Teil 1: Die zahntechnische Indikationsbreite präfabrizierter Doppelkronen

Die Versorgung zahnloser Patienten mit kaufunktionellem und ästhetischem Zahnersatz stellt nach wie vor Zahnärzte und Zahntechniker vor sehr hohe Anforderungen. Besonders für ältere Patienten ist ein Therapiekonzept wünschenswert, das für implantatgetragenen Zahnersatz eine einfache Handhabung bietet [1,10]. Im Ober- beziehungsweise Unterkiefer werden Stegversorgungen, individuelle Teleskope, Magnete, Kugelanker und Locatoren als Halteelemente verwendet und sind als Retentionsmöglichkeiten bekannt [4,7]. Eine weitere Alternative ist das seit zwölf Jahren etablierte und nun erweitere Ankylos-SynCone-Konzept, Dentsply Implants, Mannheim, das seinen Anwendern und den Patienten besondere Vorteile bietet [2,3,9] – wie die präfabrizierten Doppelkronen.
Das ursprüngliche, zunächst auf der Vier-Grad-Konometrie basierende Konzept zur Sofortbelastung ermöglicht dem Behandler die Integration einer stabil sitzenden, aber herausnehmbaren Prothese in der Mundhöhle schon während der Anästhesiephase. Für diese Vorgehensweise kann der vorhandene Zahnersatz genutzt werden, geht es doch vielen Patienten zunächst um einen festen Halt der eigenen Prothese. Eine weitere Besonderheit liegt in der konischen Implantat-Abutment- Verbindung des Ankylos-Implantatsystems, die zum Ausgleich von Disparallelitäten eine freie Rotation der abgewinkelten Aufbauten um 360 Grad zulässt. Dadurch können mit dem Torkelkonusprinzip Differenzen in der Einschubrichtung der Abutments ausgeglichen werden [11].
Jetzt auch Aufbauten mit Fünf-Grad-Konuswinkel
Das bis 2011 angebotene Ankylos-SynCone-Sortiment bestand aus Aufbauten mit Vier-Grad- und Sechs- Grad-Konuswinkel sowie dazugehörigen Matrizen, die in die Prothesen einpolymerisiert wurden. Der stabile Halt von Prothesen gelingt so allein über die Haftung von konischem Aufbau und passendem Außenkonus [12]. Der Anwender konnte zwischen Aufbauhöhen von 1,5 Millimetern, drei Millimetern und 4,5 Millimetern sowie den Angulierungen null Grad und 15 Grad wählen. Mit der Einführung der neuen Fünf-Grad-Aufbauten wurde das Spektrum von Ankylos- SynCone erweitert [6,8]. Heute stehen neben den geraden und 15-Grad-Aufbauangulationen auch Abutments mit 7,5 Grad, 22,5 Grad und 30 Grad zur Verfügung. Die Erweiterung der Angulationen bietet mehr Flexibilität in der Anwendung im Ober- und Unterkiefer. Gerade Aufbauten können mit einer okklusalen Kunststoffschraube verschlossen werden. Des Weiteren stehen für die brückenartige Gestaltung mit einem Metallgerüst Konuskappen ohne Retention zur Verfügung.
In der Vergangenheit wurde schon oft über die Vorteile des Ankylos-SynCone-Systems in Bezug auf die Sofortbelastung, die Wirtschaftlichkeit und die Hygienefähigkeit berichtet [3,5]. Die Autoren stellen in diesem Bericht verschiedene Indikationen in der Spätversorgung dar und zeigen auf, dass dieses bei Dentallaboren immer noch weitestgehend unbekannte System die Zahntechniker bei einer späteren prothetischen Neuversorgung vor eine anspruchsvolle Aufgabe stellt und ihnen ein hohes Maß an Kreativität abverlangt.
Fall 1: Prothetische Versorgung eines Unterkiefers in Spätversorgung
Während stegverankerte totale UK-Prothesen im lingualen Bereich oft sehr voluminös ausfallen, können Versorgungen, die mit dem Ankylos-SynCone-Konzept konzipiert werden, wegen der geringen Fertigungshöhe der präfabrizierten Doppelkronen erheblich graziler gestaltet werden. Eine noch zierlichere Unterkieferprothese ist dann möglich, wenn man die Suprakonstruktion bei guten anatomischen Voraussetzungen brückenartig plant. Aus Stabilitätsgründen ist dazu das Einarbeiten eines Metallgerüstes erforderlich. Die Vorgehensweise wird nachfolgend beschrieben.
Nach abgeschlossener Osseointegration und in der Vorbereitung der neu zu erstellenden Spätversorgung werden die Fünf-Grad-Konuskappen fest auf den Abutments platziert (siehe Aufmacherbild Seite 403 und Abb. 1). Die Verwendung von neuen Sekundärteilen bei der Spätversorgung hat den Vorteil, dass die seit der Sofortbelastung als Provisorium vorhandene Prothese dann weiterhin als Zweitprothese dienen kann.
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Abb. 1: Fünf-Grad-SynCone-Aufbauten mit Degulor-Konuskappen, ohne Retention.
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Abb. 2: Abformung über die Konuskappen.
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Abb. 3: Kunststoffstümpfe auf dem Superhartgipsmodell.
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Abb. 4: Modellgussgerüst auf dem Modell.
Mit den aufgesetzten Kappen erfolgt eine Abformung (Abb. 2). Die so dargestellte Situation wird mit Kunststoffstümpfen versehen und ein Meistermodell hergestellt (Abb. 3). Auf diesem Modell erfolgt dann in gewohnter Weise die Herstellung eines Modellgussgerüstes, das in diesem Fall vollständig vom Kunststoff ummantelt wird (Abb. 4). Hierbei ist auf eine gute okklusale Abstützung zu achten. So kann sichergestellt werden, dass beim intraoralen Verkleben mit den präfabrizierten Kappen das Gerüst nicht unkontrolliert nach basal abrutschen kann. Die unterschiedlichen Legierungen (Edelmetall und Chrom-Kobalt-Molybdän) müssen nun an sämtlichen Oberflächen, die später einen Verbund eingehen, mit einem entsprechenden Metal-Primer konditioniert werden. Zudem werden Schliffretentionen angebracht, um tatsächlich einen chemischen sowie einen physikalischen Verbund sicherzustellen. Die vorbereiteten Ankylos-Syn-Cone-Kappen werden in der Mundhöhle aufgesteckt und anschließend unter Verwendung eines dual härtenden Klebers wie Panavia, Kuraray, Hattersheim am Main, oder Nimetec Cem, 3M Espe, Seefeld, mit dem Metallgerüst verbunden (Abb. 5). Hierbei ist darauf zu achten, dass die im Sortiment erhältlichen Polymerisationsmanschetten über die SynCone-Kappen gestülpt werden. Diese haben die Funktion, ein Eindringen des Klebers in die untersichgehenden Bereiche zu verhindern und zusätzlich den unteren Rand der Konuskappe von Kleber frei zu halten. Durch diese intraorale Fixierung der konischen Elemente wird ein absolut spannungsfreier Sitz der Suprakonstruktion sichergestellt. Bei einer Verklebung oder sonstigen Fügung auf dem Modell besteht immer die Gefahr einer mangelhaften Präzision, wenn Modell- und Mundsituation nicht hundertprozentig übereinstimmen. Nach dem endgültigen Aushärten des Klebers erfolgt eine erneute Abformung über das gesamte Gerüst. Hierbei müssen vorher die Retentionen in ausreichender Form mit Abformmaterial umspritzt werden, um alle Kieferanteile präzise darzustellen (Abb. 6 und 7). Somit ist es möglich, die exakt fixierte Mundsituation auf ein spezielles Meistermodell zu übertragen, auf welchem in bekannter Weise die Anproben und die Fertigstellung der neuen Prothese gearbeitet werden (Abb. 8 bis 11). Nach der Umsetzung in Kunststoff ist es von großer Wichtigkeit, dass die Bereiche zirkulär um die Konuskappen sehr deutlich frei geschliffen werden müssen, um periimplantäre Schleimhauttraumata zu vermeiden.
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Abb. 5: Verklebung der SynCone-Kappen mit dem Modellgussgerüst.
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Abb. 6: Unterspritzung der Retentionen.
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Abb. 7: Überabformung über das Gerüst.
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Abb. 8: Bissnahme.
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Abb. 9: Wachsaufstellung.
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Abb. 10: Ausarbeitung der Prothese.
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Abb. 11: Fertige Prothese auf dem Modell.
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Abb. 12: Die fertige Arbeit im Munde des Patienten.
Da es sich bei dieser Form der Suprakonstruktion um eine ausschließlich implantatgetragene Arbeit handelt, kann der gesamte Prothesenkörper nach der Fertigstellung auf die Mindestdimensionen gekürzt werden. Für den Patienten ergibt sich daraus der Vorteil einer brückenähnlich gestalteten herausnehmbaren Arbeit (Abb. 12).
Fortsetzung folgt. Der zweite Teil widmet sich der Oberkiefer-Spätversorgung sowie zwei Fällen mit Pfeilervermehrung.
Danksagung
Wir bedanken uns herzlich bei: Dr. Natascha Holtmann, Münster, Dr. Marcus Köster, Unna, und Dr. Dittmar May, Lünen.
Dieser Anwenderbericht ist ein Nachdruck aus der ZMK, Jahrgang 29, Ausgabe 10, Oktober 2013.