Hans Peter Bimler kannte eine Idee von J. A. W. van Loon, manuell hergestellte Gesichtsmasken und Kieferabgüsse als eine Grundlage für die zahnärztliche Analyse und Therapie zu verwenden. Nun ermöglichten ihm – nicht digital wie heute, aber apparativ – neue Techniken rund um die Röntgenkugel die Weiterentwicklung. Diese wurde im Januar 1939 in einer ersten Veröffentlichung im Korrespondenzblatt für Zahnärzte beschrieben.
Das Vorgehen: Ein Röntgenapparat wurde mit einem Hofrath-Ziel-Tubus erweitert, einem Vorsatz für das Röntgengerät zur Eingrenzung des Strahlenfeldes. Auf diesem Tubus wurde parallel eine Leica-Kamera mit Teleobjektiv montiert und nun erfolgten gleichzeitig Röntgen und Fotografieren (Abb. 1). Da Hans Peter Bimler noch Student war, konnte er den Bericht über sein Verfahren nicht selbst veröffentlichen, Autor war sein Vater. In dem Beitrag mit dem Titel „Das Röntgenophotostatverfahren“ heißt es: „Durch gleichzeitige Exponierung einer Röntgen- und Photoaufnahme und ein nachträgliches Zusammenkopieren der Negative zu einem Positiv erhält man ein Bild, das die Struktur des knöchernen Schädels zeigt und gleichzeitig auch das Bild der Weichteile vermittelt.“ Das Röntgenfotogramm war geboren (Abb. 2).
Das Röntgenfotogramm hautnah erleben
Diese erste Veröffentlichung kann man auf der Museums-Homepage www.dentalmuseum.eu abrufen und als Kopie ausdrucken. Ebenfalls im Jahre 1939 entstand in der Praxis des Vaters in Breslau ein Film zur neuen Technologie. Der Film ist in hervorragender Qualität aufgenommen worden – und er ist zum großen Glück noch erhalten. Dank der Familie wurde er digitalisiert und steht im Dentalhistorischen Museum in Colditz zum Anschauen zur Verfügung. So wird ein sehr seltener fachbezogener Filmschatz erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Original-Röntgenfotogramme befinden sich heute im Dokumentationszentrum „Prof. Bimler“ in der Bibliotheca Dentaria des Museums.
Nach dem 2. Weltkrieg und Gefangenschaft führte Hans Peter Bimler ab 1947 sein Studium an der Universität Göttingen fort. Die schwierigen Verhältnisse nach dem Krieg, der Neuanfang der Familie in Wiesbaden und wenig vorhandene Mittel und Materialien in der neuen Zahnarztpraxis forderten sein großes Können auf zahnmedizinisch-zahntechnischem Gebiet – Bimler entwickelte seine kieferorthopädischen Apparaturen selbst. Als eine wichtige Grundlage für seine neu erdachte schonende Zahnspange, den „Gebissformer“, diente ihm dabei das Röntgenfotogramm, um kephalometrische Analysen durchzuführen.
Weitere Informationen:
Dentalhistorisches Museum
Verein zur Förderung und Pflege des
Dentalhistorischen Museum e. V.
ZTM Andreas Haesler
www.dentalmuseum.eu
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