Digitaler Modellguss: 4 Vorteile

Mit kleinen Schritten aktuellen Herausforderungen begegnen – der digitale Modellguss als Lösungskomponente, um dem Fachkräftemangel in Dentallaboren entgegenzuwirken.
Die Dentalbranche in Deutschland steht vor einer Herausforderung, die sich in den kommenden Jahren noch verschärfen wird: Fachkräftemangel. Die Anzahl der zahntechnischen Betriebe sinkt bei recht gleichbleibenden Beschäftigtenzahlen seit 2011 kontinuierlich [1]. Beschäftigte verteilen sich also auf andere Arbeitsplätze.
Doch können sie dort bestehen? Und warum schließen so viele Labore? Sogar die Anzahl der Auszubildenden ist seit 2012 immer weiter absteigend [2].
Wie lässt sich dieses Nachwuchsproblem aufhalten? Viele Fragen, die in einer münden: Wie kann der Beruf Zahntechniker/-in attraktiv bleiben und somit die Produktivität und Qualität der dentalen Versorgung durch qualifiziertes Personal gesichert werden?
In dieser Hinsicht eröffnet der Einsatz digitaler Technologien in der Dentalbranche – unter anderem auch des digitalen Modellgusses – neue Möglichkeiten. Denn gegenüber herkömmlichen Verfahren, die viel manuelle Arbeit und Zeit erfordern, erlaubt die digitale Konstruktion in der Software eine präzise und schnelle digitale Abformung und Modellherstellung (Abb. 1 und 2). Dadurch können Dentallabore ihren Workflow optimieren und mehr Aufträge in kürzerer Zeit bearbeiten, was letztendlich zu einer erhöhten Produktivität und Wirtschaftlichkeit führt.
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Abb. 1: Digitale Produktion der Gingiva und der Zähne in einem Schritt.
© Hedtke -
Abb. 2: Störstellen lassen sich ganz einfach durch das Ausblenden des Modells
entfernen.
© Hedtke
Die Minimierung von Fehlerquellen ist ein weiterer Vorteil, denn manuelle Prozesse bergen immer das Risiko menschlicher Fehler. Die digitale Modellgusstechnik reduziert diese Fehlerquellen erheblich. Präzise digitale Abformungen gewährleisten genaue Passformen und ausgezeichnete Ästhetik, was zu weniger Nacharbeit und Materialaufwand führt.
Durch die Automatisierung von Teilen des Herstellungsprozesses können Dentallabore nicht zuletzt die Qualität ihrer Arbeit verbessern und somit Praxen sowie Patienten und Patientinnen bestens zufriedenstellen. Es kommt außerdem zu einer reduzierten Schulungs- und Einarbeitungszeit für neue Mitarbeiter/-innen. Traditionelle gussbasierte Verfahren erfordern oft langwierige Ausbildungszeiten, bis Techniker/-innen die notwendigen Fähigkeiten erlangen.
Im Gegensatz dazu ermöglicht entsprechende Software eine intuitive Benutzeroberfläche und leicht verständliche Schritte, was die Einarbeitung neuer Fachkräfte erheblich beschleunigt. In Sachen Digitalisierung modern zu bleiben, verleiht Dentallaboren ein zeitgemäßes Image und macht sie nicht nur für Kundinnen und Kunden, sondern eben auch für potenzielle Fachkräfte attraktiver. Junge, technologieaffine Zahntechniker und Zahntechnikerinnen suchen oft nach Laboren, die innovative Technologien einsetzen, um ihre Fähigkeiten zu erweitern und auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Sie sind aufgewachsen in einer von Technologie beherrschten Welt, verstehen schnell, erwarten Fortschritt, sehen Digitales als Gegebenheit, nicht als Neuerung. Digitale Inhalte werden in der Ausbildung und Meisterschule bereits mit steigender Tendenz gelehrt und wollen im labortechnischen Alltag auch Anwendung finden. Es braucht also Betriebe, die diese Umsetzungsmöglichkeiten bieten.
In unserem Schulungszentrum für digitale Zahntechnik – der HD Academy – konnten wir beobachten, dass das digitale Interesse am stärksten in der Altersgruppe zwischen 30 und 45 Jahren ist, während die ältere Berufsgruppe diesem Wandel zunächst eher skeptisch gegenübersteht – obschon auch hier sich der eine oder andere letztendlich während der Workshops vom „digitalen Fieber“ anstecken ließ. Denn weiß man erst einmal, wie das analoge Verfahren Schritt für Schritt digital umgesetzt werden kann, stellen die meisten schnell fest, dass es auch Spaß machen kann, die digitale Zukunft der Zahntechnik mitzugestalten (Abb. 3 und 4).
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Abb. 3: Digitales Klammermodellguss-Design in exocad Partial
CAD.
© Hedtke -
Abb. 4: Digital erstellter Klammermodellguss.
© Hedtke
Allerdings bedeutet Digitalisierung keinesfalls, dass das analoge Handwerk ersetzt wird. Es ist und bleibt die Grundlage, auf der sich der digitale Workflow erst etablieren und fortsetzen kann.
Fazit
Der digitale Modellguss bietet eine vielversprechende Lösung, um dem Fachkräftemangel in deutschen Dentallaboren entgegenzuwirken. Vier entscheidende Vorteile, die diese Technologie mit sich bringt, sind dabei hervorzuheben: die Effizienzsteigerung, die Minimierung von Fehlerquellen, die reduzierte Einarbeitungszeit und die Attraktivität für junge Fachkräfte. Durch die Digitalisierung im Allgemeinen und die Implementierung des digitalen Modellgusses im Besonderen können Dentallabore nicht nur ihre Arbeitsprozesse optimieren und die Patientenversorgung auf ein neues Niveau heben, sondern auch den Herausforderungen des Fachkräftemangels etwas entgegensetzen.