Anzeige

Kieferorthopädie

Der elastische Gebissformer nach Prof. Dr. Hans Peter Bimler

Am 10. Oktober 1949 erschien die erste Veröffentlichung in der Zeitschrift „Zahnärztliche Welt“ über den elastischen Gebissformer, den Hans Peter Bimler in der Praxis seines Vaters entwickelte. Aus Anlass von Bimlers 100-jährigem Geburtstag zeigt das Dentalhistorische Museum im sächsischen Colditz eine Jahres-Sonderausstellung seiner grundlegenden Entwicklungen für die Kieferorthopädie.

Placeholder – News shutterstock

Bimlers Gebissformer ist einerseits einfach, andererseits wirkungsvoll (Abb. 1 u. 2). Dass beides zusammentraf, hat zwei ausschlaggebende Gründe. Zum einen ergänzte der bereits approbierte Arzt durch ein Zusatzstudium in der Zahnmedizin seine Kenntnisse und arbeitete in der 1946 neu eröffneten KFO-Praxis des Vaters in Wiesbaden mit. Zum anderen erlebte die Familie, aus Schlesien geflüchtet, die Mangelwirtschaft – diese förderte die Kreativität des jungen Zahnarztes. Einige Rollen Draht, ein paar Materialien und Einrichtungsgegenstände hatten mit einem Antiquitätentransport gerettet werden können. So entwickelte Hans Peter Bimler nun eigene und kostengünstige KFO-Apparate. Sein gutes zahntechnisches Geschick und seine Ausdauer brachten erste Erfolge. Sein Motto: „Er wollte die Effektivität der festen Behandlung mit der Unschädlichkeit der herausnehmbaren Apparate vereinen.“ Zum 10. Deutschen Zahnärztetag in Wiesbaden stellte Bimler seine ersten Ergebnisse vor. Die schriftliche Veröffentlichung folgte, das Original ist heute im Wissenschaftszentrum des Dentalhistorischen Museums einsehbar.

Abb. 1: Die Vorher- und Nachher-Situation einer frühen Arbeit mithilfe des neuen Gebissformers.
Abb. 1: Die Vorher- und Nachher-Situation einer frühen Arbeit mithilfe des neuen Gebissformers.
Abb. 2: Bimlers elastischer Gebissformer zielt auf die ganzheitliche Behandlung einschließlich Korrektur der Mundmuskelkräfte ab. Die Kieferknochen werden zum Wachstum angeregt, schonend und wirkungsvoll (nachzulesen in: Bimler HP. Die systemübergreifende Indikation der elastischen Gebissformer. Fortschr. Kieferorthop. 1984;45:33-44).
Abb. 2: Bimlers elastischer Gebissformer zielt auf die ganzheitliche Behandlung einschließlich Korrektur der Mundmuskelkräfte ab. Die Kieferknochen werden zum Wachstum angeregt, schonend und wirkungsvoll (nachzulesen in: Bimler HP. Die systemübergreifende Indikation der elastischen Gebissformer. Fortschr. Kieferorthop. 1984;45:33-44).

In einem Sonderheft kann man die Beschreibung nachlesen: „Die Gebissformer bestehen aus elastisch miteinander verbundenen Führungselementen im Ober- und Unterkiefer. Dabei besteht der Oberkieferanteil aus einem Labialbogen aus 0,8 mm Wipladraht, der nach zwei seitlichen rücklaufenden Schleifen zwischen dem ersten und zweiten Prämolaren bzw. Milchmolaren die Zahnreihe überquert und in zwei Führungsflügeln aus Kunststoff endet, die den Palatinalflächen der oberen Seitenzähne anliegen. Der Unterkieferanteil besteht aus einem Käppchen, das die Frontzähne umfasst, und 0,8 mm starken Führungsdrähten, die den unteren Seitenzähnen lingual anliegen, nachdem sie durch großzügig dimensionierte rücklaufende Schleifen in zwei aufeinander senkrecht stehenden Ebenen die nötige Elastizität bekommen haben, um dem Unterkiefer auch bei eingesetztem Apparat seitliche Bewegungen zu erlauben.“ – „Die elastischen Gebissformer weisen alle günstigen Eigenschaften der bisherigen funktionellen Behelfe auf, d. h. sie beeinflussen beide Kiefer und das Gelenk gleichzeitig und erhalten so dauernd ein harmonisches Verhältnis beider Zahnreihen zueinander.“ Das Experimentieren mit verschiedenen Drähten und Drahtstärken und die Erfolge mit den immer weiter entwickelten Gebissformern führten 1953 zur Gründung der Bimler Laboratorien KG, die bis heute weltweit agieren und vorgefertigte Teile für den Gebissformer vertreiben. Hierzulande ist Bimlers Entwicklung etwas durch die festsitzenden Apparaturen verdrängt worden, herausnehmbare KFO-Platten sind in anderen Ländern und Erdteilen jedoch viel häufiger anzutreffen, weil diese schonender und günstiger sind.

Der vollständige Bericht zum ersten Gebissformer kann in Kopie im Museum angefordert werden: Bimler HP. Die elastischen Gebissformer. Zahnärztl. Welt 1949;19:499-503.

Anzeige

Weitere Informationen:

Dentalhistorisches Museum
Verein zur Förderung und Pflege des
Dentalhistorischen Museum e. V.
ZTM Andreas Haesler
www.dentalmuseum.eu

Bildquellen sofern nicht anders deklariert: Unternehmen, Quelle oder Autor/-in des Artikels

Kommentare

Keine Kommentare.

Anzeige