionen in moderne CAD/-CAM-Technologien gehören refinanziert.

Eine Antwort auf manche dieser Fragen kann die SHERA Werkstoff-Technologie sein: Sie bietet mit TSM Acetal Dental® ein Material, das einen Mehrwert für Zahnarzt, Patient und Laborinhaber darstellt. Mit diesem Technopolymer für die frästechnische Herstellung von provisorischen Kronen- und Brückengerüsten kann der Zahntechniker punkten, wenn es um die Versorgung des Patienten mit diesen Arbeiten geht – ein Feld, das bisher traditionell Behandler oder Helfer inhouse bestellen.

Die SHERA Werkstoff-Technologie hatte bereits vor einigen Jahren auf dem deutschen Markt das Material TSM Acetal Dental® des Herstellers Pressing eingeführt. Es ist ein biokompatibler Werkstoff, der sich als sehr stabil und verträglich erwiesen hat. Mittlerweile ist TSM Acetal als Fräsrohling mit 98,5 mm Durchmesser und einer 20 mm- und 25 mm-Stufe erhältlich, ist somit in CAD/CAM-Prozessen einsetzbar und bietet Laborinhabern eine große Chance, sich neu in eingefahrene Abläufe einzuklinken.

Provisorische Versorgung bisher

Bislang stellte sich die Frage eines im Labor angefertigten Provisoriums nicht. Im täglichen Ablauf fertigten Behandler oder das Helferteam Provisorien für den Patienten auf herkömmliche Art und Weise: mit Vorabdrücken, Gegenbissen und allerlei Polymeren. Bei schwierigen Bissverhältnissen und zu geringen Verbindungsstärken halten die Provisorien meistens nicht lange und brechen. Der Patient muss sich erneut vorstellen und die Provisorien reparieren lassen, häufig mehrfach. Patient und Behandler verlieren Zeit und strapazieren ihre Nerven. Außerdem verursachen diese Zusatzreparaturen Kosten, die in den Praxen nicht einkalkuliert sind. Eine weitere unangenehme Begleiterscheinung: Die Gingivaanteile im Frontzahnbereich oder im Implantatbereich sind durch den Restmonomeranteil der PMMA-Materialien leicht entzündet, und das nicht nur bei Allergiepatienten. In dieser Situation konnte Laborinhaber ZTM Ralf Oppacher Kunden noch nicht von laborgefertigten Provisorien überzeugen. Es gab Bedenken: Der Aufwand sei zu groß und langwierig, zu teuer sowieso – und das trotz abrechenbarer BEL-Positionen. Mit den schnelleren CAD/CAM-Verfahren und modernen Materialien ändern sich die Rahmenbedingungen, neue Möglichkeiten tun sich auf.

Mit Provisorien mehr bieten

Laborgefertigte Provisorien aus TSM Acetal Dental® sind der Brückenschlag zwischen traditioneller Fertigung und modernen CAD/CAM-Verfahren. Sie lassen sich schnell, kostengünstig und komfortabel herstellen. Außerdem sind sie eine verträgliche Lösung für Allergiker und äußerst stabil. Das Labor kann sich mit dieser Leistung vom Mitbewerber abheben, seinem Kunden ein attraktives Angebot machen und neuen Umsatz generieren.

Ein Patientenfall: 12-gliedrige Brücke aus TSM Acetal Dental®

Die Gelegenheit, einen Zahnarzt von Acetal zu überzeugen, bot sich für uns durch eine 64-jährige Patientin, die mit einer 12-gliedrigen Brücke versorgt werden sollte. Auf den Materialvorschlag TSM Acetal Dental® reagierte der Behandler mit folgenden Fragen: Hält die wirklich? Und wie lange dauert es, das Provisorium zu fertigen? Die Anforderungen: Es sollte ein Langzeitprovisorium für 4 Wochen hergestellt werden, stabil und ohne Bruchgefahr, mit ordentlicher Ästhetik. Zudem sollte sich die reizempfindliche Gingiva nicht entzünden.

Der Ablauf

In diesem Fall waren zwei Versandwege zwischen der Zahnarztpraxis und dem Labor einzuplanen. Morgens wurde die Arbeit als Vorpräparation angekündigt. Am selben Tag verließen der Abdruck, der Gegenbiss und auch ein Situ-Modell vor der Präparation die Praxis. Nachdem die Unterlagen im Labor waren, wurde ein Sägemodell erstellt, das optimal für den anschließenden Scan gefertigt war. Mit einem Rosenbohrer wurden die Präparationsgrenzen sauber freigelegt. Für den Zahnkranz verwendete der Techniker den Superhartgips SHERAHARD-ROCK. Er ist sowohl für die herkömmliche Modellherstellung als auch für die Scantechnik geeignet. Damit ist dieser Gips ebenfalls ein „Brückenprodukt“, in dem klassische Verfahren und moderne Technologie verbunden sind. Der Zahnkranzsockel wurde mit SHERASOCKEL-FLÜSSIG erstellt, ein sehr fließfähiger Gips für dichte, kantenstabile und blasenfreie Sockel. Wichtig bei der Verarbeitung des Gipses ist es, die Herstellerangaben zu beachten und sorgfältig zu arbeiten; auch hier ist das Gipsmodell die Grundlage für die nachfolgenden Arbeiten, insbesondere für die Qualität des Scans (Abb. 1 u. 2).

  • Abb. 1: Die Präparation bereits nach einer Woche Tragezeit des Provisoriums aus TSM Acetal Dental®.
  • Abb. 2: Die Gingiva ist hell, sehr schön rosa und entzündungsfrei.
  • Abb. 1: Die Präparation bereits nach einer Woche Tragezeit des Provisoriums aus TSM Acetal Dental®.
  • Abb. 2: Die Gingiva ist hell, sehr schön rosa und entzündungsfrei.

Nach Eintreffen der Abformung konnten das Modell und anschließend das Design im Zfx III Scanner hergestellt werden. Nach kurzer Zeit war das Provisorium designt und konnte als STL-Datensatz auf der SHERAeco-mill 50 gefertigt werden, einer CAM-Fräse mit automatischem 6-fach-Werkzeugwechsler. Dieses 4-Achs-Fräsgerät ist für Acetal, PMMA-Kunststoff, Zirkon, Wachs und Komposite ausgelegt (Abb. 3–6). Das Ergebnis sah optimal aus und wurde sofort aus dem Blank getrennt, um es auf dem Modell aufzupassen. Die leichte Nachbearbeitung dauerte nur rund 25 Minuten. Dabei wurde die Okklusion leicht korrigiert, die Brückenglieder etwas verschönert beschliffen und interdental separiert (Abb. 7). Nach einer sorgfältigen Politur mit SHERAPOL 705 war die Brücke am späten Nachmittag fertig und konnte zurück in die Praxis geschickt werden. Am nächsten Morgen um 10 Uhr kam die Patientin, um sich ihr Langzeitprovisorium einsetzen zu lassen. Innerhalb weniger Minuten saß die Brücke optimal.

  • Abb. 3: SHERAeco-mill 50 fräst in 3,5 Stunden eine provisorische 12-gliedrige Brücke.
  • Abb. 4: Das mit der Zfx-CAD designte Provisorium.
  • Abb. 3: SHERAeco-mill 50 fräst in 3,5 Stunden eine provisorische 12-gliedrige Brücke.
  • Abb. 4: Das mit der Zfx-CAD designte Provisorium.

  • Abb. 5: Der STL-Datensatz wird mittels CAM-Software in die SHERAeco-mill geladen.
  • Abb. 6: Das Endergebnis nach dem Fräsen.
  • Abb. 5: Der STL-Datensatz wird mittels CAM-Software in die SHERAeco-mill geladen.
  • Abb. 6: Das Endergebnis nach dem Fräsen.

  • Abb. 7: Die ausgearbeitete provisorische Brücke aus TSM Acetal Dental®.
  • Abb. 7: Die ausgearbeitete provisorische Brücke aus TSM Acetal Dental®.

Das Ergebnis

Behandler und Patientin äußerten sich positiv über das Provisorium aus TSM Acetal Dental®. Die Patientin empfand das Provisiorum, als hätte sie eigene Zähne im Mund. Lediglich nach dem Zähneputzen ergab sich der Eindruck, dass die Oberfläche des Provisoriums für einige Minuten rau gewesen sei. Der Grund: Bei Acetal handelt es sich um ein Nanokomposit, das sich in der Oberflächenstruktur von einem PMMA-Kunststoff unterscheidet und offener wirkt. Doch mit dem Speichelfluss ist die Oberfläche innerhalb kurzer Zeit quasi wieder glatt „versiegelt“. Alle Erwartungen an die provisorische Versorgung konnten erfüllt werden:

  1. Sie erwies sich als sehr stabil. Reparaturen waren in der gesamten Zeit nicht notwendig.
  2. Die Form kam der alten bzw. der geplanten Situation sehr nahe.
  3. Sie war schnell fertig und kostengünstig hergestellt. Die provisorische 12-gliedrige Brücke konnte vollständig als Kassenleistung mit der BEL-Position abgerechnet werden.

Laut Herstellerangaben kann TSM Acetal Dental® dental bis zu vier Jahre im Patientenmund verbleiben. Das bringt Flexibilität in den Zeitplan. Nach vier Wochen stand bei dieser Patientin die eigentliche Zahnersatzversorgung in Vollkeramik an. (Abb. 8). Es wurden Fotos vom Acetal-Provisorium in situ angefertigt. Die Gingivaanteile waren hellrosa und wunderbar ausgeformt. Es gab – den Angaben der Patientin zufolge – weder negative Reaktionen noch Irritationen am Zahnfleisch. Im Gegenteil: Das Zahnfleisch machte den Eindruck, dass es durch das Provisorium geformt und so auf die abschließende prothetische Arbeit optimal vorbereitet wurde. Die endgültige Versorgung wurde schließlich in Zirkon übertragen. Zunächst wurden die Gerüste designt, dann aus dem Zirkon SHERAeco-disc ZR transluzent gefräst. Mit dem SHERAeco-color ZR Colouring Liquid A3 wurde die Arbeit dezent eingefärbt und anschließend gesintert. Nach einer Gerüsteinprobe wurden dann die Gerüste fotografiert und verblendet (Abb. 9 u. 10).

  • Abb. 8: Das Provisorium in situ. Auch nach vier Wochen Tragezeit zeigten sich keinerlei Verfärbungen an der Gingiva oder dunkle Ränder.
  • Abb. 9: Die Gerüsteinprobe mit der Zirkonarbeit aus SHERAeco-disc ZR.
  • Abb. 8: Das Provisorium in situ. Auch nach vier Wochen Tragezeit zeigten sich keinerlei Verfärbungen an der Gingiva oder dunkle Ränder.
  • Abb. 9: Die Gerüsteinprobe mit der Zirkonarbeit aus SHERAeco-disc ZR.

  • Abb. 10: Die definitive Kassenversorgung in situ.
  • Abb. 10: Die definitive Kassenversorgung in situ.

Fazit

Mit diesem neuen Kunststoffmaterial sowie der Verbindung zwischen traditionellem Handwerk und moderner CAD/CAM-Technologie bieten sich neue Möglichkeiten für das Labor. Von der Synergie zwischen Behandler und Labor, Zahntechniker und Zahnarzt, profitiert auch der Patient: Die verbesserte Haltbarkeit bei provisorischen Kronen und Brücken beschert ihm mehr Lebensqualität. Der Laborinhaber erzielt mit TSM Acetal Dental® Umsätze, die er sonst nicht erreichen konnte, und hebt sich im Wettbewerb von Kollegen ab. Außerdem festigt er die Beziehung zu seinem Kunden und liefert Zahnärzten seinerseits die Chance, beim Patienten mit einem „Mehrwert“ zu punkten.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: ZTM Ralf Oppacher

Bilder soweit nicht anders deklariert: ZTM Ralf Oppacher