Die Frontzahnkrone – ein Lösungsansatz für wirtschaftliche Ästhetik

Auch der Frontzahnbereich entscheidet mit über das persönliche Wohlbefinden. So oft sieht ZTM Jürgen Freitag, dass jemand in der Öffentlichkeit beim Lächeln die Lippen extra geschlossen hält oder hinter vorgehaltener Hand lacht. „Aha!“, denkt er dann, „da ist wohl bald ein Zahnarztbesuch fällig ... mit dem Auftrag an uns Zahntechniker, alles wieder auf die Reihe zu bringen.“ Solch ein Fall flatterte ihm kürzlich wieder einmal ins Haus, ihn stellt Jürgen Freitag im Folgenden vor. Die Geldbörse der Patientin war klein, aber der Wunsch groß – ebenfalls eine wiederkehrende Situation für Dentallabore.
Die Patientin, 32-jährig, war vorher alio loco mit einer extern bemalten Zirkoniumdioxidkrone versorgt worden. Sie hatte sich wohl mehr davon versprochen. So aber wurde die Ästhetik wieder und wieder korrigiert, ohne dass sich jedoch der gewünschte ästhetische Erfolg einstellte. Dann kam der Fall zu uns. Da sich die Vorversorgung als insuffizient erwies, entfernte der Behandler die Krone. Dabei wurde offensichtlich, dass die Platzverhältnisse für die Prothetik leider etwas eingeschränkt waren (Abb. 1–3), was natürlich auch dem vorherigen Zahntechnikerkollegen zu schaffen gemacht hatte. Als Vorteil bei der Planung der Neuversorgung erwies sich allerdings: Der Stumpf war vital und nicht verfärbt.
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Abb. 1: Zahn 11 – die präparierte Situation.
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Abb. 2: Das Modell als prothetische Ausgangssituation.
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Abb. 3: Die palatinale Sicht macht die geringen Platzverhältnisse deutlich.
© Jürgen Freitag
Es war wieder ein Zirkoniumdioxidgerüst angesagt. Jedoch wurde im Zusammenspiel Zahnarzt-Patientin-Zahntechniker nun beschlossen, dieses manuell zu verblenden. Auch diese höherwertige Lösung als die vorangehende sollte wirtschaftlich zu realisieren sein.
Mit einem Wax-up verschafften wir uns zunächst einen Überblick (Abb. 4). Später stellten wir das Kronengerüst mit unserem Fräsgerät Zenotec mini (Wieland Dental) her. Als Material benutzten wir hier eine 98 x 14-ZirconHT-Ronde (VITA Zahnfabrik). Wir legen immer Wert auf eine schöne Transluzenz des Zirkoniumdioxids und versuchen, mit diesem Gerüstmaterial eine Lichtaufnahme bis in den präparierten Zahn hinein zu erreichen. Diese Vorgehensweise präferieren wir allerdings nur bei nicht verfärbten Stümpfen.
Das Konzept für Wirtschaftlichkeit und Ästhetik
Gerade bei geringen Platzverhältnissen muss konsequent darauf hingearbeitet werden, eine Tiefenillusion des Lichtes und ein natürlich anmutendes Lichtspiel vom ersten Schritt an zu erzeugen. Deshalb war ein hochtransluzentes Zirkoniumdioxidmaterial hier das Richtige und bildete die Grundlage unseres Konzepts. Auch beim Schichten versuchen wir, Tiefe zu erzeugen, die wir für die finale Ästhetik benötigen. Das sorgt für ein wirtschaftliches Vorgehen und erspart uns Nachbesserungen.
Die Verblendung
Wir begannen nach dem Washbrand mit VITA VM 9 Base-Dentin und legten uns im zervikalen Bereich Sun-Dentin 3 dünn vor. Anschließend schichteten wir für den ersten Hauptbrand Base-Dentin und verzichteten aus Platzmangel in diesem Fall auf das Transpa-Dentin. Nun folgte das Anlegen der nach der individuellen Farbwahl festgelegten inzisalen Effekte. Speziell im Falle jugendlicher Schichtungen benutzen wir für den bläulichen Saum gern die EE10 oder die EO4, beide leicht mit der Windowmasse abgemischt. Im vorliegenden Fall zogen wir außerdem die MM3 heran, um die mamelonartigen Reststrukturen so natürlich wie möglich nachzubilden. Abschließend erfolgte die Transpaschichtung im zentralen Bereich mit ENL, NT, EE1 und Window. Die Abbildungen 5 u. 6 zeigen den Schichtaufbau aus der zentralen Perspektive zur Darstellung der einzeln aufeinanderliegenden Schichten. Nach dem Ausarbeiten führten wir den zweiten Dentinbrand durch, bei dem wir hauptsächlich NT, Window und etwas EO2 nachschichteten, um die finale Form zu gestalten.
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Abb. 5: Die Schichtung, zur Verdeutlichung angefärbt.
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Abb. 6: Schichtungsdetails.
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Am Ende erarbeiteten wir uns die Oberflächentextur und legten die Lichtleisten fest (Abb. 7). Nach dem Glanzbrand und einer nur leichten Akzentuierung mit den Malfarben Akzent Plus war die Krone fertig zum Einsetzen. Vorher kontrollierten wir noch das Ergebnis anhand eines Schwarz-Weiß-Bildes, das uns den korrekten Helligkeitswert anzeigte (Abb. 8). Zum Ergebnis des neuen 11-er äußerten sich der Behandler und die Patientin sehr zufrieden (Abb. 9 u. 10). Das so realisierte Lichtkonzept überzeugte.
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Abb. 7: Unsere Lichtleisten.
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Abb. 8: Das Schwarz-Weiß-Bild verschafft uns einen Überblick, indem wir ihm den Helligkeitswert entnehmen.
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Abb. 9: In leicht lateraler Sicht lassen sich die Oberflächen- und Farbnuancierung der Restauration in ihrem Umfeld am besten kontrollieren.
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Abb. 10: Der Frontzahn 11 gliedert sich harmonisch in den Zahnbogen ein.
© Jürgen Freitag
Fazit
Der hier vorgestellte Fall zeigt: Auch bei kleinem Patientenbudget gibt es die 08/15-Frontzahnversorgung nicht. Die Restauration muss immer zum individuellen Umfeld des Zahnbogens passen. Bei der Form ist uns dies klar ... die CAD/CAM-Technologie verleitet uns aber gern dazu, allein auf das uns angebotene Material zu vertrauen. Aber Verfahren, Materialien und dort gefundene Eigenschaften sind stets nur Teil des zahntechnischen Konzepts. Es müssen immer auch unsere künstlerischen Fähigkeiten, Ideen und Erfahrung hinzukommen, um so einen harmonischen Weg von gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit und Ästhetik gehen zu können.