Anzeige

Brücken

Eine Patientin mit besonders „goldigen“ Ansprüchen

Kombinierte Versorgungen aus hochwertigen Goldlegierungen anzufertigen war – zumindest in den „Hoch-Zeiten“ der Edelmetallverarbeitung – keine Seltenheit. Im vorgestellten Patientenfall nahm dies jedoch ausufernde Dimensionen an – und wurde „gusstechnisch“ zu einer echten Herausforderung. Die Laborinhaberin Petra Streifeneder-Mengele blickt zurück und schildert uns einen ihrer skurrilsten Fälle in Gold.

. Petra Streifeneder-Mengele
.
.

Abb.1: Januar 1999 – OK-Versorgung aus verschraubter, kompositverblendeter Geschiebebrücke auf Implantaten mit Modellgussbügel aus Edelmetall. Petra Streifeneder-Mengele
Abb.1: Januar 1999 – OK-Versorgung aus verschraubter, kompositverblendeter Geschiebebrücke auf Implantaten mit Modellgussbügel aus Edelmetall.

Im Januar 1999 traf ich erstmals auf die damals Ende 60-jährige Patientin. Sie erhielt eine OK-Versorgung aus einer verschraubten, kompositverblendeten Geschiebebrücke auf Implantaten mit einem Edelmetall-Modellgussbügel (Abb. 1). Bereits 4 Wochen nach dem Einsetztermin im März 1999 wurde die Dame in der Praxis erneut vorstellig.

Abb. 2: März 1999 – sowohl Verblendkunststoff als auch rosa Basiskunststoff hatten sich laut Aussage der Patientin „einfach aufgelöst“. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 2: März 1999 – sowohl Verblendkunststoff als auch rosa Basiskunststoff hatten sich laut Aussage der Patientin „einfach aufgelöst“.

Die Prothese sei nicht mehr in Ordnung, da sich der Kunststoff „von selbst“ auflöse. Außerdem, so gab die Patientin an, vertrüge sie das Material aufgrund einer– bis dato unerwähnten – Allergie nicht. Der Zustand der Versorgung legte die Vermutung nahe, dass sich sowohl der Verblendkunststoff als auch der rosa Basiskunststoff nicht „einfach aufgelöst“ hatten, sondern manuell aktiv entfernt worden waren, was somit auf eine sehr eigentümliche Art der „Prothesenpflege“ schließen ließ (Abb. 2).

Auf die Frage hin, was sich die Patientin als Lösung vorstelle, kam prompt der Vorschlag, alles komplett aus Gold zu fertigen – selbst die zu ersetzenden Zähne und die rosa Sattelanteile. Nach eingehender Aufklärung darüber, dass eine entsprechende Versorgung für den Oberkiefer zu schwer würde und nicht funktional sei, einigten wir uns auf einen Kompromiss. Die vestibulären Verblendungen bei der Frontzahnbrücke wurden gegen „Vollgold-Veeners“ ausgetauscht und mit der bestehenden Brücke verklebt.

Zudem kamen palatinale „Verkleidungen“ bis zu den ersetzten Zähnen zum Einsatz. Die konfektionierten Zähne mit den bukkalen Sattelanteilen blieben aus Kunststoff. Allerdings verwendete ich ein anderes Basis-Material.

Anzeige

Abb. 3: Die neue Versorgung – mit 80 g Gold. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 3: Die neue Versorgung – mit 80 g Gold.

Abbildung 3 zeigt das Ergebnis. Die Versorgung wies einen Goldanteil von fast 80 g auf. 4 Jahre später, im Januar 2003, äußerte die Patientin den Wunsch, bei mir eine UK-Versorgung anfertigen zu lassen.

Abb. 4: Januar 2003 – UK-Versorgung: zementierbare Vollgussbrücke auf Implantaten. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 4: Januar 2003 – UK-Versorgung: zementierbare Vollgussbrücke auf Implantaten.

Wir einigten uns auf eine zementierbare Vollgussbrücke auf Implantaten, mit der auch der neue Behandler der Patientin einverstanden war (Abb. 4). Zudem trug die Patientin eine herausnehmbare, völlig insuffiziente Teleskopprothese, die sie nicht erneuern wollte. Die nächste Begegnung fand 3 Jahre später im Juli 2006 statt.

Abb. 5: Zustand der OK-Prothese aus Abbildung 3 im Juli 2006 – der Basiskunststoff fehlte nahezu komplett und auch die konfektionierten Zähne wurden „nachbearbeitet“. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 5: Zustand der OK-Prothese aus Abbildung 3 im Juli 2006 – der Basiskunststoff fehlte nahezu komplett und auch die konfektionierten Zähne wurden „nachbearbeitet“.

Es ging um die OK-Versorgung, die mittlerweile stark beeinträchtigt war. Der Basiskunststoff fehlte fast komplett und auch die konfektionierten Zähne waren deutlich „nachbearbeitet“ worden (Abb. 5). Nach wie vor bestand die Patientin darauf, dass sich das Material „wie von selbst“ auflöse.

Diesmal wurden zudem bukkale „Schutzverkleidungen“ angebracht – leider existieren davon keine Bilder. Kaum ein Jahr später, im März 2007, kreuzten sich unsere Wege erneut. Abermals hatte die Patientin den Zahnarzt gewechselt und abermals wünschte sie eine neue Unterkiefer-Vollgussbrücke, die auf den bestehenden Implantaten verankert werden sollte.

Anlass für die „Aktualisierung“ der Versorgung war das Gefühl der Patientin, die zementierte Brücke im Unterkiefer nicht mehr zu vertragen. Sie wollte daher eine bedingt abnehmbare Brückenkonstruktion auf den Implantaten. Die Behandlerin entfernte in einem mühevollen Schleifprozess vorsichtig die bestehende Vollgussbrücke, um die darunterliegenden Implantate nicht zu beschädigen, und ich stellte eine neue Vollgussbrücke her.

Abb. 6: März 2007 – bedingt abnehmbare Unterkiefer-Vollgussbrücke. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 6: März 2007 – bedingt abnehmbare Unterkiefer-Vollgussbrücke.

Diesmal allerdings bedingt abnehmbar, da diese nur provisorisch zementiert wurde (Abb. 6). Auf unseren Vorschlag hin, die herausnehmbare alte Unterkieferprothese ebenfalls zu erneuern, reagierte die Patientin mit Ablehnung. 4 Wochen nach der Eingliederung der neuen Frontzahnbrücke – die Patientin machte auch vor der eigenen Bearbeitung von Metall nicht halt – brach der alte UK-Modellgussbügel.

Abb. 7: Vorbereitung der Frontzahnbrücke auf die neue UK-Teleskopprothese,
um die Abstützung zu optimieren. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 7: Vorbereitung der Frontzahnbrücke auf die neue UK-Teleskopprothese,
um die Abstützung zu optimieren.

Nachdem erläutert wurde, dass eine Reparatur nicht möglich sei, stimmte sie der Neuanfertigung einer UK-Teleskopprothese zu. Vor Beginn der Versorgung galt es noch, die neu eingesetzte Frontzahnbrücke zu entfernen und nachträglich Fräsungen für Schubverteilungsarme anzubringen, um die Abstützung zu optimieren (Abb. 7). Zusätzlich wurde Zahn 34 mit einer Teleskopkrone versorgt.

Die bestehenden Primärteleskope an 44 und 45 wurden in die Konstruktion mit einbezogen. Nach „üblicher Machart“ erfolgte danach die Fertigstellung mit so viel Edelmetall-Anteil wie technisch möglich. Nur die konfektionierten Zähne bestanden noch aus Kunststoff.

Abb. 8: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 8: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel.

Der Rest war aus Gold, sogar die basalen Anteile der Sättel (Abb. 8 bis 10). Am liebsten wäre es der Patientin gewesen, man hätte die Ersatzzähne auch noch aus Gold gegossen. Mittlerweile hatte ich abermals mehr als 90 g Edelmetalllegierung verbraucht und war technisch sehr versiert, große Metallkonstruktionen lunkerfrei zu gießen.

Abb. 9: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 9: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel.
Abb. 10: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel. Petra Streifeneder-Mengele
Abb. 10: UK-Versorgung 2007 – Neuanfertigung der UK-Teleskopprothese
unter Einbezug bestehender Primärteleskope an 44 und 45 und neuer Teleskopkrone
an 34. Zum Einsatz kamen so viel Edelmetall-Anteile wie technisch möglich.
Lediglich die konfektionierten Zähne bestanden weiterhin aus Kunststoff, der Rest
aus Gold – selbst die basalen Anteile der Sättel.

Leider endete die Beziehung in einem Rechtsstreit, da die Patientin der Meinung war, die alte UK-Prothese sei gebrochen, weil die Ärztin sie absichtlich „kaputtgemacht habe“, um eine neue Prothese „zu verkaufen“. Vor Gericht gab sie an, die behandelnde Ärztin habe an dem Bügel etwas abgeschliffen, während sich die Prothese in der Praxis zur Reinigung im Ultraschallbad befand. Die neue Prothese wollte die Patientin infolgedessen nicht bezahlen, was sie bis dato anstandslos bei jeder Versorgung getan hatte.

Es lief auf einen Vergleich hinaus. Ein trauriges Ende eines außergewöhnlichen Patientenfalls, bei dem es zur Abwechslung mal nicht um Ästhetik, Farbe und Okklusion ging.

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige