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Werkstoffe

Ein Bund fürs Leben – Verbindungssicherheit bei Zirkon-Bauteilen

Beim Verkleben von Arbeiten oder Hilfsteilen zeigt sich ein schlechtes Material oder mangelhafter Verbund nicht visuell, sondern mit der Zeit. Dies führt oft zu aufwendigen Reparaturen, unzufriedenen Patienten und Behandlern. Ein zuverlässiger, einfach zu handhabender Kleber, der langfristig bestmögliche Haftkraft bietet, ist daher unerlässlich. Die Firma Si-tec hat ein solches Produkt entwickelt, das zudem mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis punktet.

Der Cera Cem Kleber mit Cera Primer. Axel Mühlhäuser
Der Cera Cem Kleber mit Cera Primer.
Der Cera Cem Kleber mit Cera Primer.

Individuelle Abutments sind in der Zahntechnik alltäglich. Man unterscheidet zwischen einteiligen und zweiteiligen Abutments. Erstere werden zumeist vollständig im CAD/CAM-Verfahren gefräst. Als Materialien sind Titan oder Zirkonoxid vorherrschend.

Für reine Titanabutments spricht die hohe, lang erprobte Stabilität. Als nachteilig wird die graue Farbe, vor allem im Kronenrandbereich, angesehen. Bei einteiligen Zirkonabutments sind Optik und Biokompatibilität positiv hervorzuheben, jedoch kann es durch Mikrobewegungen zu Abriebserscheinungen an der metallischen Implantatschulter kommen.

Zudem wird oft die langfristige Stabilität als suboptimal angesehen. Zweiteilige CAD/CAM-Abutments, auch Hybridabutments genannt, vereinen die positiven Eigenschaften beider Materialien. Hier werden jeweils im CAD/CAM-Verfahren die Klebebasis aus Titan und der jeweilige Aufbau verbunden.

Dieser kann aus einem keramischen Material wie Zirkoniumdioxid, Lithiumdisilikat, Hybridwerkstoffen etc. bestehen. Zudem gilt zu unterscheiden, ob die Befestigungen verschraubt oder zementiert sind und ob die Verklebung oral oder im zahntechnischen Labor erfolgt.

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Abb. 1: Der Cera Cem Kleber mit Cera Primer. Axel Mühlhäuser
Abb. 1: Der Cera Cem Kleber mit Cera Primer.

Für den sicheren und langfristigen Verbund bedarf es eines geeigneten Klebematerials. Bisher wurden hier zumeist Universalbefestigungskomposite verwendet. Mittlerweile gibt es für die oben genannten Anforderungen einen selbsthärtenden Spezialkleber, den Cera Cem mit zugehörigem Cera Primer (Abb. 1).

Der Hersteller Si-tec fordert hierbei eine zielgerichtete Materialauswahl, da man der Überzeugung ist, ein Haftverbund sei besser einzustellen, wenn die zu verklebenden Teile genau bestimmt seien. Der Cera Primer soll im Verbund mit dem Cera Cem Zweikomponentenkleber, laut Hersteller, Haftkräfte von > 23 MPa auf Zirkoniumdioxid und > 28 MPa auf Titan erreichen. Der Primer dient als Haftvermittler zwischen Zirkonia, Titan und EMF und verstärkt den Haftverbund wesentlich.

Zudem ermöglicht der Primer eine Verbindung von Zirkoniumdioxid und Verblendkunststoffen. Für Edelmetalllegierungen ist er allerdings nicht geeignet.

Cera Cem: Parameter für einen sicheren Verbund

  • Oberflächensauber, fettfrei und absolut trocken
  • Klebespalt möglichst gleichmäßig und gering
  • Klebebasis ausreichend hoch
  • Titanbasis und keramischen Aufbau anstrahlen
  • Verwendung Cera Primer
  • Herstellervorgaben beachten

Verklebungsablauf

Abb. 2: Lieferung Zirkonabutment, Titanbasis und Schraube. Axel Mühlhäuser
Abb. 2: Lieferung Zirkonabutment, Titanbasis und Schraube.

Für die Verklebung haben wir von der Firma Argen Dental ein Set aus der Argen ICS Serie bestehend aus Titanbasis, Schraube und individuellem Zirkonaufbau auf Camlogimplantat 3,8 mm sowohl in verschraubter als auch zu verklebender Ausführung herstellen lassen. Geliefert wurde in einer stabilen und übersichtlichen Blisterverpackung (Abb. 2). Sämtliche Angaben wie Auftrag, System, Lot und sogar Drehmoment sind vermerkt und digital archivierbar.

Zudem gibt es eine 12-jährige Garantie ab Herstellungsdatum, die Lieferzeit wird bei Online-Eingang mit 48 Stunden angegeben. Abbildung 3 zeigt die zu verklebenden Komponenten für eine orale und extraorale Verklebung. Bei der Verklebung im Labor finden folgende Komponenten Anwendung: Polierhilfe, Titanbasis, definitive Schraube, Laborschraube und Zirkoniaaufbau (Abb. 4).

Abb. 3: Zirkonabutment offen und geschlossen. Axel Mühlhäuser
Abb. 3: Zirkonabutment offen und geschlossen.
Abb. 4: Teile mit Polierhilfe und Laborschraube. Axel Mühlhäuser
Abb. 4: Teile mit Polierhilfe und Laborschraube.

In der Detailansicht der Titanbasis zeigen sich neben der guten Passung die umlaufenden Retentionsrillen und die nockenartige Drehsicherung (Abb. 5), die den klar definierten Endsitz gewährleistet. Bei der Kontrolle des Zirkoniaaufbaus zur Verklebung oral (ohne Schraubenkanal) ist nichts zu beanstanden. Das Ergebnis überzeugt durch exakte Passung (Abb. 6).

Abb. 6: Passungskontrolle Zirkonkrone. Axel Mühlhäuser
Abb. 6: Passungskontrolle Zirkonkrone.
Abb. 7: Passungskontrolle Zirkonstumpf. Axel Mühlhäuser
Abb. 7: Passungskontrolle Zirkonstumpf.

Abb. 7: Passungskontrolle Zirkonstumpf. Axel Mühlhäuser
Abb. 7: Passungskontrolle Zirkonstumpf.

Bei einer Oralverklebung ist laut Hersteller allerdings auf absolut trockene Umgebung zu achten und ein Kofferdam zu verwenden. Auch die Kontrolle des Zirkoniaaufbaus mit Schraubenkanal überzeugt – sowohl in Bezug auf den Sitz als auch den Zementspalt (Abb. 7).

Abb. 8: Silikonschutzlack aufgebracht. Axel Mühlhäuser
Abb. 8: Silikonschutzlack aufgebracht.

Nach Kontrolle der einzelnen Komponenten beginnen wir mit den Vorbereitungen zur Verklebung. Unter dem Stereomikroskop tragen wir einen Silikonschutzlack (hier: Erkoskin) bis zum Abutmentsitz auf, wobei kein Silikon auf die Klebefläche gelangen darf (Abb. 8). Durch den Lack werden die Polierhilfe und die Titanbasis-Seitenfläche beim Strahlen geschützt, auch der überschüssige Kleber lässt sich später leichter entfernen.

Vor dem Strahlen gilt es, unbedingt ein Strahlschutz in den Schraubenkanal einzubringen. Es darf kein Strahlmittel in die inneren Anteile gelangen. Der Strahlschutz kann aus einem passenden Kunststoffstab oder Wachsdraht bestehen.

Abb. 9: Sandgestrahlt mit Aluminiumoxid 50 μm und 1,5 bar. Axel Mühlhäuser
Abb. 9: Sandgestrahlt mit Aluminiumoxid 50 μm und 1,5 bar.

Nunmehr wird die Titanklebebasis gründlich mit Alkohol gereinigt und mit ölfreier Druckluft getrocknet. Sodann erfolgt das sorgfältige Strahlen mit Aluminiumoxid mit 50 μm und 1,5 bar (Abb. 9). Etwaige Strahlmittelreste sind per Druckluft zu entfernen.

Jetzt kann der Cera Primer dünn und gleichmäßig mit einem Pinsel aufgetragen werden. Für eine sparsame Verwendung nutzen wir einen Dappenbehälter mit Deckel, dieser schützt vor Verunreinigung und Verdunsten (Abb. 10). Nach dem erforderlichen Ablüften für ca. 1 Minute kann ggf. noch eine 2. Schicht aufgebracht werden (Abb. 11).

Abb. 10: TopDap, Einwegpinsel und Cera Primer. Axel Mühlhäuser
Abb. 10: TopDap, Einwegpinsel und Cera Primer.
Abb. 11: Primer aufgebracht und ausgelüftet. Axel Mühlhäuser
Abb. 11: Primer aufgebracht und ausgelüftet.

Parallel wurde das Zirkoniumdioxidabutment gründlich mit Alkohol gereinigt, getrocknet und die Klebeflächen vorsichtig mit Aluminiumoxid mit 50 μm und unter maximalem Druck von 1 bar abgestrahlt (Abb. 12), Verbliebene Strahlmittel sind mittels Druckluft zu entfernen. Anschließend wird, wie bereits beschrieben, erneut der Primer aufgetragen (Abb. 13). Auch hier kann ggf. ein 2. Auftrag erfolgen.

Abb. 12: Klebefläche Zirkonabutment mit Al2O3 50 μm bei max.1 bar gestrahlt. Axel Mühlhäuser
Abb. 12: Klebefläche Zirkonabutment mit Al2O3 50 μm bei max.1 bar gestrahlt.
Abb. 13: Cera Primer aufgetragen. Axel Mühlhäuser
Abb. 13: Cera Primer aufgetragen.

Verarbeitungs- bzw. Abbindezeiten

Laut Herstellerangaben sollte bei 21 ℃ Raumtemperatur die Verarbeitung nicht mehr als 3 bis 4 Minuten in Anspruch nehmen, intraoral bei 37 ℃ lediglich 1 Minute. Die Aushärtungszeit beträgt bei Raumtemperatur ca. 6 Minuten, intraoral etwa 1 bis 2 Minuten. Bei derart tropischen Temperaturen, wie in diesem Jahr, empfehlen wir, Cera Cem eher bei 3 ℃ zu lagern und erst im letzten Moment aus dem Kühlschrank zu entnehmen (empfohlene Lagerung bei 3 bis 9 ℃). Hierdurch wird die Verarbeitungsdauer etwas verlängert bzw. zumindest nicht verkürzt.

Zum Verkleben wird auf die Doppelkammerspritze eine Einwegkanüle aufgesetzt und eine kleine Menge Cera Cem herausgedrückt (Abb. 14), Diese sollte jedoch nicht für die Verklebung verwendet werden, weil die Gefahr besteht, dass das Mischungsverhältnis – wie auch bei anderen ähnlichen Produkten – noch nicht 100% gelichmäßig ist. Aus diesem Grund wird darauf auch üblicherweise in den Herstellerangaben hingewiesen. Nunmehr wird mit der feinen Mischkanüle direkt auf die Titanbasis die erforderliche Menge aufgetragen (Abb. 15).

Abb. 14: Die 1. Pressung wird nicht verwendet. Axel Mühlhäuser
Abb. 14: Die 1. Pressung wird nicht verwendet.
Abb. 15: Direkter Auftrag von Cera Cem. Axel Mühlhäuser
Abb. 15: Direkter Auftrag von Cera Cem.

Wir bringen hier lediglich im oberen Klebebereich Material auf. Beim Zusammenfügen verteilt es sich dann gleichmäßig bis zum Austritt. Vorab angebrachte Markierungen mithilfe eines wasserfesten Filzstiftes erleichtern die Lagefindung als Positionshilfe.

Hierbei ist die Klebefuge auszusparen bzw. ein Abstand notwendig, um Verfärbungen des Zements zu verhindern. Im nächsten Schritt setzen wir das Abutment entsprechend den Markierungen auf, drücken es in die Endposition, ziehen den Strahlschutz heraus, um abschließend noch ein letztes Mal einen bestmöglichen axialen Druck ausüben zu können (Abb. 16). Zusätzlich kann im Anschluss auf den nicht ausgehärteten Kleberüberschuss vorsichtig das CoverGel aufgetragen werden (Abb. 17) – dies ist aber nicht zwingend nötig, wenn beim Klebespalt stark überkonturiert wird.

Abb. 16: Zirkonaufbau in Endposition. Axel Mühlhäuser
Abb. 16: Zirkonaufbau in Endposition.
Abb. 17: CoverGel aufgebracht. Axel Mühlhäuser
Abb. 17: CoverGel aufgebracht.

Abb. 18: Abutment nach der Reinigung. Axel Mühlhäuser
Abb. 18: Abutment nach der Reinigung.

Das Gel verhindert durch Luftabschluss die Bildung einer sogenannten Inhibitionsschicht (wässrig klebrige Oberfläche) und kann eine exakte Passung durch Verhinderung einer Auswaschrinne erzielen. Nach dem Aushärten lässt es sich mit Wasser entfernen und der Silikonschutzlack kann am Stück abgezogen werden. Die Klebestelle liegt nun optimal und ohne Inhibitionsschicht vor (Abb. 18).

Beim Ausarbeiten der Klebestelle mit Polierhilfe ist das Keramik Polierset 4326 A 104 von Komet unser absoluter Favorit. Die Keramikpolierer sind mit Diamantkörnern durchsetzt, die schmale Radform eignet sich besonders für das Arbeiten unter dem Stereomikroskop. Es sind 3 Abstufungen von grob bis fein vorhanden.

Abb. 19: Ausarbeiten mit dem 94003 C von Komet. Axel Mühlhäuser
Abb. 19: Ausarbeiten mit dem 94003 C von Komet.

Wir bevorzugen bei Klebestellen zwischen Zirkoniumdioxid und Titan die blaue, gröbere Version (94003 C), um Überschüsse exakt und ohne Beschädigung der Konstruktion zu entfernen (Abb. 19). Die verbliebenen Frässtummel lassen sich mit dem 94011 C bzw. F, die speziell für die Grob- (C) und Feinpolitur (F) von Zirkonia entwickelt wurden, gut verschleifen. Für größere Schleifarbeiten oder die Bearbeitung von Zirkoniaaufbauten ist der DCB-Schleifer von Komet unsere 1. Wahl.

Nach Fertigstellung zeigt sich eine bestmögliche Verklebung. Es sind keinerlei Absätze, Fehlstellen oder farbliche Nachteile erkennbar (Abb. 20). In der Detailansicht von okklusal sind die Innenbereiche – ohne Spalt oder Überkonturierung – ersichtlich (Abb. 21).

Abb. 20: Ein makelloses Ergebnis. Axel Mühlhäuser
Abb. 20: Ein makelloses Ergebnis.
Abb. 21: Optimale Innenbereiche. Axel Mühlhäuser
Abb. 21: Optimale Innenbereiche.

Abb. 22: Übergang und Klebespalt sind perfekt. Axel Mühlhäuser
Abb. 22: Übergang und Klebespalt sind perfekt.

Die Detailansicht der Klebestelle spricht für sich: Trotz sandgestrahlter Klebefläche der Titanbasis, die grundsätzlich zu erhöhter Graufärbung führt, ist kein dunkler Rand erkennbar. Der Übergang zwischen Titanbasis, Kleber und Zirkoniaaufbau verläuft makellos (Abb. 22).

Fazit

Die Anwendung von Cera Cem und Cera Primer ist einfach und problemlos. Die fluoreszierend weiße Farbe scheint ideal für einen unauffälligen Farbübergang der Materialien und kann den Kostendruck bei der Verwendung unterschiedlicher Kleberfarben deutlich verringern. Auch ist uns die Preisgestaltung positiv aufgefallen.

Gegenüber den gängigen Universalklebern ist hier sowohl bei der Materialmenge pro Spritze (2 x 4 g) als auch dem Verkaufspreis – vor allem auch des zugehörigen Primers – ein deutlicher Unterschied zu Konkurrenzprodukten spürbar. Insgesamt liegt der Preis für das Set mit Kleber, Primer, Mischkanülen und Mikro-Applikatoren bei 119,00 Euro. Das Automixsystem und die feinen Mischkanülen empfanden wir in der Anwendung sehr gut.

Es konnte damit zielgerichtet, sparsam und schnell gearbeitet werden. Die vom Hersteller angegebenen hohen Haftkräfte erscheinen uns glaubwürdig und mehr als ausreichend. Neben den dargelegten Einsatzgebieten sind u.a. auch die Befestigung von indirekten Restaurationen aus Metall (EM, EMF, Titan), Oxidkeramik (z.B. Zirkoniumdioxid, Aluminiumoxid) oder Glaskeramik auf Implantatabutments aus Zirkoniumdioxid möglich.

Abb. 23: Mikro-Attachments als weiteres Anwendungsgebiet. Axel Mühlhäuser
Abb. 23: Mikro-Attachments als weiteres Anwendungsgebiet.

Lediglich beim Verkleben von EM sind die besonderen Vorgaben zu beachten, d.h. der Cera Primer darf nicht verwendet und die Klebefläche lediglich gestrahlt werden. Darüber hinaus bestehen unzählige Einsatzmöglichkeiten im Bereich von Friktionselementen in Verbindung mit Zirkoniakonstruktionen (Abb. 23).

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