Anzeige

Digitale Systeme

Digital im Team – Teamwork in einer vernetzten Welt

Egal, ob im privaten oder geschäftlichen Kontext: Gute Kommunikation ist das A und O jeder Beziehung. Doch bereits die Kommunikation zwischen 2 Menschen birgt viele Tücken. Erst recht, wenn sie nicht mehr Face-to-Face stattfindet und Emotionen lediglich mittels Emojis transportiert werden. Im zahntechnischen Alltag haben wir es gleich mit mehreren Kommunikationspartnern zu tun. ZTM Alexander Müller spricht über interdisziplinäre Zusammenarbeit im digitalen Kontext und stellt sein Vorgehen anhand eines Patientenfalls mit volldigital navigierter Implantation vor.

. Alexander Müller
.
.

Niemals zuvor fand Kommunikation so rasant statt wie im 21. Jahrhundert – und so hat die digitale Vernetzung auch vor der Dentalbranche nicht haltgemacht. Analoge Abformungen, die früher per Kurierdienst von der Praxis abgeholt wurden, erreichen unser Labor immer häufiger in Form eines digitalen Datensatzes über das Internet.

Der persönliche Austausch vor Ort, in der Praxis oder am Telefon wird zunehmend durch Onlinemeetings oder das Versenden von Informationen über diverse digitale Versandwege ergänzt. Die Art und Weise, wie Zahntechniker/-innen Werkstücke herstellen, wurde über die letzten 2 Jahrzehnte revolutioniert.

Wenn Menschen aufeinandertreffen, ist ein Potenzial für Konflikt und Missverständnis immer vorhanden. Jeder hat eigene Ideen, Ideale, Wünsche und Werte. Gegenseitige Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe sind daher für den Erfolg essenziell.

Insbesondere betrifft dies die prothetisch arbeitende Zahnärzteschaft, in deren Arbeitsalltag die Patientenaufklärung in Zusammenhang mit Erwartungshaltungen, möglichen Ergebnissen und dem konkreten zeitlichen Ablauf grundlegend ist. Eine große Herausforderung besteht infolgedessen auch in der Kommunikation zwischen Zahnarztpraxis, chirurgischer Überweiserpraxis und Dentallabor. Denn diese ist zentral für die erfolgreiche Umsetzung komplexer Zahnrestaurationen.

Anzeige

Alle Parteien müssen offen, ehrlich und konstruktiv Probleme ansprechen, um Lösungen für die alltäglichen, individuellen Fälle zu finden, damit optimale Ergebnisse erzielt werden können. Hinzu kommen die nötigen Industriedienstleistungen, um alles an der Hand zu haben, was für die weitere Fertigung unabdingbar ist. Unser Alltag gleicht einer Uhr. Keiner Smartwatch, sondern einer analogen Uhr mit richtigem Uhrwerk und unzähligen kleinen ineinandergreifenden Zahnrädchen.

Diese Uhr funktioniert nur korrekt, wenn sich jedes noch so kleine Rädchen zuverlässig in das nächste verzahnt. Wie das zahntechnische Uhrwerk bei Müller & Edelhoff Dentaltechnik tickt, möchte ich anhand eines Falles aus unserem Alltag beschreiben und damit aufzuzeigen, wie wir interdisziplinär in einer digitalen Welt zusammenarbeiten. Dafür habe ich den Prozess der volldigital navigierten Implantation ausgewählt, bei der alle oben genannten Akteure mitgewirkt haben.

Das Ziel war es, durch eine Bohrschablone die Risiken (z.B. fehlerhafte Achsneigung, zu tief gesetztes Implantat) einer Implantation zu minimieren. Eine Metallhülse in der Bohrschablone lässt ein Bohren und das Setzen des Implantats nur in der vorher geplanten Implantatposition zu und macht einen solchen Eingriff deutlich sicherer, planbarer und schafft die Grundlage, die benötigt wird, um das Implantat am Tag der Operation direkt provisorisch versorgen zu können.

Digital navigierte Implantation – der Patientenfall

Auf volldigitalem Weg sollte Zahn 15 mit einer okklusal verschraubten provisorischen Krone, verklebt auf einer Titanbasis, am Tag der Implantation versorgt werden. Doch was braucht es alles, um schablonengestützt zu implantieren, und was muss das Dentallabor können, um solch einen Service anzubieten? Nötig sind Intraoralscans bzw. Abformungen beider Kiefer, die wir nach der Modellherstellung digitalisieren, um die oralen Oberflächeninformationen zu erhalten, und eine digitale Volumentomographie – kurz DVT – des Patienten, um knöcherne Strukturen zu visualisieren.

Beide Informationen können später beim Bohrschablonendesign über die auf den Datensätzen sichtbaren Zahnstrukturen gelagert werden, was es wiederum ermöglicht, einen zweidimensionalen Querschnitt aus allen Richtungen zu visualisieren, auf dem sowohl Schleimhaut als auch Kieferknochen zu erkennen sind. Im vorgestellten Fall haben wir zudem noch einen Fotostatus und die Daten des digitalen Gesichtsbogens für die virtuelle Artikulation der Modelle erhalten, was jedoch nicht zwangsläufig vorliegen muss. Es ist zudem anzumerken, dass es nicht zwingend nötig ist, unbedingt selbst ein CAD/CAM-System im Dentallabor anzuschaffen.

Viele Teilschritte können heutzutage an Dritte ausgelagert werden: So können auch ohne eigene teure technische Ausstattung, die im Einzelfall nicht immer ausgelastet ist, solche Arbeiten ausgeführt werden. Aber es ist auch aus betrieblicher Sicht sinnvoll, Kontakte zu Industrie-Partnern zu pflegen, um bestimmte Dienstleistungen auslagern zu können, wenn Auftragsspitzen abgefangen werden müssen. In unserem Beispiel haben wir die virtuelle Implantatplanung und das Herstellen der Bohrschablone an den Dedicam eService von Camlog abgegeben.

Abb. 1: Anhand der digitalen Gesichtsbogendaten virtuell einartikulierte Modelle. Alexander Müller
Abb. 1: Anhand der digitalen Gesichtsbogendaten virtuell einartikulierte Modelle.

Nach dem Import der Intraoralscandaten, die uns über ein Datenportal erreicht haben, wurden die Modelle anhand der digitalen Gesichtsbogendaten virtuell einartikuliert (Abb. 1). Im Anschluss kann das digitale Wax-up erstellt werden. Wir legen bei diesem Schritt schon fest, wie die spätere definitive Versorgung aussehen soll, da sich die Ausformung des Emergenzprofils oder die Achsausrichtung des Implantats nach diesem Wax-up richtet.

Dank heutiger digitaler Möglichkeiten sind wir in der Lage, relativ kleine Dateien für unsere Kundschaft zu erzeugen, die alle Ebenen der Konstruktion enthalten und per Mail versandt werden können. Dies ermöglicht es den Behandlern, unseren Konstruktionsvorschlag dreidimensional zu betrachten und durch Ein- oder Ausblenden einzelner Elemente einen sehr guten Überblick zu erhalten. So bietet es sich auch insbesondere bei Restaurationen im Frontzahnbereich an, diese Tools zu nutzen, um die angestrebte Restauration mit dem Patienten zu besprechen.

Abb. 2 : Oberflächeninformation des IO-Scanners und digitales Wax-up von Zahn 15. Alexander Müller
Abb. 2 : Oberflächeninformation des IO-Scanners und digitales Wax-up von Zahn 15.

Zudem können noch Frontalfotos des Patienten eingefügt werden, die dann mit dem Wax-up kombiniert werden können. Die Daten der Oberflächeninformation des Intraoralscanners, das digitale Wax-up von Zahn 15 und die DVT-Daten wurden gebündelt über das Upload-Portal von Camlog per Drag & Drop hochgeladen (Abb. 2). Im Anschluss galt es noch einige Fragen zu beantworten: Welches Implantatsystem soll verwendet werden, welche Implantationstechnik ist geplant, muss ggf. augmentiert werden?

Diese Fragen sind mit dem behandelnden Arzt im Vorfeld zu klären. Des Weiteren gibt man die Kontaktdaten des behandelnden Chirurgen bzw. der Chirurgin an. Dieser wird zur Freigabe der geplanten Implantatposition per Onlinemeeting an einem vorher bestimmten Termin vom Camlog Support kontaktiert.

An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass der Behandler immer die Verantwortung für die Implantation hat und deshalb auch die Implantatposition freigeben muss. Zusätzlich können hier noch gewünschte Änderungen vorgenommen werden. Sobald die Freigabe durch den Behandler erfolgt ist, wird die Bohrschablone vom Dedicam eService konstruiert.

Das Dentallabor lädt sich anschließend den Intraoralscan wieder herunter, bei dem nun lagerichtig zu der virtuell geplanten Implantatposition ein Scanbody auf dem Scan zu sehen ist. Dieser entspricht dem herkömmlichen Laborscanbody, dient der Übermittlung der Position des virtuellen Implantats im Scan und passt zur digitalen Implantatbibliothek unseres CAD/CAM-Systems (Abb. 3). Das zuvor erstellte digitale Wax-up wird ebenfalls importiert und im Folgenden für die Konstruktion der provisorischen Krone übernommen (Abb. 4).

Abb. 3: Intraoralscan, bei dem lagerichtig zu der virtuell geplanten Implantatposition ein Scanbody auf dem Scan zu sehen ist. Alexander Müller
Abb. 3: Intraoralscan, bei dem lagerichtig zu der virtuell geplanten Implantatposition ein Scanbody auf dem Scan zu sehen ist.
Abb. 4: Das zuvor erstellte digitale Wax-up wird importiert und für die Konstruktion der provisorischen Krone übernommen. Alexander Müller
Abb. 4: Das zuvor erstellte digitale Wax-up wird importiert und für die Konstruktion der provisorischen Krone übernommen.

Zu diesem Zeitpunkt muss auch das Emergenzprofil gestaltet werden. So können wir mit der provisorischen Krone das Weichgewebe ausformen, um später mit der definitiven Versorgung ein ästhetisch und funktionell ansprechendes Ergebnis zu erreichen. Nur so kann im Nachgang auch die Krone am Zahnhals anatomisch korrekt gestaltet werden: Dies ist nicht nur aus ästhetischer Sicht sehr wichtig, sondern primär auch für die Funktion beim Zerkleinern und beim Abgleiten der Nahrung.

Abb. 5: Da bei der Planung der Implantatposition das digitale Wax-up mitberücksichtigt wurde, verläuft der Schraubenkanal perfekt in Richtung der Zahnachse und tritt in der Zentralfissur aus der Krone. Alexander Müller
Abb. 5: Da bei der Planung der Implantatposition das digitale Wax-up mitberücksichtigt wurde, verläuft der Schraubenkanal perfekt in Richtung der Zahnachse und tritt in der Zentralfissur aus der Krone.

Da bei der Planung der Implantatposition das digitale Wax-up berücksichtigt wurde, verläuft der Schraubenkanal exakt in Richtung der Zahnachse und tritt in der Zentralfissur aus der Krone aus (Abb. 5). Da das Implantat während des Einheilungsprozesses keinerlei statische oder dynamische Kräfte erfahren darf, wird die provisorische Krone deutlich kürzer und somit außer Okklusion hergestellt. Nun können wir den fertig konstruierten Datensatz an unsere CNC-Fräsanlagen geben und zeitgleich das Modell in unseren 3D-Druckern ausdrucken.

Nach einer leichten Nachbearbeitung wird die provisorische Krone mit Malfarben individualisiert und mit der Titanbasis verklebt (Abb. 6). Danach sind alle Schritte erfolgt und die Vorbereitungen für den Tag der Implantation abgeschlossen (Abb. 7).

Abb. 6: Nach einer leichten Nachbearbeitung wird die provisorische Krone mit Malfarben noch etwas individualisiert und im Anschluss mit der Titanbasis verklebt. Alexander Müller
Abb. 6: Nach einer leichten Nachbearbeitung wird die provisorische Krone mit Malfarben noch etwas individualisiert und im Anschluss mit der Titanbasis verklebt.
Abb. 7: Die fertige Arbeit auf dem gedruckten Modell. Alexander Müller
Abb. 7: Die fertige Arbeit auf dem gedruckten Modell.

Fazit

Es wurde ein Weg dargestellt, den geschilderten Patientenfall zu lösen, den wir bei Müller & Edelhoff Dentaltechnik standardmäßig in solchen Fällen gehen. Dennoch möchte ich betonen, dass dieser ausnahmslos digitale Weg nur einer von vielen ist. Die Digitalisierung der Berufe unserer Branche schafft vielfältige Möglichkeiten für individuelle Lösungen.

Ohne digitale Produktionsverfahren und Kommunikationswege könnten wir weder in einem solch hohen Tempo arbeiten, noch könnten wir der Menge an Arbeit gerecht werden. Jede Disziplin dieser langen Kette der Wertschöpfung braucht Menschen, die absolute Profis auf ihren jeweiligen Gebieten sind. Ein einzelner kann nicht alle Bereiche abdecken.

Das alte afrikanische Sprichwort „If you want to go fast, go alone. If you want to go far, go together“ verdeutlicht noch einmal sehr schön, wie wichtig Teamarbeit ist, egal ob intern im Dentallabor oder extern mit Praxen. Wenn alle an einem Strang ziehen, sich austauschen und gegenseitig zuhören – respektvoll und auf Augenhöhe – werden wir auch weiterhin Erfolg im Team haben, gerne jeden Morgen zur Arbeit gehen und erfolgreich an der Zahngesundheit und Lebensqualität unserer Patienten und Patientinnen positiv mitwirken.

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige