Marketing

Kaffee und Zahnersatz von den Philippinen

Die gute Nachricht

Bei der Kaffeeproduktion liegen die Philippinen an elfter Stelle, sind sie bei der Produktion von Zahnersatz im Kommen? Jedenfalls wollen das Hamburger Dentallabor Novadent und der Kaffee- und Konsumgüter-Anbieter Tchibo gemeinsam dazu beitragen.

Wer noch bis zum 26. August 2013 die deutschen Filialen von Tchibo betritt, den umströmt nicht nur das Verwöhnaroma von Kaffee (*), sondern auf den wartet gegen die einmalige Bezahlung von 24 Euro auch eine zwei Jahre gültige Rabattkarte für Zahnersatz. Im Tchibo-Prospekt „Rundum schön“, der am 24. Juli 2013 erhältlich war, hieß es auf Seite 46: „Schöne Zähne – strahlendes Lächeln! Novadent Zahnersatz- Card. Sparen Sie bei den Material- und Laborkosten und profitieren Sie von weiteren Vorteilen!“ In der Broschüre ist dargestellt, dass die ZahnersatzCard-Preise bis zu 50 Prozent unter dem Originalpreis von Novadent liegen; es erfolgt „die Fertigung nach neuesten Methoden im modernen Hightech-Dentallabor unter deutscher Leitung in Manila (Philippinen)“.

Das ist aber noch nicht die oben gemeinte gute Nachricht.

Diese betrifft die Reaktionen, die die Ankündigung und Beschreibung der Aktion bei zahnärztlichen Fachorganisationen ausgelöst hat.

Sehr schnell meldeten sich die Landeszahnärztekammer Hessen (LZKH) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen (KZVH) zu Wort. In ihrer gemeinsam veröffentlichten Information stellt der LZKH-Präsident Dr. Michael Frank fest: „Viele Patientinnen und Patienten verbindet mit ihrem Zahnarzt ein über Jahre, manchmal über Generationen gewachsenes Vertrauensverhältnis. Ebenso ist es um die Zusammenarbeit des Zahnarztes mit dem Labor bestellt, das den Zahnersatz fertigt und für dessen hohe Qualität der Zahnarzt bürgt.“ Den hessischen Zahnärzte- Vertretungen „geht es um die Frage nach Vertrauen, individueller Beratung und Versorgung“.

##pic_2_r##Der Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe Dr. Klaus Bartling unterstreicht seinerseits in einer Pressemitteilung der Kammer: „Üblicherweise arbeitet der Zahnarzt mit einem Dentallabor seines Vertrauens zusammen.“ Ausführlicher nimmt Dr. Jürgen Fedderwitz Stellung. Als Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung erklärt er in der entsprechenden KZBV-Presseinformation: „Auch eine Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen hat schon Erfahrungen mit preisgünstigem Zahnersatz von ausländischen Laborpartnern gesammelt. Dennoch schätzen die meisten Zahnärzte die vertrauensvolle Kooperation mit einem wohnortnahen Labor höher ein. Letztlich trägt der Zahnarzt die volle Verantwortung für den einzugliedernden Zahnersatz – auch für den Teil, der im Labor gefertigt und in die Praxis geliefert wird. Denn allein der Zahnarzt entscheidet, ob der angelieferte Zahnersatz eingesetzt werden kann. Auch kann kein Zahnarzt verpflichtet werden, mit Novadent oder einem anderen Anbieter zu kooperieren. Das erklärt, warum Zahnärzte häufig über viele Jahre in gewachsenen Strukturen mit ihren Laborpartnern zusammenarbeiten. Die Kolleginnen und Kollegen wissen, je individueller und komplexer die prothetische Versorgung ausfällt, desto sinnvoller ist die qualitätsgesicherte und wohnortnahe Fertigung durch ein praxisnahes Labor.“

Bessere Bekenntnisse können sich die Zahntechniker in Deutschland gar nicht wünschen.

Das ist die gute Nachricht an dem Sturm in der Kaffeetasse.

(*) Fakten zur Kaffeeproduktion aus www.wikipedia.de, Artikel: „Kaffee“, Zugriff am 26.07.13, 17:55 Uhr


Die jüngste Entwicklung bei Redaktionsschluss

Die Audentic AG, Mülheim an der Ruhr, selbst mit Auslandszahnersatz (China) tätig, hat mit Begleitung der Kanzlei Kazemi & Lennartz Rechtsanwälte, Bonn, Tchibo abgemahnt und ist vor Gericht gezogen. Das Landgericht Düsseldorf sah Hinweise auf wettbewerbswidriges Verhalten und gab der Eilklage statt (Aktenzeichen 38 O 113/13). Jetzt überarbeitet Tchibo nach eigenen Angaben Werbematerial und Presseinformationen.

 

 

 

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: Dr. Gisela Peters


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