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Interview

DLyte – künftig Laborstandard?

Wie aus einem internen Optimierungsprojekt eine komplette Werksvertretung in zwei Ländern wurde, weshalb man dabei alle „Kannibalisierungsängste“ über Bord warf und wie es heute zu der forschen These kommt, besagte Poliermaschinen würden in den kommenden Jahren zum Standard in allen metallverarbeitenden Laboren avancieren, schildert uns Benjamin Lauer von CADdent.

Abb. 1: DLyte Desktop Dental und Pro – ergänzend soll 2023 noch eine Mini-Version erscheinen. CADdent
Abb. 1: DLyte Desktop Dental und Pro – ergänzend soll 2023 noch eine Mini-Version erscheinen.
Abb. 1: DLyte Desktop Dental und Pro – ergänzend soll 2023 noch eine Mini-Version erscheinen.

Bei den DLyte Poliermaschinen handelt es sich um eine Entwicklung des spanischen Unternehmens GPAINNOVA, bei der ein Trocken-Elektropolierverfahren zum Einsatz kommt. Wie kam es dazu, dass CADdent als Fertigungspartner im Bereich LaserMelting, Fräsen und 3D-Druck die Werksvertretung übernahm?

Benjamin Lauer
Technischer Vertrieb, CADdent und MINDFAB. CADdent
Benjamin Lauer
Technischer Vertrieb, CADdent und MINDFAB.

Um genau zu sein, hat MINDFAB als 100%iges Schwesterunternehmen die Werksvertretung für CADdent übernommen. Angefangen hat es 2015 mit einem Prozessoptimierungsprojekt. Es galt dabei, Verbesserungsmöglichkeiten im Bereich der Oberflächenbearbeitung, insbesondere beim Modellguss, zu identifizieren.

Als Fertigungspartner für Labore hatten wir ein signifikantes Volumen an entsprechenden Arbeiten und wir wollten diese effizienter und vor allem angenehmer und gesünder für unsere Mitarbeiter gestalten. Immer wieder kam es zu Gelenk- und Sehnenscheidenentzündungen durch die Arbeit an den Dentalturbinen sowie zu Verbrennungen und Verletzungen an den Fingern. Also schauten wir uns nach geeigneten Lösungen um und probierten sie aus.

Bei den Maschinen von GPAINNOVA sahen wir das größte Potenzial. Damals – 2016 – war das Unternehmen noch ein echtes Start-up. Im Grunde eine Garagenfirma mit 5 Mitarbeitern.

DLyte selbst war zudem nicht auf den Mikrobereich ausgelegt. Trotzdem brachten die Maschinen die bis dato größte Entlastung. Wir befanden uns damals in regem Dialog mit den Entwicklern und stimmten die Poliermaschinen gemeinsam auf unsere Anforderungen ab. Durch konstruktives Feedback und sich daraus ergebenden Verbesserungen wuchs auf ganz natürliche Weise eine Partnerschaft – und ein System, das immer besser die Bedürfnisse im Dentallabor abdeckte.

Die Werksvertretung für Deutschland und Österreich zu übernehmen, hat sich dann wie die logische Konsequenz angefühlt.

Was konkret polieren Sie bei CADdent mit den DLyte-Maschinen?

Alles, was leitfähig und metallisch ist. Oberflächen von festsitzendem, Implantat- und herausnehmbarem Zahnersatz aus Kobalt-Chrom und Titan. Kronen, Brücken, Stege und Sekundärteile, Arbeiten aus EFM wie Gerüste und gefräste Sekundärteleskope etc. – grundsätzlich Guss- und Modellgussarbeiten, wobei die Vorteile bei letzteren am deutlichsten zum Tragen kommen. Die Maschine übernimmt konkret folgende 3 Schritte: Sie entfernt die Mikrorauheiten, reinigt das Werkstück im elektrolytischen Bad, erzeugt damit den typischen Metallglanz und finalisiert mit abschließender Glanzpolitur.

Als Fertigungspartner haben Sie ein deutlich höheres Aufkommen an Arbeiten, die sich für die Bearbeitung mit DLyte anbieten. Besteht tatsächlich auch in kleinen oder mittelgroßen Laboren Bedarf, oder rechnen sich die Maschinen nur bei hohen Stückzahlen?

Absolut nicht. Von den DLyte-Geräten profitiert langfristig jedes Labor, das Metalle verarbeitet. Mittlerweile gibt es neben den großen Maschinen auch eine Desktop-Version, die sich mit einem Einsatzvolumen von 1 bis 5 Werkstücken pro Tag schnell bezahlt macht.

Außerdem kommt 2023 noch eine Mini-Version auf den Markt – und dann steht wirklich für jeden das passende Gerät bereit. Ist der Maschinentyp abgestimmt auf die Anforderungen dimensioniert, amortisiert sich das Investment bereits nach 18 bis 24 Monaten. Die Zeitersparnis und der Komfort, den DLyte bringt, sind einfach enorm.

Konkret sprechen wir hier von rund 60% weniger Zeitaufwand im Bereich Modellguss. Schritte wie gummieren, polieren, glänzen usw. fallen komplett weg – denn das übernimmt die Maschine. Ganz zu schweigen von Annehmlichkeiten wie sauberen Fingern und generell der Vermeidung bereits genannter Hand- und Gelenksverletzungen.

Hinzu kommt der generelle Optimierungsbedarf in Laboren aufgrund von Fachkräftemangel und akutem Kostendruck. Ich gehe daher so weit zu behaupten, dass diese Poliersysteme irgendwann in metallverarbeitenden Dentallaboren so verbreitet sein werden, wie Waschmaschinen in deutschen Haushalten.

Und die Qualität der resultierenden Arbeiten – wie sieht es damit aus?

Hervorragend! Beim zugrundeliegenden Trocken-Elektropolierverfahren werden die im CAD/CAM-Qualitätsstandard üblichen Toleranzen eingehalten. Das heißt, Labore profitieren von einer verlässlich gleichbleibend hohen Qualität.

Außerdem bleibt die Geometrie des Werkstücks 1:1 erhalten – und das ist einzigartig. Auch verbessert die fachgerechte Oberflächenbehandlung die Korrosionsbeständigkeit des Gerüsts, da mit 1 bis 3 μm so gut wie kein abrasiver Abtrag entsteht, was wiederum die Biokompatibilität erhöht.

Stichwort „Kannibalisierungsängste“: Wie verträgt sich diese Werksvertretung mit Ihrem Kerngeschäft? Als Fertigungspartner verdient CADdent im Grunde doch daran, die Polierarbeiten zu übernehmen?

Ja, tatsächlich lässt sich hier ein gewisserer Konflikt vermuten – und es ist auch ein Thema über das wir intern diskutiert haben. Aber wie gesagt, erachten wir das Potenzial dieser Maschinen für so hoch, dass sie tatsächlich in nicht allzu ferner Zeit zum grundlegenden Laborstandard werden. Das heißt also, dass sie – ob von uns oder anderen vertrieben – ohnehin auf lange Sicht diesen Arbeitsbereich für uns obsolet machen.

Durch die Werksvertretung haben wir zumindest etwas davon (lacht). Davon abgesehen hat sich herausgestellt, dass bei den Kunden, die uns als Fertigungspartner nutzen und die zudem eine DLyte erworben haben, unser Auftragsvolumen im Schnitt gleichgeblieben ist oder sich sogar erhöht hat – da mehr Werkstücke gefertigt werden können.

Wir sind gespannt, ob sich Ihre Zukunftsvisionen für die DLyte-Maschinen bewahrheiten und bedanken uns ganz herzlich für das interessante Gespräch!

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