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Festsitzende Implantatprothetik

Das Implantat-Prothetik-Konzept des zweiteiligen Patent™ Zirkon-Implantats

Die Selbstverständlichkeit, mit der wir seit fast 50 Jahren ausschließlich Implantate aus Titan einsetzen, schwindet sichtlich, weil die Patienten mehr und mehr Keramik-Implantate wünschen. Doch wie sieht es mit der Prothetik von zweiteiligen Zirkon-Implantaten aus? Können Verfahrenstechniken aus der „Titan-Welt“ einfach übernommen werden? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Autor des nachfolgenden Beitrages und zeigt eine prothetische Versorgung eines neuen Zirkon-Implantat-Systems auf.

Das zweiteilige Patent™-Implantat ist in Längen ab 7 mm verfügbar. Ein Glasfaser-Postt wird supragingival sicher mit Relyx Unicem (3M Espe) und ohne Bondingsysteme in die „C-Connection“ eingeklebt. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Das zweiteilige Patent™-Implantat ist in Längen ab 7 mm verfügbar. Ein Glasfaser-Postt wird supragingival sicher mit Relyx Unicem (3M Espe) und ohne Bondingsysteme in die „C-Connection“ eingeklebt.
Das zweiteilige Patent™-Implantat ist in Längen ab 7 mm verfügbar. Ein Glasfaser-Postt wird supragingival sicher mit Relyx Unicem (3M Espe) und ohne Bondingsysteme in die „C-Connection“ eingeklebt.

„Zirkon ist nicht komplizierter als Titan – nur anders!“ Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf, denn sowohl das Implantat-Design, das OP-Protokoll als auch die Prothetik mussten für eine erfolgreiche Integration von Zirkon-Implantaten völlig neu überdacht werden.

Abb. 1: Die Oberfläche des rauen Patent™-Implantats
von Zirkon-Medical (Vertrieb: Champions-Implants
GmbH). Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 1: Die Oberfläche des rauen Patent™-Implantats
von Zirkon-Medical (Vertrieb: Champions-Implants
GmbH).

Erforderlich zur Umsetzung war Basiswissen über das Material Zirkon und sein Biointegrationsverhalten: Titanimplantate heilen chemisch und mechanisch ein, das inerte Zirkon dagegen nur mechanisch. Dies bedeutet, dass die Oberflächengestaltung von Zirkon-Implantaten ein wesentliches Kriterium für eine erfolgreiche Biointegration ist. Die meisten Zirkon-Oberflächen sind jedoch „glatt“, sodass eine erfolgreiche Knochen- Neubildung nicht oder nur sehr schwer von statten geht (Abb. 1-3).

Abb. 2: Das Schraubgewinde des Patent™-Implantat
im Vergleich (links) zu einem handelsüblichen Zirkon-
Implantat. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 2: Das Schraubgewinde des Patent™-Implantat
im Vergleich (links) zu einem handelsüblichen Zirkon-
Implantat.
Abb. 3: Oberfläche eines Zirkon-Implantats mit „glatter
Oberfläche“. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 3: Oberfläche eines Zirkon-Implantats mit „glatter
Oberfläche“.

Ein patentiertes Verfahren für raue Oberflächen

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Im Jahr 2004 hat ein Technologieunternehmen ein Herstellungsverfahren entwickelt zur Schaffung einer speziellen hydrophilen, rauen Oberfläche, die einen optimalen Kontakt zwischen Knochen und Implantat und eine zuverlässige Osseointegration gewährleistet – und wird heute im Patent™-Implantat der Zircon Medical AG, Schweiz angewandt.

Dieses Verfahren ist seit Jahren patentrechtlich geschützt ist. Die Patent™-Implantate sind einteilig oder zweiteilig erhältlich. Das einteilige Implantat verfügt über eine wissenschaftliche universitäre Langzeitstudie, die dem Implantat eine Osseointegrationsrate von 95,8% bis 98% bestätigen [1-3].

Abb. 4: Das zweiteilige Patent™-Implantat ist in Längen ab 7 mm verfügbar. Ein Glasfaser-Postt wird supragingival sicher mit Relyx Unicem (3M Espe) und ohne Bondingsysteme in die „C-Connection“ eingeklebt. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 4: Das zweiteilige Patent™-Implantat ist in Längen ab 7 mm verfügbar. Ein Glasfaser-Postt wird supragingival sicher mit Relyx Unicem (3M Espe) und ohne Bondingsysteme in die „C-Connection“ eingeklebt.

Ferner wurde in einer Wien-Studie [4] aufgezeigt, dass die Frakturgefahr bei Keramik-Implantaten lediglich bei 0,28% liegt, bei Titan-Implantaten 1,6%. Generell gilt: je länger ein Implantat desto frakturanfälliger ist es. Beim Patent™-System stehen Implantate ab 7 mm Längen zur Verfügung, die 9er-,11er- und 13er-Längen sind längst etabliert (Abb. 4).

Nicht nur das Design von Zirkon-Implantaten muss anders konzipiert und gefertigt sein als bei den Titan-Systemen, sondern auch die Implantatkörper-Abutment-Verbindung bei den zweiteiligen Zirkon-Systemen.

Dem Zahntechniker wie Zahnarzt ist bekannt, dass Titan mit Titan eine „Kaltverschweißung“ eingeht. Bei den modernen, ausreichend langen und konischen Gewinden minimiert man auf diese Weise den Mikrospalt auf lediglich 0 bis 0,6 ?m.

Der Ablauf der Patent™-Prothetik

Abb. 5-7: Das Patent™-Zirkon-Implantat wird – wie bei einer Zahnpräparation – mit einem hochpräzisen Polyether- oder Silikonmaterial mit Konfektionslöffel bzw. einem Intraoral-Scanner abgeformt. Es bedarf keines Transferpfostens, keiner Verschraubung, keinem Kontroll-Röntgenbild oder Verschraubung mit „offener Abformung“. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 5-7: Das Patent™-Zirkon-Implantat wird – wie bei einer Zahnpräparation – mit einem hochpräzisen Polyether- oder Silikonmaterial mit Konfektionslöffel bzw. einem Intraoral-Scanner abgeformt. Es bedarf keines Transferpfostens, keiner Verschraubung, keinem Kontroll-Röntgenbild oder Verschraubung mit „offener Abformung“.

Es ist also absolut bakteriendicht, da das kleinste Bakterium etwa 2 ?m groß ist. Versucht man aber, ein Zirkon-Abutment mit einem Zirkon-Implantat-Körper zu verschrauben, so sprechen wir von Implantat-Spalten, die über dem 100-Fachen liegen. Das Thema Mikrospalt darf daher nicht vernachlässigt werden (Abb. 5-13).

Abb. 6 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 6
Abb. 7 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 7
Abb. 8-10: Das Modell wird in Superhartgips mit evtl. Zahnfleischmaske ausgegossen (ohne Laboranalog). Man fixiert und präpariert den einzigartigen Glasfaser-Abutment-Aufbau, der im Lieferumfang enthalten ist und fertigt die Krone an. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 8-10: Das Modell wird in Superhartgips mit evtl. Zahnfleischmaske ausgegossen (ohne Laboranalog). Man fixiert und präpariert den einzigartigen Glasfaser-Abutment-Aufbau, der im Lieferumfang enthalten ist und fertigt die Krone an.
Abb. 9 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 9
Abb. 10 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 10
Abb. 11–13: Das einzeitige Einsetzen des Abutments sowie der Zirkonkrone erfolgt mit dem dualhärtenden Relyx Unicem 2 (3M Espe). Die Überschüsse werden entfernt und mit einem UV- Lichthärtegerät ausgehärtet. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 11–13: Das einzeitige Einsetzen des Abutments sowie der Zirkonkrone erfolgt mit dem dualhärtenden Relyx Unicem 2 (3M Espe). Die Überschüsse werden entfernt und mit einem UV- Lichthärtegerät ausgehärtet.
Abb. 12 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 12
Abb. 13 Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 13

Fazit

Abb. 14: Die Keramik-Restauration 3 Monate nach Implantation. Dr. med. dent. Armin Nedjat
Abb. 14: Die Keramik-Restauration 3 Monate nach Implantation.

Das Prothetik-Konzept des Patent™-Systems ist Zahnarzt-und Zahntechnik-freundlich: Es gibt keine Verschraubungen, keine Transferpfosten, keine Laboranaloge, keine Röntgen-Kontrollbilder, keine langatmigen, „offenen Abformungen“ und es werden keine individuellen Löffel benötigt. Unter einfachem Trockenlegen mittels Watterolle wird der Glasfaser-Post 8 bis 12 Wochen post OP in der C-Connection ohne Bonding/ohne Silanisierung eingeklebt und wie ein Zahnstumpf präpariert, abgeformt und kurze Zeit später kann die Krone einzementiert werden (Abb. 14).

Den Glasfaser-Post des Patent™-System verklebe ich mit Relyx Unicem (3M Espe). Bisher habe ich noch keine Dezementierung erlebt. Auch eine „Zementitis“ wurde aufgrund des supragingivalen Verklebens nicht dokumentiert.

Sowohl den Zirkon-Rand als auch den Glasfaser-Post kann und darf man beim Patent™-Implantat mit Diamanten und Wasserkühlung mit rotem Winkelstück oder Turbine ohne Gefahr eines Shippings vor der Abformung (nach-)präparieren.

Es herrscht völlige Metallfreiheit. Es gibt keine Metallschrauben oder Karbon-Verbindungsschrauben, keine Zirkon- oder Pekkton-Abutments, stattdessen ein sicheres, supragingivales Verkleben des Glasfaser-Post-Aufbaus – völlig ohne Mikrospalt.

Man kann entweder den Glasfaser-Post nach Zementierung wie Dentin intraoral präparieren und abformen (mein Favorit wie im Film QR 1 zu sehen) oder im zahntechnischen Labor individuell präparieren und mit fertig erstellter Vollzirkonkrone der Zahnarztpraxis liefern (Film QR 2).

. Dr. med. dent. Armin Nedjat
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. Dr. med. dent. Armin Nedjat
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Ungefähr 10 bis 15% unserer oder aller Patienten haben eine genetisch disponierte Titanoxid-Unverträglichkeit. Auch äußern immer mehr Patienten den Wunsch, metallfrei versorgt zu werden. Uns Zahnärzten steht mit dem Patent™-Keramik-Implantat eine einfache und dabei preislich interessante Alternative zu modernen Titan-Implantaten zur Verfügung.

Literatur

[1] Clinical performance of two-piece zirconia implants in the posterior mandible and maxilla: a prospective cohort study over 2 years: Jürgen Becker 1, Gordon John 1, Kathrin Becker 2, Saskia Mainusch 1, Gabriele Diedrichs 3, Frank Schwarz ; Clin Oral Implants Res. 2017 Jan;28(1):29-35. doi: 10.1111/clr.12610. Epub 2015 May 6.
[2] Periodontally diseased tooth roots used for lateral alveolar ridge augmentation. A proof-of-concept study: Frank Schwarz 1 , Vladimir Golubovic 1 , Ilja Mihatovic 1 , Jürgen Becker 1; J Clin Periodontol 2016 Sep;43(9):797-803. doi: 10.1111/jcpe.12579. Epub 2016 Jun 25.
[3] Zirconia Dental Implants: A Clinical, Radiographic, and Microbiologic Evaluation up to 3 Years Felix Brüll, Arie Jan van Winkelhoff, Marco S Cune; . Int J Oral Maxillofac Implants . Jul-Aug 2014;29(4):914-20. doi: 10.11607/jomi.3293.
[4] Meta-Analysis of Oral Implant Fracture Incidence and Related Determinants; Bernhard Pommer, Lavinia Bucur, Konstantin Zauza, Gabor Tepper, Markus Hof, and Georg Watzek; Hindawi Publishing Corporation; Journal of Oral Implants, Volume 2014, Article ID 263925, 7 pages: http://dx.doi.org/10.1155/2014/263925.

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