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Interview

Kerasmatisch (1): Vollkeramik und die Kunst der Entscheidung

Im Interview spricht Annett Kieschnick mit ZTM Benjamin Wojtech über seinen vollkeramischen Laboralltag und die Materialwahl bei einer immer komplexer werdenden keramischen Werkstoffvielfalt. Der Zahntechniker aus Nürnberg setzt im Alltag auf den Systemgedanken, nutzt vor allem das abgestimmte Portfolio der keramischen Massen aus dem Hause GC und plädiert für lösungsorientiertes Teamwork. 

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Wir leben in einer „Multioptionsgesellschaft“, in der Wahlfreiheit und Flexibilität hohe Bedeutung haben – auch in der Zahntechnik. Bezogen auf Vollkeramik: Wie wichtig ist Ihnen die möglichst große Auswahl an Werkstoffen?

ZTM Benjamin Wojtech ist Geschäftsführer des Dentallabor Wojtech in Nürnberg. Benjamin Wojtech
ZTM Benjamin Wojtech ist Geschäftsführer des Dentallabor Wojtech in Nürnberg.

Benjamin Wojtech: Flexibilität ist wichtig, denn die Anforderungen im vollkeramischen Arbeitsalltag sind vielseitig. Noch wichtiger als eine große Auswahl an Werkstoffen ist für mich jedoch ein Portfolio an verlässlichen Produkten, mit denen die verschiedenen Situationen im Laboralltag sicher abgedeckt werden können. Bei der riesigen Auswahl an vollkeramischen Materialien scheint es kaum möglich, den Überblick zu behalten.

Wir setzen daher auf Werkstoffe etablierter Hersteller. Es ist eine Vertrauenssache. Zum Beispiel stellt für uns ein Unternehmen wie GC, welches über Jahrzehnte erfolgreich am Markt ist und basierend auf eigenen zahntechnischen Erfahrungen und solidem Know-how in der Vollkeramik seine Produkte immer wieder optimiert und aufeinander abstimmt, einen zuverlässigen Partner dar. 

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Zudem bringt eine breite, unübersichtliche Palette an Werkstoffen im Labor einige Herausforderungen mit sich, z.B. unterschiedliche Verarbeitungsparameter und Prozessabläufe. Je mehr Werkstoffe und Produkte genutzt werden, desto mehr Prozesse müssen wir etablieren.

Mitarbeiter sind zu schulen und Abläufe neu zu definieren. Aber warum das Leben schwerer machen, als es sein muss. Hohe Prozesssicherheit ist im Labor wichtig; sowohl für die Qualität unserer Arbeiten als auch für die Wirtschaftlichkeit. 

Sie konzentrieren sich also lieber auf bestimmte Werkstoffe bzw. Produkte?

Für größtmögliche Sicherheit setzen wir auf die Werkstoffe etablierter Unternehmen, z. B. die vollkristallierte CAD/CAM-Lithium-Disilikat-Keramik GC Initial LiSi Block. Benjamin Wojtech
Für größtmögliche Sicherheit setzen wir auf die Werkstoffe etablierter Unternehmen, z. B. die vollkristallierte CAD/CAM-Lithium-Disilikat-Keramik GC Initial LiSi Block.

Benjamin Wojtech: Genau, da bin ich echt ein beständiger Typ und arbeite nach dem Prinzip „Never change a running system.“ Ich möchte nicht ständig neue Materialien unterschiedlicher Hersteller probieren, sondern nutze das, was funktioniert. Natürlich beobachten wir die Entwicklungen am Markt und sind offen für Neues.

Allerdings ist es hier wieder das Vertrauen in den Hersteller, welches uns Sicherheit gibt. Wir haben in der Zahntechnik schon viele keramische Materialien kommen und manche auch wieder gehen sehen. Daher achten wir darauf, nur mit den Werkstoffen eines Anbieters zu arbeiten, der schon lange am Markt ist und es wahrscheinlich bleiben wird.

Ähnlich wie beim Autokauf; auch hier will ich ja in 10 Jahren noch Original-Ersatzteile beziehen können. Diese Sicherheit ist mir wichtig; auch im Sinne der Patienten. 

Welche vollkeramischen Werkstoffe nutzen Sie hauptsächlich?

Benjamin Wojtech: Wir arbeiten seit langer Zeit mit Lithium-Disilikat; anfangs in der Presstechnik, heute auch im CAD/CAM-Verfahren. Mittlerweile haben wir mit den Lithium-Disilikat-Keramiken GC Initial™ LiSi Press und GC Initial™ LiSi Block verlässliche Produkte für uns gefunden. Zudem fräsen wir seit mehr als 15 Jahren Zirkonoxid-Restaurationen.

Gerade die modernen Zirkonoxide mit mehrschichtigem Aufbau sind in unserem Labor ein wichtiger Bestandteil geworden. Das i-Tüpfelchen an Ästhetik erzielen wir am liebsten mit Lithium-Disilikat in der Presstechnik. Das Pressen ist eine effiziente Verfahrensweise, die beeindruckende Ergebnisse liefert.

Außerdem ist dieser Verfahrensweg dem Dentallabor vorbehalten und dieses Alleinstellungsmerkmal nutzen wir. Die Ästhetik, die wir auf diesem Weg erzielen, ist aus meiner Sicht unschlagbar. Grundsätzlich ist mir wichtig, dass wir mit unserem Konzept die Flexibilität ausleben können, die im vollkeramischen Alltag so wichtig ist. 

Frei nach dem Motto: Handle stets so, dass weitere Möglichkeiten offenstehen?

Flexibel auf die Anforderungen des zahntechnischen Alltags reagieren. GC Initial IQ ONE SQIN ist ein keramisches Konzept aus Farb- und Strukturmassen für die Mal- und Schichttechnik (Micro-Layering). Benjamin Wojtech
Flexibel auf die Anforderungen des zahntechnischen Alltags reagieren. GC Initial IQ ONE SQIN ist ein keramisches Konzept aus Farb- und Strukturmassen für die Mal- und Schichttechnik (Micro-Layering).

Benjamin Wojtech: Ja, genau. Die verschiedenen Patientenansprüche sind im Laboralltag eine ähnlich hohe Herausforderung wie die Mannigfaltigkeit natürlicher Zähne. Monolithisch, vollverblendet, teilverblendet, bemalt oder Micro-Layering – wir benötigen einen gewissen Spielraum für die Umsetzung.

Ich schätze die Entscheidungsfreiheit, die mir ein modernes Vollkeramiksystem bietet. Ob als Presskeramik oder als CAD/CAM-Block – die GC Initial LiSi-Familie vereint alle guten Eigenschaften einer Lithium-Disilikat-Keramik und hat selbst in der monolithischen Umsetzung ein wunderbar chromatisches Verhalten. Die schönen warmen Farben und die verschiedenen Transluzenzstufen führen zu natürlichen Ergebnissen mit fließenden Übergängen.

Zudem können wir die Restauration mit GC Initial™ IQ ONE SQIN – einem keramischen Konzept aus malbaren Farb- und Strukturmassen – individualisieren (malen, schichten, Strukturoptimierung). Das gibt uns die Möglichkeit, Restaurationen auf verschiedenen Wegen fertigzustellen, ohne die Produktpalette des Herstellers zu verlassen. Und das bietet die Sicherheit, die wir im Dentallabor benötigen.

Wie wichtig ist für Sie Teamwork?

Benjamin Wojtech: Teamwork ist die Grundlage für gute zahntechnische Arbeit. In erster Linie ist Teamwork eine Bereicherung für alle Beteiligten. Zum Beispiel benötigen wir als Zahntechniker Einblicke in die zahnärztliche Arbeit und müssen ein Verständnis für die klinischen Abläufe haben.

Andererseits benötigen Zahnärztinnen und Zahnärzte unseren zahntechnischen Input, welchen sie in ihre Arbeit einbringen können. Aber auch Teamwork im Kollegenkreis ist mir wichtig. Ich lerne durch Austausch, offene Diskussionen und konstruktives Feedback viel für meine tägliche Arbeit.

Einer meiner wertvollsten Kritiker ist übrigens die Fotografie. Makro-Fotografie kann zwar wehtun, denn je mehr man sich seine eigene Arbeit in der Nahaufnahme anschaut, desto mehr Mängel werden erkennbar. Aber letztlich ist das Medium „Fotografie“ eines der wichtigsten Lehrmittel für Zahntechnikerinnen und Zahntechniker.

Vielen Dank für das Gespräch!

Der 2. Teil des Artikels mit und um Benjamin Wojtech stellt einen „kerasmatischen“ Patientenfall vor. Hier geht’s zum Artikel.

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