Kronen/Brücken

+++ Live-Chat zur ADT! +++ - Wie kann der Zahntechniker der Zukunft aussehen? Diskutieren Sie am Dienstag, 4. Juni, 17 bis 18 Uhr, auf ztm-aktuell.de mit ZTM Andreas Hoffmann.

Der Zahntechniker und der Block, aus dem die Krone kommt


Ob Sie nun die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Dentale Technologie (ADT) am Fronleichnamswochenende in Böblingen besuchen oder nicht – jeder ist eingeladen, auf www.ztm-aktuell.de die Frage mitzudiskutieren: Was kann der Zahntechniker in Zukunft tun, um noch gebraucht zu werden? Welche Ideen sichern angesichts der wachsenden „Lawine CAD/CAM“ dem Labor das notwendige Einkommen? Zu diesem Themenkomplex hält ZTM Andreas Hoffmann auf der Jahrestagung der ADT (30. Mai bis 1. Juni 2013) einen Vortrag, wesentliche Inhalte lesen Sie hier. Das ADT-Heft mit den Kurzreferaten kann bald nach der Veranstaltung unter ag-dentale-technologie.de heruntergeladen werden.

Waren wir noch gestern relativ sicher, dass die keramischen Verblendungen immer aus der Hand des Technikers kommen, so sind inzwischen mehrfarbige Verblendungen oder individuell aus Hochleistungskeramiken geschichtete vollständige Kronen das Ergebnis aus dem Datensatz, der am Rechner designt wurde. Obwohl der Trend unaufhaltsam zu CAD/CAM-Kronen geht, glaubt eine Vielzahl der Zahntechniker auch heute noch daran, dass ihre Fachkompetenz in der digitalen Welt unverzichtbar sei. So sind ihre Bestrebungen im Handwerk auch angesichts der Flut an digitalen Technologien noch verhalten und dank traditionsbewusster Einstellung von Handarbeit und viel Liebe zum Detail geprägt. Dazu gehört viel Fachkompetenz und Erfahrung – eine aussterbende Arbeit … ? Das ist zu befürchten, denn schon die aktuelle Beurteilung im Zahntechnikhandwerk sieht ein wenig anders aus. Heute entstehen durch neue Fertigungsund Verfahrenstechnologien, einschließlich der Anwendung IT-gestützter Technologien, neue Arbeitsweisen (Abb. 1 bis 4). Hierbei werden sowohl zahnmedizinische als auch zahntechnische Arbeitsfolgen neu verteilt und völlig neu gestaltet, außerdem mehr und mehr fräs- und schleifbare Werkstoffe eingesetzt und neue Vorgehenstechniken angewendet. All dem müssen auch wir als Zahntechniker gerecht werden. Laut Experten ist in Zukunft mit dem vermehrten Einsatz und einer weiteren Verbreitung von CAD-Lösungen zu rechnen. Aber braucht die digitale Welt dazu den eigens ausgebildeten Partner Zahntechniker? Die Prognose: Jeder, der sich im Bereich CAD/CAM sach- und fachgerecht weiterbildet, hat heute und in Zukunft gute Chancen.

  • Abb. 1: Computer-Aided Design: das Fachwissen aus der Maschine.
  • Abb. 2: Kunststoffprovisorien – gefräst und gut, fast zu gut.
  • Abb. 1: Computer-Aided Design: das Fachwissen aus der Maschine.
  • Abb. 2: Kunststoffprovisorien – gefräst und gut, fast zu gut.

  • Abb. 3: Wir dürfen froh sein, wenn wir überhaupt noch die Hand im Spiel haben – einspannen, ausspannen, abtrennen und zum Sinterofen tragen.
  • Abb. 4: Ob Geschiebe oder Teleskope – die Software für das Design und Manufacturing ist schon lange da.
  • Abb. 3: Wir dürfen froh sein, wenn wir überhaupt noch die Hand im Spiel haben – einspannen, ausspannen, abtrennen und zum Sinterofen tragen.
  • Abb. 4: Ob Geschiebe oder Teleskope – die Software für das Design und Manufacturing ist schon lange da.

Die Zeichen der Zeit erkennen – und die richtigen Konsequenzen ziehen

Wir erleben in diesen Jahren gerade das, was die Buchdrucker und Textsetzer vor Jahren ihrerseits durchlebt haben. Ihr Beruf ist weggeschmolzen und digital neu erstanden. Auch bei uns steht eine Umgestaltung einschließlich der Qualifikation und Qualifizierung an. Wer aufmerksam ist, weiß schon lange, dass die Aufgabenverteilung innerhalb des komplexen Zusammenspiels zwischen Zahnmedizin, digitaler Technologie, CAD/CAM, Fertigstellung der Dienstleistung und Eingliederung neu definiert wird.

Was wir in meisterlicher Handarbeit schaffen, wird über kurz oder lang eine Datenspur bekommen. Für die Zahntechnik gehen zurzeit viele Türen zu. Zum Schleifen oder Fräsen braucht man keine Zahntechniker. Vergessen Sie den Spruch: „Ohne Zahntechniker keine digitale Gestaltung in unserem Berufsstand.“ Es ist nicht einmal ein Zahntechniker erforderlich, um eine biogenerische Kaufläche zu erzeugen. Um diese Möglichkeit zu kreieren, sind andere Spezialisten vonnöten. Das machen CAD/CAM-Konstrukteure, sie haben zum Beispiel eine vierjährige Ausbildung erfolgreich absolviert und bringen sehr gute CNC ISO- und CAM-Programmierkenntnisse mit. Die wenigsten Zahntechniker verfügen aber gleichzeitig über eine geeignete zweite Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker mit Fachrichtung Frästechnik oder über einen passenden Berufsabschluss im Bereich CAD/CAM. Hier ist also schon Kompetenz abgewandert.

Um aber in unserem Beruf auch in Zukunft erfolgreich zu sein, muss man die Türen, die gerade neu erscheinen und aufgehen, nicht nur finden (wollen), sondern auch zum richtigen Zeitpunkt durch sie hindurchgehen. Wo ist er, der absolut notwendige Zahntechniker, der im digitalen Herstellungsprozess unentbehrlich ist? Fachkompetenz in Sachen Zahntechnik kann sich jeder holen, der das möchte. Die Wege dazu sind allen offen.

Drehen wir den Spieß andersherum! Der Zahntechniker hat seinerseits die Möglichkeit, sich im Bereich CAD/CAM sach- und fachgerecht weiterzubilden. Dann wird ein Schuh daraus. Hier liegen Zukunftschancen für uns.

Weiterblickend sehe ich noch mehr Chancen. Schauen wir dazu einen Moment lang auf das Thema Intraoralscan. Die intraorale Datenerfassung beispielsweise müsste in der Betrachtung von berufsspezifischen Denkweisen nicht unbedingt eine zahnärztliche Leistung – ja: nicht einmal eine Leistung der Zahnarztpraxis – darstellen. Denn diese Technik ist einfach und erfordert keine hochqualifizierte Ausbildung. Außerdem: Anders als bei zähfließenden Silikonen ist die Aspirationsgefahr bei Einsatz der Mundkamera und die damit verbundene Gesundheitsgefahr für den Patienten nicht existent. Die Gefahr ist nicht ansatzweise so groß wie etwa das Risiko, das ein Altenpfleger bei der Hilfestellung mit dem gefüllten Suppenlöffel im Mund des Patienten provoziert. Diese Dienstleistung, die sich nicht nur dem geschulten Pflegepersonal als selbstverständlich darstellt, ist auch jeder Mutter mit Kleinkind oder mit einem kranken Familienmitglied geläufig.

Würde man den Schritt der optischen Datenerfassung im Patientenmund aus dem Gesamtkonzept herauslösen, so ließe sich der intraorale Scan auch von jeder x-beliebigen Person durchführen, zum Beispiel vom Zahntechniker. Die Abrechnungsmöglichkeit müsste damit verknüpft sein. 

Neue Technologien sind kein Teufelswerk. Sie zerstören den Markt nicht, sondern sie verändern ihn. Jeder kann dies akzeptieren, kreativ tätig werden … oder warten, bis er von der Entwicklung überrollt worden ist.

Aus der Vergangenheit lernen

Jedenfalls sollten wir uns heute nicht so wie rund dreißig Jahren zuvor verhalten, als das CAD/CAM-System Cerec, Sirona, Bensheim, früher Siemens, für die praxisseitige Herstellung von Keramikversorgungen aufkam. Die Reaktionen der Zahnmedizin und der Zahntechnik konnten seinerzeit unterschiedlicher nicht sein. Zahntechniker haben über den „Quatsch“ gelacht, die Entwicklung nicht für voll genommen und die Zeichen der Zeit missachtet. Der Block, aus dem die Krone kommt, hat für den Zahntechniker damals keine Bedeutung erlangt. Für die Zahnärzte hingegen bildete das Cerec-System einen interessanten Zugang, neue Versorgungsformen bei den Patienten zu etablieren und die Praxisabläufe bis zur Zahnendversorgung in einer Sitzung organisieren zu können, wie bei der Amalgamfüllung auch. Es hat die Labore nicht weitergebracht, über den „Keramikklops im Kompositsee“ zu lästern. Die Zahntechniker generierten keinen lukrativen Umsatz, indem sie auf die eigenen Kunden schimpften, die solch ein Gerät anschafften, um „diesen Murks in den Mund zu bringen“. Nur: Es wurde industrieseits Erfahrung gesammelt, die zur kontinuierlichen Verbesserung der Geräte und des gesamten Verfahrens sowie zu neuen Materialien führte. Die Passung der Bauteile ist längst auch im Alltag in den Bereich der klinischen Anforderungen aufgestiegen; die Möglichkeiten haben sich sehr ausgeweitet – bis hin zur inCoris Cerec Biogenerik mit naturgetreuen Okklusionsflächen auf einen Klick. Heute gibt es die digitale Abformung in natürlichen Farben, der Kiefer des Patienten kann vollkommen puderfrei gescannt werden. Was wurde ohne die Zahntechniker, die nicht mitspielten, erreicht? Die Wertschöpfung blieb in der Praxis. Daraus können wir für heute lernen.

Wir müssen als Unternehmer den Markt im Blick haben, Neues als solches erkennen und in unserem Sinne prüfen. Dann müssen wir uns Marketingstrategien überlegen, die mögliche Entwicklung für das eigene Unternehmen festlegen und uns gegebenenfalls auch verändern. Jeder stellt sich am besten die Frage: Was könnte ich mit dem Neuen in meinem Betrieb anfangen und welche Möglichkeiten hätte ich damit, wirtschaftlich und perfekt zu sein?

Im zitierten Fall hat die Geschichte für uns ein gutes Ende genommen. Sirona hat den Zahntechniker eingebunden, jetzt sind wir an Bord und generieren Umsatz. Andere Industrieunternehmen, die Vita Zahnfabrik, Ivoclar Vivadent, Merz Dental, 3M Espe und so weiter, haben diesen Weg begleitet und sind passend zu den Entwicklungen in Soft- und Hardware mit Materialentwicklungen dabei. Wir entscheiden nun, welcher CAD/CAM-Materialblock unseren Ansprüchen am besten gerecht wird. Feldspat- und Glaskeramiken einschließlich Lithium-Disilikat sowie hochwertige Kunststoffe und Metalllegierungen, außerdem jetzt neu Hybridkeramik und zirkoniumdioxidverstärktes Lithiumsilikat decken den gesamten Indikationsbereich vom Abutment und Table-Top bis zum Modellguss ab. Hinzu kommen das Wax-up und Mock-up sowie Röntgen- und Bohrschablonen und auch Provisorien aus dem CAD/CAM. Schon gibt es computergestützt gefertigte Totalprothesen. Und in der Implantatprothetik kann ich mir zum Beispiel die Rapid Layer-Technologie zunutze machen, um perfekte farblich geschichtete Kronen für (von mir) individuell gefertigte Zirkoniumdioxid-Abutments zu erhalten. Oder ich kann nach dem neuesten Konzept der Universität München verfahren, Implantatversorgungen mit austauschbaren Kauflächen (im Sinn eines „Reifenwechsels“) zu schaffen. Sowohl den Scan der Präparation wie auch die CAD/CAM-Technologie kann ich voll ausreizen.

Wann war es für uns leichter, die Zeichen der Zeit zu erkennen und auf den Zug aufzuspringen? Die Antwort gibt uns das Beispiel DeguDent, Hanau, damals Degussa. Im Jahr 2000 kam die Anlage Cercon brain auf den Markt, um Zirkoniumdioxid-Gerüste maschinell herzustellen. Da die Anwendungstechnik noch sehr an der handwerklichen Modellation orientiert war, wurde dieses Verfahren sofort von den Laboren akzeptiert. Nach dem Ausarbeiten der Gerüste und dem Sintern wurde „normal“ keramisch verblendet, nach bekannter Technik. Auch den ersten Anlagen der manuellen Fräsmaschine, dem „Zirkograph“ von Enrico Steger im Jahr 2003, wurde mit Begeisterung begegnet. Umdenken müssen wir aber allemal, ob es leicht ist oder nicht: Die Krone der Zukunft kommt aus dem Block, egal ob eckig oder rondenförmig.

Wir müssen uns im Klaren sein: Nur wenn wir uns am Markt beteiligen, sind wir auch für die Hersteller sichtbar.

Wer Keramik pressen will, der bekommt Presskeramikpellets. Wer Keramik fräsen beziehungsweise schleifen will, der bekommt Keramikblöcke der verschiedensten Art. Die Reihe lässt sich beliebig fortsetzen: mit Kunststoffen für temporäre Versorgungen, mit Wachsen für die metallische Gusstechnik oder mit Metallen (DeguDent, Bego, Amann Girrbach, Hafner und andere) zum Fräsen und Schleifen sowie für das Laserschmelzen. Durch die Pulvermetallurgie sind Kombinationen von Werkstoffen denkbar, die auf anderem Weg als unmöglich schienen. Wir haben gelernt, wir sind dabei. Die Produktentwicklung geht auf den ein, der als Käufergruppe wahrgenommen wird.

Zu den Materialien gibt es für das Labor CAM-Geräte von der großen CNC-basierten Fräsmaschine bis zum kompakten Desktop-Modell. Neuerdings ist es auch auf „kleinen“ Fräsmaschinen im Labor möglich, Kobalt-Chrom(CoCr)-Restaurationen trotz der Materialhärte zu fertigen. In die Entscheidung zur Anschaffung eines Gerätes müssen Stückzahlen, die realistisch erreichbar sind, unbedingt eingehen, damit sich die Investition gut amortisiert. Unter Umständen sind Gemeinschaften mehrerer Kollegen zweckdienlich, die eine Anlage gemeinsam nutzen – oder man vergibt Aufträge an Fräszentren in gewerblichen Laboren. Ein gutes Angebot stellen zudem Online-Plattformen wie die „Dentaltheke“ (www.zinb.de) zur Verfügung. Hier werden in einem CAD/CAM-Netzwerk Kontakte von Kollegen zu Kollegen geknüpft, um die Wertschöpfung in den eigenen Reihen zu halten.

Auf der Plattform kann man sich gleichfalls einen Partner für die Modellherstellung suchen. Denn während das Fräsgerät im Labor ja schon eine nicht unerhebliche Verbreitung besitzt, gilt dies für den 3D-Drucker (noch) nicht. Das Modell brauchen wir schon noch, auch wenn die Arbeitskette mit dem Mundscanner und nicht mit dem Ausgießen der physisch vorhandenen Abformung beginnt. Denn die Endmontage und Kontrolle wollen auf dem Modell durchgeführt werden. Außerdem sieht es besser aus, wenn wir unsere Arbeiten auf einem Modell verkaufen. Irgendwie sind wir hier noch ein wenig nostalgisch – dafür brauchen wir uns aber gar nicht zu entschuldigen.

Noch ein Wort zur Abrechnung

Jede Arbeit aus dem Bereich CAD/CAM stellt eine Privatleistung dar. Diese ist somit immer auf der Grundlage der zahntechnischen Abrechnungsrichtlinie der BEB und der im zahnärztlichen Gebührenkatalog festgelegten GOZ zu finden. Zur Vollgusskrone aus einer CoCr-Legierung gehört die Abrechnungsposition BEL 1021 (gegossene vollanatomische Krone). Jedoch die gleich aussehende, gefräste vollanatomische Krone aus einer CoCr-Legierung und die geschliffene gesinterte CoCr-Krone sind eben nicht gegossen und damit nicht im Abrechnungskatalog der Kassenleistungen erfasst. Der Herstellungsweg ist für jeden nachvollziehbar: Spätestens die Konformitätserklärung gibt Aufschluss über das Material, die Lotnummer und damit über die benutzte Technik.

+++ Live-Chat zur ADT! +++  Was kann der Zahntechniker in Zukunft tun, um noch gebraucht zu werden? Welche Ideen sichern angesichts der wachsenden „Lawine CAD/CAM“ dem Labor das notwendige Einkommen? Zu diesem Themenkomplex hält ZTM Andreas Hoffmann auf der Jahrestagung der ADT (30.5. bis 1.6.2013) einen Vortrag.

Teilen Sie uns Ihre Meinung mit und diskutieren Sie mit Herrn Andreas Hoffmann, Chefredakteur des Int. ZT-Magazins am Dienstag, 4. Juni,  von
17 bis 18 Uhr, im Chat.

Hier gehts zum Chat: +++ Live-Chat zur ADT! +++


Live-Chat

ZTM ANDREAS HOFFMANN
Chefredakteur „ Internationales Zahntechnik Magazin“,
chattet mit Ihnen am Dienstag, 4. Juni 2013, 17 bis 18 Uhr, über die Zukunft der Zahntechniker.

Näheres zum Autor des Fachbeitrages: ZTM Andreas Hoffmann

Bilder soweit nicht anders deklariert: ZTM Andreas Hoffmann


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