Industrie-Report


Digital den Kiefer positionieren, gipsfrei einartikulieren

Der AxioPrisa Bissgabelträger kann per Intraoralscanner erfasst werden.
Der AxioPrisa Bissgabelträger kann per Intraoralscanner erfasst werden.

Ein scanbarer Bissgabelträger und eine gipsfreie Artikulationsmethode sollen künftig die Zusammenarbeit von Praxis und Labor weiter erleichtern. ZT Julius Lorbiecki berichtet von Produkten und möglichen Vorteilen.

In den letzten Jahrzehnten wurde das Arbeiten in Praxen und Laboren zunehmend digitaler, um einzelne Abläufe effizienter zu gestalten. So tauschte man die Abformungen gegen Intraoralscanner, das Röntgen gegen DVTs und das Wachsmesser gegen die Maus am CAD/CAM-PC aus. Einige dieser Errungenschaften markierten Meilensteine in Bezug auf Genauigkeit und Arbeitsentlastung.

Andere Bestandteile der Behandlungsabläufe blieben unverändert. Dazu zählte auch die Übertragung der anatomischen Ausrichtung des Oberkiefers im Gesichtsschädel.

Sie ist ein grundlegendes Element jeder Modellmontage, um später eine akkurate Passung zu gewährleisten und so den Nachbearbeitungsaufwand für Techniker/-innen sowie Behandler/-innen so gering wie möglich zu halten. So war der Gesichtsbogen mit seinem Bissgabelträger bislang nur schwer zu ersetzen. Das hat sich jetzt allerdings dank einer simplen Lösung geändert: dem digitalisierbaren Bissgabelträger.

Die digitale Kieferpositionierung

Besagter digitalisierbarer Bissgabelträger, der AxioPrisa, besteht aus einem langen scanbaren Sagittalstab, der keine Bissgabel, sondern einen Jig am Ende trägt und ein wellenförmiges, durch den Intraoralscanner erfassbares Muster an seiner Unterseite aufweist (Abb. 1 und 2). Der Bissgabelträger wird am herkömmlichen Gesichtsbogen angebracht und kann so gegen den analogen getauscht werden. Vorgegangen wird wie folgt: Es werden Oberkiefer- und Unterkieferscans durchgeführt und die Relation zwischen beiden Kiefern durch einen Vestibulärscan erfasst.

  • Abb. 1: Der digitalisierbare Bissgabelträger AxioPrisa am herkömmlichen SAM
AxioQuick Transferbogen.
  • Abb. 2: Der AxioPrisa Bissgabelträger kann per Intraoralscanner erfasst werden.
  • Abb. 1: Der digitalisierbare Bissgabelträger AxioPrisa am herkömmlichen SAM AxioQuick Transferbogen.
    © Lorbiecki
  • Abb. 2: Der AxioPrisa Bissgabelträger kann per Intraoralscanner erfasst werden.
    © Lorbiecki

Für den Bissgabelträgerscan wird nun ein weiterer Oberkieferscan dem Ablauf hinzugefügt, der den Bissgabelträger mit der Okklusionsfläche aufzeichnet. Dieser wird ebenfalls wie gewohnt angewendet. Der Gesichtsbogen wird wie üblich angelegt und die Nasenstütze wird auf dem Nasenrücken zur Stabilisierung aufgebracht und befestigt.

Auf dem Jig des Bissgabelträgers wird eine kleine Menge scanbares Vinylpolysiloxan appliziert, in die der Patient bzw. die Patientin einbeißt und damit den Jig mit Ober- und Unterkiefer fixiert. Sobald das Material erstarrt ist, kann der Behandler bzw. die Behandlerin die Feststellschraube am Bissgabelträger fixieren. Der Mund kann nun wieder geöffnet werden, um einen zweiten Oberkieferscan durchzuführen.

Nach dem Scanvorgang kann dieser Bissgabelscan in der AxioPrisa-Miniapp die anatomische Ausrichtung der vorher gewonnenen Scans schaffen. Um das zu erreichen, werden alle Scans in der App gematcht und man erhält anatomisch ausgerichtete Oberund Unterkieferscans (Abb. 3). Diese können nun digital übermittelt werden und das Labor muss nicht auf die analoge Bissgabel warten.

Digital einartikulieren

Die ausgerichteten Scans sind direkt als Arbeitsgrundlage für CAD-Arbeiten einsetzbar. Die konventionelle Montage der Modelle erübrigt sich somit und man gewinnt wertvolle Stunden für andere Arbeiten. Um jedoch die analoge Endkontrolle ebenso präzise ausgerichtet durchführen zu können, wie die Restauration erstellt wurde, ist eine Übertragung der Patientenebene und der Modelle in den Artikulator notwendig.

  • Abb. 4: Modellmontage per AxioSnapMount.

  • Abb. 4: Modellmontage per AxioSnapMount.
    © Lorbiecki
Das Übertragen der gedruckten Modelle in den Artikulator stellt sich jedoch ohne analoge Bissgabel auf konventionellem Wege als kleine Herausforderung dar – zumindest, wenn man die Kieferposition 1:1 erhalten möchte. Für die Übertragung werden die Scans vor dem Druck noch einmal aufbereitet und mittels der Modellmontage-Konzeptsoftware AxioSnapMount überarbeitet (Abb. 4). Hierbei werden die Scans für den Druck optimiert und gesockelt.

Diese Sockelung dient zur gipsfreien Modellmontage im Artikulator. Anstelle des Gipses nutzt man nun Distanzblöcke aus Aluminium und statt des Splitcasts Montageplatten aus Kunststoff. Der Blick in die Software zeigt, was hinter dem Konzept steht.

So werden die ausgerichteten Scans in die Software importiert und digital getrimmt. Durch das Trimmen legt man eine Schnittebene fest (Abb. 5), die Artefakte und unwichtige Bereiche entfernt und die Bauhöhe des Modells bestimmt.

  • Abb. 5: Die AxioSnapMount Software bereinigt die Scans auf gewählten Schnittebenen,
um die Bauhöhe der Modelle so gering wie möglich zu halten.
  • Abb. 6: Unterschiedliche Bauhöhen in Distanzblöcken und Montageplatten gewährleisten
die Umsetzung jeder Patientensituation. Diese Elemente sind für die
SAM-Artikulatoren nutzbar.
  • Abb. 5: Die AxioSnapMount Software bereinigt die Scans auf gewählten Schnittebenen, um die Bauhöhe der Modelle so gering wie möglich zu halten.
    © Lorbiecki
  • Abb. 6: Unterschiedliche Bauhöhen in Distanzblöcken und Montageplatten gewährleisten die Umsetzung jeder Patientensituation. Diese Elemente sind für die SAM-Artikulatoren nutzbar.
    © Lorbiecki

Ebenso glättet und rundet die Software die bestehenden Ränder und gewährleistet den reibungslosen Druck. Nach den beiden Schritten schlägt die Software die vorher erwähnten Blöcke und Platten vor. Diese sind in unterschiedlichen Höhen (Abb. 6) verfügbar, damit jegliche Patientensituation montiert werden kann.

  • Abb. 7: In der AxioSnapMount Software kann jedes Modul f

  • Abb. 7: In der AxioSnapMount Software kann jedes Modul f
    © Lorbiecki
Um das zu gewährleisten, sind die Aluminiumblöcke in 10-mm-Höhenunterschieden erhältlich und die Montageplatten in 2,5-mm-Stufen verfügbar. Aus der Kombination beider Höhenvarianten ist die Umsetzung jeglicher Patientensituation möglich. Eine Variation der vorgeschlagenen Module ist ebenfalls möglich (Abb. 7), so lassen sich Elemente, die in andere Arbeiten eingebunden sind, umgehen und mehrere Techniker/-innen können parallel mit dem Konzept arbeiten.

Zur abschließenden Generierung der Modelle wird der Patientenname erbeten; dieser wird neben dem Datum und den später erforderlichen Block- und Montageplattenhöhen mit in das gedruckte Modell geprägt. Die Füllstrategie der Modelle bildet den letzten Schritt im Umgang mit der Software: Hier wird erfragt, wie massiv die Modelle sein sollen. Zur Auswahl stehen massive Modelle, eine Füllung mit Bienenwaben oder hohle Modelle.

Die Füllstrategie bestimmt die spätere Lagerfähigkeit und die Langzeitstabilität. So sind massive Modelle am unempfindlichsten gegenüber äußeren Einflüssen. Für eine Einzelkrone oder eine ABS verspricht ein Leichtdruckmodell erfahrungsgemäß ausreichend Stabilität und hält die Kosten gering.

Für mittelfristige Arbeitsintervalle, z.B. bei der voraussichtlichen Nachbearbeitung eines All-on-4, haben sich hingegen die Bienenwabenstrukturen als beste Zwischenlösung erwiesen. Nach der Generierung der Modelle und dem späteren Speichern der Daten kann der Druck beginnen. Zur endgültigen Modellmontage werden dann die Montageplatten in den Sockel des Modells gedrückt.

  • Abb. 8: Zylinder zur Zentrierung und Halteelemente für die Modellaufnahme gewährleisten
den bewegungsfreien Halt der Modelle.

  • Abb. 8: Zylinder zur Zentrierung und Halteelemente für die Modellaufnahme gewährleisten den bewegungsfreien Halt der Modelle.
    © Lorbiecki
Dabei wird kein zusätzliches Material benötigt; Zylinder und Retentionshaken sind in die Montageplatten integriert (Abb. 8). Diese zentrieren das Modell und halten es, damit auch Arbeiten unter Modellbelastung durchgeführt werden können und der sichere Modellsitz gewährleistet ist. Die Montageplatten enthalten eine Metallplatte, die für eine Splitcastfunktion zwischen Distanzsockel und Modell sorgt und der Fixierung auf den Distanzblöcken dient.

Dadurch ist auch ein einfacher Modellwechsel möglich. Die Distanzblöcke sind genormt und werden CNC-gefräst.

Sie werden per Magnet- oder Schraubmontage im Artikulator befestigt. So wird die Position der Kiefer genau übertragen und es gibt keine Unterschiede in der Modellmontage zu aufeinander abgestimmten Artikulatoren.

Fazit

Digitale Wege in zahntechnischen Arbeitsabläufen gibt es momentan schon viele, rein digitale Workflows sind jedoch noch selten. Mit den zwei unabhängig voneinander einsetzbaren Produkten, dem scanbaren Bissgabelträger AxioPrisa und der gipsfreien Artikulationsmethode mit AxioSnapMount, kommt man dem rein digitalen Workflow jedoch ein Stück näher. So können Praxen die Daten zeit- und kostensparend digital ans Labor übermitteln oder die Modelle selbst drucken und montieren.

Labore können die digitalen Konstruktionen nach Eintreffen der Datensätze unmittelbar nutzen. Beide Produkte eignen sich, um die interdisziplinäre Zusammenarbeit weiter zu erleichtern.

Ratsam ist allerdings ein Miteinander im Ausbau der digitalen Arbeitsweisen. Denn ein einseitiger digitaler Vorstoß erbringt nicht zwangsläufig den Erfolg, den eine abgestimmte Kooperation erbringen kann.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: ZT Julius Lorbiecki