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Biegen, Festwachsen und Vorbereiten zum Aufstreuen

Teil 2: Grundlagen, Tipps und Tricks in der KFO

Die Kieferorthopädie stellt heute in der Ausbildung zum Zahntechniker nur einen kleinen Themensektor dar. Aber man kann sich fortbilden und dies in sein Angebotsspektrum aufnehmen. Unser Autor Jörg Stehr hat sich ausgiebig mit dem spannenden Feld der KFO beschäftigt; mit seinen im Folgenden geschilderten Tipps will er den Lesern Lust auf dieses Arbeitsgebiet machen. Hier, in der zweiten Folge seiner Artikelreihe, geht es um Tipps zum Biegen der einzelnen Drahtelemente und zum Festwachsen sowie um das Vorbereiten der Arbeit zum Aufstreuen.

Unter- und Oberkiefermodelle mit Wachsmanschette. Jörg Stehr
Unter- und Oberkiefermodelle mit Wachsmanschette.
Unter- und Oberkiefermodelle mit Wachsmanschette.

Am besten und effizientesten geht die Arbeit von der Hand, wenn jeder einzelne Arbeitsschritt von Anfang an perfekt geplant und ausgeführt wird. Dazu muss man sehr gut ausgebildet oder angelernt sein, und man sollte unter fachlicher Aufsicht üben, üben, üben. Es ist wirklich so, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist. Und man sollte sich immer vor Augen halten, dass man an vitalen Zähnen und lebendem Gewebe arbeitet und nicht „toten“ künstlichen Zahnersatz herstellt. Zum Erfolg trägt nicht zuletzt bei, dass man die richtigen Werkzeuge benutzt.

Werkzeug und Zangen zum Biegen

Das fehlerfreie und exakte Biegen der einzelnen Drahtelemente, ich will es nicht verschweigen, sieht leichter aus, als es in Wirklichkeit ist. Man braucht sehr viel handwerkliches Geschick, ein gutes dreidimensionales Verständnis und das nötige Wissen, wo man den Draht wie entlanglegen muss, kann oder darf und wo nicht. Dies ist wichtig, damit der Draht einen Zahn nicht im Durchbruch oder in seiner Bewegung in die richtige Position behindert oder die Okklusion stört.

Abb. 18: Auswahl an Zangen, die sich im KFO-Alltag bewährt haben. Jörg Stehr
Abb. 18: Auswahl an Zangen, die sich im KFO-Alltag bewährt haben.

Um die Vorgaben auf dem Auftragszettel korrekt umzusetzen, benötigt man vor allem auch das passende Werkzeug. Man sollte sich wirklich gute Zangen im Fachhandel besorgen und nicht irgendwelche alten, eventuell ausgeleierten Zangen vom Vorgänger übernehmen – oder solche, die der Chef, die Chefin aus der eigenen Ausbildungszeit noch hat. Auch das Zweckentfremden von sonstigem Werkzeug, das etwa für die Behandlung von festsitzenden Apparaturen am Behandlungsstuhl gedacht ist, ist nicht empfehlenswert. Man tut sich schwer damit, da die Zangenköpfe für diese Art der Drahtbearbeitung oft nicht geeignet sind. Das Zurechtschleifen und Individualisieren der Zangen muss ebenfalls nicht sein und ist nicht nötig; auf dem Dentalmarkt findet man mit Sicherheit die passenden Zangen. Außerdem hält – bei richtigem Gebrauch und guter Pflege – so eine Zange ein Berufsleben lang.

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Auf Abbildung 18 sehen Sie die Zangen, mit denen ich hauptsächlich arbeite. Von links nach rechts sind dies: die Young-Schlaufenzange, die Flachspitzzange, die Aderer-Zange (auch Dreibackenzange), die Adams- Zange (für Adamsklammern), die Hohlkehlzange (es gibt sie in mehreren Größen), die große Flachspitzzange (für Drähte über 0,9 mm Durchmesser) und der Seitenschneider, um die Drähte zu trennen und zu kürzen.

Abb. 19: Links die Young-Schlaufenzange, daneben die Flachspitzzange. Jörg Stehr
Abb. 19: Links die Young-Schlaufenzange, daneben die Flachspitzzange.

Jeder muss am Anfang für sich selbst herausfinden, mit welchem Werkzeug er am besten zurechtkommt und arbeiten kann. Dazu sollte man sich auf Fachmessen darüber informieren, was es am Markt gibt, und – falls es möglich ist – auch einmal etwas zur Probe biegen. Vielleicht hat man auch die Gelegenheit, sich von seinem Dentaldepot oder einem Hersteller ein paar Zangen zur Ansicht und zum Ausprobieren auszuleihen.

Zu zwei Zangen habe ich noch besondere Tipps für effizienteres Arbeiten (Abb. 19). Die Branchen der Flachspitzzange sollten nicht glatt sein, sondern für einen besseren Halt des Drahtes eine geriffelte Oberfläche haben. Ebenso sollte man bei der Young-Schlaufenzange auf der flachen Seite, gegenüber den Walzen, noch vorsichtig mit einer Trennscheibe kleine Schlitze einfräsen, damit der Draht beim Biegen besser geführt werden kann. Dieser Schlitz ist leider ab Werk nur im mittleren Teil der Zange bereits eingearbeitet. Sie erleichtern sich die Arbeit dadurch aber wirklich ungemein.

Zur Vervollständigung der Grundausstattung, über die Zangen hinaus, gehören nun noch ein Wachsmesser, eine Pinzette, ein LeCron-Instrument zum Radieren der Modelle, ein normaler Bleistift zum Anzeichnen auf den Modellen sowie schließlich ein weicher, am besten weißer Markierungsstift (z. B. der Aquarellzeichenstift Stabilo Aquacolor, Farbe: Titan, Produkttyp: Aquarellable) zum Markieren der Knickpunkte auf dem Draht. Diese Sorte weißer „Bleistifte“ bekommt man im Schreibwarenhandel – im Geschäft vor Ort oder online – oder bei der Firma Dentaurum.

Darüber hinaus benötigen Sie noch diverse Fräsen und sonstige rotierende Instrumente zum Ausarbeiten der Geräte (Abb. 20). Auch hier gilt: Fräsen ausprobieren, denn es gibt sie in den verschiedensten Größen, Stärken und Verzahnungen, ebenso wie Gummierer, Bürstchen und Trennscheiben (Abb. 21). Alle haben ihre speziellen Aufgaben und Zwecke, die sämtlich aufzuzählen hier zu weit führen würde. Zusätzlich benötigt man noch rosa Plattenwachs und Klebewachs (Abb. 22).

Abb. 20: Beispiele für Fräsen und sonstige rotierende Instrumente. Jörg Stehr
Abb. 20: Beispiele für Fräsen und sonstige rotierende Instrumente.
Abb. 21: Beispiel aus dem Alltag: individuell zusammengestellter Ständer. Jörg Stehr
Abb. 21: Beispiel aus dem Alltag: individuell zusammengestellter Ständer.
Abb. 22: Plattenwachs und Klebewachs. Jörg Stehr
Abb. 22: Plattenwachs und Klebewachs.

Die Instrumente und Materialien, die ich hier und in den folgenden Kapiteln vorstelle, sind diejenigen, die ich für gewöhnlich verwende. Jedoch sei es noch einmal betont: Jeder muss und sollte für sich herausfinden und ausprobieren, mit welchen Werkzeugen und Materialien er am besten zurechtkommt und gut arbeiten kann.

Rund um den Draht

Das ausführliche Erklären des Biegens der einzelnen Drahtelemente würde den Rahmen dieser Artikelreihe sprengen. So etwas lässt sich am besten in natura und live zeigen und erklären. Und man sollte unter fachlich qualifizierter Aufsicht üben und lernen, damit sich nicht von Anfang an Fehler durch Unkenntnis beim Arbeiten einschleichen. Hierfür gibt es ein breites Angebot an Kursen und Fortbildungsmöglichkeiten von Dentalfirmen und verschiedenen Dentallaboren.

Ich möchte Ihnen hier nur so viel mitgeben, dass Dentaldrähte aus rostfreien Metalllegierungen hergestellt werden und CE-zertifiziert sein sollten. Die Zusammensetzungen können Sie aus den jeweils beigefügten Datenblättern ersehen, auf der Homepage der Hersteller finden oder auf Anfrage bei den Herstellern erfahren. Das ist vor allem bei Allergikern wichtig.

Achtung!

„Nickelfrei“ genannter Draht ist nicht wirklich nickelfrei,
sondern nur sehr stark nickelreduziert.

Der Draht sollte nie scharf und schnell „geknickt“ werden, sondern gefühlvoll gebogen werden, damit das Metallgefüge die Möglichkeit hat, sich außen an der Biegung zu dehnen, ohne zu reißen. Auch sollte man es vermeiden, durch zu starkes Festhalten und Drücken des Drahtes mit der Zange diesen zu verletzen und Kerben oder „Macken“ auf der Oberfläche einzudrücken. An diesen Stellen kann es dadurch zu einem Drahtbruch kommen.

Welcher Draht und welche Drahtstärke wofür?

Für uns Zahntechniker ist vor allem – für den täglichen Gebrauch – wichtig zu wissen, welche Drahtstärken wir verwenden müssen und ob es ein ‚harter’ oder ein ‚federharter’ Draht sein soll. Harter Draht fühlt sich weicher an als federharter Draht, da er beim Biegen in der Position bleibt, bis zu der man ihn gebogen hat. Demgegenüber muss federharter Draht über die Position, in die er gebracht werden soll, hinaus gebogen werden, da er immer etwas zurück„federt“. Dieser Draht fühlt sich durch seine Rückstellkraft härter an, da man zum Biegen etwas mehr Kraft aufwenden muss.

Die Drahtstärken und Drahtsorten sollten auf dem Auftragszettel vermerkt sein oder von dem oder der Behandler/in mitgeteilt werden. Harter Draht wird vorwiegend für Halteelemente verwendet und federharter Draht, wie es der Name schon sagt, für Federn, aber auch Labialbögen.

  • Für Labialbögen bei Plattengeräten wird normalerweise 0,7 oder 0,8 mm starker federharter Draht genommen.
  • Bei bimaxillären Geräten wählt man für Labialbögen 0,8 oder 0,9 mm starken federharten Draht.
  • Die Halteelemente bei Platten werden normalerweise aus 0,7 oder manchmal auf Wunsch aus 0,8 mm starkem hartem Draht gefertigt.
  • Federn werden je nach Aufgabengebiet und Größe/Länge der Feder aus federhartem Draht der Stärke 0,6 oder 0,7 mm hergestellt.
  • Die speziellen Elemente bei bimaxillären Geräten (Auflagen, Pelottendrähte usw.) werden aus 0,8 oder 0,9 mm starkem hartem oder federhartem Draht hergestellt.
  • Für Coffinschlaufen sollte man mindestens 1,0 mm starken oder noch besser bis zu 1,2 mm starken Draht verwenden.

Hinweis

Es heißt heutzutage Coffinschlaufe oder Omegaschlaufe
und nicht mehr Coffinfeder wie bei Walter H. Coffin,
der sie als Dehnelement für die Oberkieferexpansion
verwendete. Heute dient die Coffinschlaufe als transversaler
Verstärkungsbügel für frontal offene bimaxilläre
Geräte und zum Führen der Zungenlage (Abb. 23).

Abb. 23: Anwendung für die Coffinschlaufe als offener Aktivator: transversaler Verstärkungsbügel für frontal offene bimaxilläre Geräte und zum Führen der Zungenlage. Jörg Stehr
Abb. 23: Anwendung für die Coffinschlaufe als offener Aktivator: transversaler Verstärkungsbügel für frontal offene bimaxilläre Geräte und zum Führen der Zungenlage.

Die Industrie bietet vielerlei vorgebogene Drahtelemente an, die einem das Arbeiten erleichtern. Das ist praktisch, aber wichtig dabei ist, immer darauf zu achten, ob das Fertigteil auch von der Größe und Form her wirklich passt. Man sollte daher immer fragend vergleichen, ob es nicht besser ist, ein individuell gebogenes Element zu verwenden.

Erstens, zweitens, drittens …

Die Reihenfolge beim Anbringen der Drähte sollte man sich vorher genau überlegen, um nicht während der Arbeit mit benachbarten Elementen in Konflikt zu kommen.

Auch sollte man es vermeiden, die Retentionen der einzelnen Elemente übereinanderzulegen, um einerseits die Spange nicht unnötig dick zu machen und andererseits die Möglichkeit zu schaffen, abgebrochene oder kaputtgegangene Federn oder Klammern leichter herauszulösen und zu ersetzen, ohne ein zweites Element auch noch ersetzen zu müssen.

Es ist auch wichtig, immer darauf zu achten, dass die Retentionen nicht durch spätere Sägeschnitte hindurchgelegt werden – oder sogar über die geplante Gerätebasis hinaus.

Ich empfehle es, als Erstes die Federn zu biegen und zu befestigen, danach den Labialbogen und zum Schluss die Halteelemente. Erst wenn alles befestigt und ausgeblockt ist, werden als Allerletztes die Schrauben angebracht.

Klebewachs

Beim Befestigen der einzelnen Drahtelemente und Schrauben auf dem Modell mit Klebewachs muss man sauber arbeiten und darauf achten, dass flüssiges Wachs nicht an Stellen fließt oder tropft, an denen sich später Kunststoff befinden soll.

Der Abstand der Retentionen zur Modelloberfläche sollte mindestens 0,5 mm oder mehr betragen, damit genügend Kunststoff den Draht umgibt und dieser nicht aus dem Gerät herausbrechen kann.

Am Anfang, wenn man noch unsicher ist, empfiehlt es sich, aus einem Stück Draht der Stärke 0,6 oder 0,7 mm einen „Angelhaken“ zu biegen und damit unter der Retention entlangzufahren. Wenn dieser Hilfsdraht nirgends klemmt oder stecken bleibt, hat man den richtigen Abstand. Andererseits sollte der Draht bei der Kontrolle auch nicht zu viel Spiel haben, damit die Arbeit nicht zu dick wird oder die Retentionen beim Ausarbeiten und Beschleifen nicht freigelegt werden.

Außerdem ist es sehr wichtig, darauf zu achten, die Retentionen nicht zu nah an den Plattenrand zu legen oder sogar darüber hinaus, weil man sonst den Plattenrand nicht schön dünn auslaufen lassen kann oder die Drahtenden aus dem Kunststoff herausragen.

Wenn man dies nicht vor dem Aufstreuen bemerkt, sondern erst beim Ausarbeiten, muss man mit großem Arbeitsaufwand das Gerät ändern und die Drahtelemente neu biegen.

Die Drähte sollten grundsätzlich mit Klebewachs auf dem Modell befestigt werden (Abb. 24 u. 25). Dieses Wachs hält sehr gut, sowohl auf der Gipsoberfläche als auch am Draht. Ist es erhärtet, verhindert es durch seine Sprödigkeit und Festigkeit, dass die Drahtelemente beim Weiterarbeiten aus Versehen in eine falsche Position gedrückt werden oder sich lösen. Dagegen erweist sich rosa Plattenwachs für diese Aufgabe als zu weich. Dieses Wachs nimmt man nur zum Ausblocken der Federn und zum Schützen der Halteelemente und der Stellen am Modell, an die beim Aufstreuen kein Kunststoff gelangen soll (Abb. 26 u. 27).

Abb. 24: Oberkiefermodell mit befestigten Drahtelementen. Jörg Stehr
Abb. 24: Oberkiefermodell mit befestigten Drahtelementen.
Abb. 25: Unterkiefermodell mit befestigten Drahtelementen. Jörg Stehr
Abb. 25: Unterkiefermodell mit befestigten Drahtelementen.
Abb. 26: Unter- und Oberkiefermodelle mit Wachsmanschette. Jörg Stehr
Abb. 26: Unter- und Oberkiefermodelle mit Wachsmanschette.
Abb. 27: Ausgeblockte Federn auf dem Oberkiefermodell. Jörg Stehr
Abb. 27: Ausgeblockte Federn auf dem Oberkiefermodell.

Rosa Plattenwachs und Ausblockwachs

Die untersichgehenden Stellen im lingualen Unterkieferseitenzahnbereich müssen auf jeden Fall auch ausgeblockt werden. Ansonsten kann es beim Einsetzen und Herausnehmen des Gerätes zu Abschürfungen kommen oder es bilden sich Druckstellen. Dieses Ausblocken kann man entweder mit rosa Plattenwachs oder mit speziellem Ausblockwachs, auch Thermowachs genannt, durchführen.

Die Hauptunterschiede zwischen dem Ausblockwachs einerseits und dem rosa Plattenwachs andererseits: Ausblockwachs ist härter und abriebfester als rosa Plattenwachs und besitzt einen höheren Schmelzpunkt, daher der Alternativbegriff „Thermowachs“. Dadurch lässt sich das Ausblockwachs zwar schlechter verarbeiten, zeigt aber den Vorteil, beim Arbeiten nicht so leicht zerkratzt zu werden. Es kommt hinzu, dass der Kunststoff, wenn er mit dem Ausblockwachs in Kontakt tritt, nicht „milchig“ wird. Dieses „Milchigwerden“ bei rosa Plattenwachs rührt daher, dass es Paraffin enthält. Dieses wird hinzugegeben, um das Wachs weich, elastisch und besser verarbeitbar zu machen.

Zum leichteren Abheben und einfacheren Ausarbeiten der Arbeit nach dem Aufstreuen empfehle ich, die Okklusalflächen und die bukkalen Anteile der Gipsmodellzähne sowie die Halteelemente mit rosa Plattenwachs zu schützen. Dies ist auf Abbildung 28 und 29 bei den Arbeiten auf den linken Seiten der Modelle zu sehen.

Abb. 28 u. 29: Jeweils auf der linken Seite ist das Modell ausgeblockt; auf der rechten Seite sind die Drahtelemente nur mit Klebewachs fixiert. Die Federn in den Fronten wurden mit Ausblockwachs ausgeblockt und die medianen Schrauben mit Klebewachs in den vorgebohrten Löchern fixiert. Jörg Stehr
Abb. 28 u. 29: Jeweils auf der linken Seite ist das Modell ausgeblockt; auf der rechten Seite sind die Drahtelemente nur mit Klebewachs fixiert. Die Federn in den Fronten wurden mit Ausblockwachs ausgeblockt und die medianen Schrauben mit Klebewachs in den vorgebohrten Löchern fixiert.
Abb. 30: Werkzeuge einschließlich LeCron-Instrument (zweites von rechts). Jörg Stehr
Abb. 30: Werkzeuge einschließlich LeCron-Instrument (zweites von rechts).

Befestigen der Schrauben mit Wachs

Zum Befestigen der medianen Schraube wird mit dem Wachsmesser vorsichtig etwas flüssiges Klebewachs in das vorgebohrte Loch gegeben. Falls etwas Wachs neben das Loch geraten sollte, muss dieses unbedingt vor dem Befestigen der Schraube entfernt werden.

Aus meinem Alltag möchte ich hier einen Tipp für das Befestigen der Schrauben weitergeben. Ich habe bei meinem LeCron-Instrument (Abb. 30) den kleinen Teller abgetrennt und das Ende rund geschliffen. Wenn man nun das Ende über dem Bunsenbrenner erhitzt, kann man damit das Wachs im Schraubenloch erwärmen und verflüssigen und so die Schraube gut, schnell und sicher befestigen. Überschüssiges Wachs, das beim Einsetzen der Schraube aus dem Loch quillt, muss entfernt und die Schraube noch einmal eingesetzt werden. Sonst – logische Folge – hat man in der fertigen Arbeit im Kunststoff an dieser Stelle ein Loch.

Ich möchte noch darauf hinweisen, dass es sich für die seitlichen Schrauben nicht empfiehlt, Löcher in das Modell zu bohren. Sondern man kürzt die Platzhalter. Die Schrauben sollten mit wenig Klebewachs auf der Modelloberfläche fixiert werden.

Bitte vergessen Sie nicht den Hilfsdraht, um dem Ganzen Halt und Stabilität für die späteren Arbeitsschritte zu geben, oder sichern Sie die Segmentschraube mit Klebewachs an der medianen Schraube.

Es ist sehr ärgerlich, wenn beim Trockenblasen nach dem Entlüften oder mitten im Aufstreuen die Schraube abfällt und man keine Möglichkeit hat, sie wieder zu befestigen. Wachs hält nämlich gar nicht bis sehr schlecht auf nassem Gips. Man kann die Schraube dann nur noch in den weichen Kunststoff hineindrücken und hoffen, dass diese im Drucktopf die richtige Position hält. Falls das nicht der Fall ist, hat man eine unliebsame Reparatur durchzuführen. Man muss die Schraube schon jetzt austauschen, bevor der Patient die ‚Spange’ überhaupt gesehen hat.

Vorbereiten zum Aufstreuen

Nachdem nun alle Elemente auf dem Modell befestigt worden sind, muss die Arbeit für das Aufbringen des Kunststoffs vorbereitet werden. Dazu wird das Gipsmodell in einem Gefäß mit nicht zu kaltem, aber auch nicht zu heißem Wasser ungefähr bei Zimmertemperatur (20–25 °C) entlüftet. Bei zu kaltem Wasser ist der Temperaturunterschied zu stark, wenn die Arbeit in den Drucktopf gegeben wird, und bei zu warmem Wasser besteht die Gefahr, dass man beim Aufstreuen die Lage der Drähte im warmen und dadurch weichen Wachs aus Versehen verändert.

Entlüften

Abb. 31: Das Modell entlüftet im Wasserbad. Jörg Stehr
Abb. 31: Das Modell entlüftet im Wasserbad.

Umgangssprachlich hat sich der Begriff „Wässern“ etabliert, was dem Vorgang aber nicht gerecht wird. Deshalb wird dieser oft nicht korrekt ausgeführt. „Entlüften“ ist der richtige Ausdruck (Abb. 31). Das Modell sollte so lange im Wasserbad entlüftet werden, bis keine Blasen mehr aufsteigen oder an der Oberfläche haften. Immer wieder muss man deshalb das Modell kurz herausnehmen, um die Blasen platzen zu lassen. Diese Prozedur kann unterschiedlich lange dauern – je nachdem, wie trocken der Gips ist, das heißt, wie lange es schon her ist, dass das Modell ausgegossen wurde, und wie viele Luftkammern beim Ausgießen im Gips eingeschlossen wurden.

Diese Zeit sollte man sich schon nehmen, sonst kann es passieren, dass beim Aufstreuen des Kunststoffs die Monomerflüssigkeit vom Gips aufgesaugt wird. Dadurch wird der Polymerisationsvorgang gestört, denn nun stimmt die Homogenität des Kunststoffteigs, sprich das optimale Verhältnis zwischen Monomerflüssigkeit und Polymerpulver, nicht mehr.

Manche stellen die Modelle auch bloß in ein flaches „Fußbad“ und lassen das Gipsmodell sich von unten mit Wasser vollsaugen. Das geht auch, aber es dauert länger und bei vakuumangerührtem Gips noch viel länger.

Wenn man ein Vakuumanrührgerät hat, kann man seine Arbeit auch in einen Anrührbehälter mit Wasser stellen und durch den Unterdruck entlüften lassen. Das geht sehr schnell, man muss dabei aber aufpassen, dass alle Elemente gut befestigt sind und nicht durch die austretenden Luftblasen vom Modell gerissen werden.

Sobald keine Blasen mehr am Modell anhaften, ist es bereit zum Weiterverarbeiten. Über diesen Zeitpunkt hinaus sollte man die Gipsmodelle nicht viel länger im Wasser liegen lassen, da sich sonst die Oberfläche langsam auflöst und „weich“ wird. Die gelösten Gipspartikel könnten in den Kunststoff gelangen und die basale Fläche der Arbeit verunreinigen.

Nach dem Herausnehmen wird das Gipsmodell vorsichtig mit Druckluft abgeblasen, ohne die Drahtelemente und Schrauben wegzublasen, und so vom überschüssigen Wasser befreit.

Isolieren

Abb. 32: Isolierflüssigkeit für das Modell. Jörg Stehr
Abb. 32: Isolierflüssigkeit für das Modell.

Nach dem Entlüften und Abblasen sollte die Oberfläche sofort mit speziell für die KFO-Technik entwickelter Isolierflüssigkeit behandelt werden.

Die Isoliermittel aus der Prothetik sind dafür nicht geeignet, da sie zu dickflüssig sind und nicht dünn genug aufgetragen werden können.

Am besten stellt man sich am Arbeitsplatz eine nur kleine Portion Isolierflüssigkeit in einem geschlossenen Fläschchen bereit (Abb. 32), der Rest sollte kühl und dunkel gelagert werden, um länger haltbar zu sein.

Es hat sich bewährt, die Isolierflüssigkeit zunächst auf das Modell zu träufeln und dann mit dem Pinsel vorsichtig zu verteilen. Man taucht den Pinsel nicht in den Behälter, da die Flüssigkeit durch anhaftende Schmutzpartikel am Pinsel verunreinigt werden kann. Diese Verunreinigungen können beim nächsten Benutzen auf die neue Arbeit geraten und diese verschmutzen.

Nach dem Auftrag muss die überschüssige Isolierflüssigkeit sofort und ohne große Antrockenzeit vorsichtig abgeblasen werden. Es soll nur ein hauchdünner Film auf der Oberfläche haften – sonst kann es eventuell zu Spaltbildungen zwischen Modell und KFO-Gerät kommen. Die Isolierflüssigkeit zieht ja nicht wirklich in das frisch entlüftete Modell ein.

Nach den oben beschriebenen Schritten ist Ihr Werk bereit für die Kunststoffverarbeitung. Wer die Kniffe angewendet hat, braucht nun keine bösen Überraschungen zu befürchten.

In der nächsten Folge (Link siehe unten) stelle ich die verschiedenen Möglichkeiten der Kunststoffverarbeitung vor und gebe wieder konkrete Tipps. Daneben erhalten Sie auch anwendungsbezogene Informationen zum KFO-Kunststoff.

Weiterführende Links

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