Fügetechnologien

Das historische Kalenderblatt

Löten – Standardprozedur der Zahntechnik

Abb. 1: Attraktion Lötarbeitsplatz aus dem Jahr 1873 im Dentalhistorischen Museum Colditz. © ZTM Andreas Haesler
Abb. 1: Attraktion Lötarbeitsplatz aus dem Jahr 1873 im Dentalhistorischen Museum Colditz. © ZTM Andreas Haesler

Das Dentalhistorische Museum in Colditz im Landkreis Leipzig wartet ebenso mit Superlativen auf wie die Stadt Leipzig selbst. Bis einschließlich des dritten Adventswochenendes und Montag danach ist das Museum in diesem Jahr noch geöffnet – ein Besuch lässt sich z. B. mit der Teilnahme an der großen Abschlussveranstaltung des 1.000-Jahr-Jubiläums der Stadt Leipzig am 20. Dezember und einem Bummel über den Leipziger Weihnachtsmarkt verknüpfen. Als eine der Attraktionen im Dentalhistorischen Museum ist das älteste Labor der Welt im Original aufgebaut. Ist das nicht eine Reise wert?

Auf der Abbildung 1 sieht man einen alten Arbeitstisch von 1873, dessen linke Seite regelmäßig als Lötplatz verwendet wurde. Dies ist daran zu erkennen, dass die Holzplatte metallisch ummantelt ist.

Damals …

Im Jahr 1873 gab es noch fast kein spezielles Dentallabor. Wer herausragte, war die Degussa. Ihr Original-Labor ging später an das Dentalhistorische Museum und kann dort wiederaufgebaut bewundert werden. Diesem ältesten Labor der Welt entstammt der hier abgebildete Ausschnitt. Das Löten war bis an das Ende des zwanzigsten Jahrhunderts eine zahntechnische Standardprozedur, um metallische Werkstücke miteinander zu verbinden oder zu reparieren. Ringdeckelkronen waren bis in die 1970er-Jahre eine weit verbreitete Restaurationsform. Hierzu ein Auszug aus dem Buch von Dr. Eugen Müller „Zahnärztliche Metalltechnik” aus dem Jahre 1906 zum Thema Qualitätssicherung: „Das Ausschwemmen der Krone verschlingt oft ziemlich Lot, und man könnte leicht verleitet werden, etwas Minderwertiges dazu zu verwenden. Wir tun aber gut, mit der Voraussetzung zu rechnen, dass vielleicht nach Jahren die Kronenkaufläche (…) an ihren höchsten Stellen durchgekaut werden könnte und dann würden sich eben diese Stellen, wenn die 21-karätige Oberfläche abgenützt ist, unansehnlich verfärben, was bei Gebrauch von 18-karätigem Goldlot leicht passiert.”

… und heute

  • Abb. 2: Moderne Fügetechnik heute – das Laserschweißen sorgt für passgenaue, zugfeste, lunker- und rissfreie Verbindungen sowie für mehr Biokompatibilität als das Löten. © ZTM Andreas Hoffmann

  • Abb. 2: Moderne Fügetechnik heute – das Laserschweißen sorgt für passgenaue, zugfeste, lunker- und rissfreie Verbindungen sowie für mehr Biokompatibilität als das Löten. © ZTM Andreas Hoffmann
Ende der 1980er-Jahre kamen erste Laserschweißgeräte auf den Markt oder es wurde auch begonnen, Werkstücke zu verkleben, um z. B. hochgoldhaltige Sekundärteleskope mit CoCrMb-Gerüsten zu verbinden. So verliert das Löten heute in zunehmendem Maße an Bedeutung. Denn einer der herausragenden Vorteile des Laserschweißens liegt im Fügen der Metalle ohne die unedlen Bestandteile der Lote, sogar oft mit der Originallegierung der zu verbindenden Werkstücke (Abb. 2).


Weitere Informationen:

Dentalhistorisches Museum
Verein zur Förderung und Pflege des
Dentalhistorischen Museum e. V.
ZTM Andreas Haesler
Im Park 9b
04680 Colditz
OT Zschadraß
E-Mail: dentalmuseum(at)gmx.de
www.dentalmuseum.eu

Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, geöffnet bis einschl. 14.12.2015 und nach der Winterpause wieder ab 01.02.2016.

Helfen Sie vor Ort mit, fördern Sie diese einzigartige Sammlung oder werden Sie Vereinsmitglied! Anmeldeformular unter www.ztm-aktuell.de/dentalmuseum

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Prof. Dr. Peter Pospiech - ZTM Andreas Haesler

Bilder soweit nicht anders deklariert: Prof. Dr. Peter Pospiech , ZTM Andreas Haesler


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