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Nachbericht

Colloquium Zahntechnik 2023 am 21. April in Ulm

Im Netzwerk Dental e.V. haben sich vom Dentallabor bis zur Universitätszahnklinik verschiedene Unternehmen und Institutionen zusammengeschlossen, um auf der Grundlage technologischer Entwicklungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse u. a. auch Zukunftsszenarien im Dentalbereich zu entwerfen. Am 21. April fand nun in Ulm das erste Colloquium Zahntechnik statt.

Die Referenten (v. l.): PD Dr. Bogna Stawarczyk, ZTM Klaus Bartsch, Roland Benz, Prof. Kurt Greinwald, Prof. Bernd Leplow, Prof. Ralph G. Luthard, Prof. Raimund Hibst, Peter Brehm und Jürgen Dettinger. Netzwerk Dental
Die Referenten (v. l.): PD Dr. Bogna Stawarczyk, ZTM Klaus Bartsch, Roland Benz, Prof. Kurt Greinwald, Prof. Bernd Leplow, Prof. Ralph G. Luthard, Prof. Raimund Hibst, Peter Brehm und Jürgen Dettinger.
Die Referenten (v. l.): PD Dr. Bogna Stawarczyk, ZTM Klaus Bartsch, Roland Benz, Prof. Kurt Greinwald, Prof. Bernd Leplow, Prof. Ralph G. Luthard, Prof. Raimund Hibst, Peter Brehm und Jürgen Dettinger.

Diese erste Veranstaltung folgte der Frage: Was bringen die kommenden fünf Jahre? Unter der Moderation von Prof. Raimund Hibst (ILM, Ulm) beleuchteten die Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln die Veränderungen der Markt- und Kundenstrukturen, den technologischen Wandel durch die Digitalisierung, interdisziplinäre Zusammenhänge und patientengerechte Therapieansätze. Übereinstimmend gaben alle Referenten den Hinweis auf die Zahntechnik als entscheidender Gesundheitsfaktor, da eine nachhaltige Gesundheitsvorsorge im Mund beginnt.

Gesund beginnt im Mund

So stellte Peter Brehm (Bredent, Senden) heraus, dass die Zahntechniker mit ihrer Arbeit maßgeblich an der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität älterer Patienten beteiligt sind. Eine prothetisch korrekte Rehabilitation ist Voraussetzung, um ausreichend Kalorien, Proteine, Fette, nichtstärkehaltige Polysaccharide und Vitamine aufzunehmen und damit die Folgen einer Mangelernährung vermeiden zu können. Besonders bei älteren Männern sei die Lebenserwartung statistisch signifikant geringer, wenn sie weniger als 20 Zähne haben.

Zukunft Dentallabor

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Für Jürgen Dettinger (Ivoclar, Ellwangen) ist die künftige technologische und betriebswirtschaftliche Situation zahntechnischer Labore gekennzeichnet durch eine weiterhin hohe Nachfrage nach zahntechnischen Leistungen, einer Stagnation des Marktanteils der gewerblichen Labore bei 60-70 %, einen digital arbeitenden Zahntechniker mit handwerklicher Grundausbildung und eine auf Effizienz ausgerichtete Digitalisierung im Labor nach dem Motto: „Was machbar ist wird auch realisiert“.

Zahnersatz und Neurodegeneration

Der Psychologe Prof. Bernd Leplow (Uni Halle) berichtete aus seiner laufenden Forschungsarbeit über Verhaltensänderungen von Patienten mit implantatgetragenem Zahnersatz. Demnach beeinflusst ein „gesundes Gebiss“ nicht nur das Freizeit- und Sexualverhalten, sondern auch die Disposition für neurodegenerative Erkrankungen. Ungenügende Kauleistungen begünstigen eine Neuroinflammation. So seien Parodontitis und starker Zahnverlust prädisponierende Faktoren für die Progredienz nachlassender Gedächtnisleistungen.

Über 60 Teilnehmer lauschten gespannt den Vorträgen. Netzwerk Dental
Über 60 Teilnehmer lauschten gespannt den Vorträgen.

Zahnmedizin 4.0

Prof. Ralph G. Luthard (Uni Ulm) bestätigte vorherrschende Tendenzen und sieht in einer Zahnmedizin 4.0 überwiegend Zahnärztinnen, nicht promoviert und angestellt in größeren „Organisationsstrukturen“ in Ballungsräumen. Den Behandlungsschwerpunkten Prävention und minimalinvasive Therapiekonzepte bei den bis zu 50-Jährigen stünden bei den Senioren vermehrt spezialisierte Therapien und komplexe Versorgungskonzepte gegenüber: Gerostomatologie als Bussinessmodell.

Werkstoffe und Verfahren

PD Dr. Bogna Stawarczyk gab aktuelle Hinweise zur Be- und Verarbeitung von Zirkonoxid, im Detail nachzulesen auf www.werkstoffkunde-kompendium.de, das als iBook veröffentlicht wurde. Prof. Kurt Greinwald (Hochschule Furtwangen) zeigte, was mit den „3D-Druck“-Verfahren schon möglich ist – Wachsmodell, Bohrschablone, Aufbissschiene, Metallgerüst – und mit entsprechenden Materialien wie Keramik künftig noch möglich sein wird.

ZTM Hans Eisenmann (Amstetten) verwies auf die werkstofflichen Spezifika, die es im 3D-Druck zu beachten gelte, um eine ausreichende Qualität zu erzielen. Zudem sei ein Labor ohne digitale Mindestausstattung und entsprechende Kompetenzen der Mitarbeiter auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig. Die Forschungsarbeiten von Prof. Alwin Kienle (ILM, Ulm) zur Lichtausbreitung in streuenden Medien lassen erahnen, wie mittels Lasertechnologie das Messen und Modellieren der optischen Zahneigenschaften möglich werden kann.

Das gewerbliche Labor

Für ZTM Klaus Bartsch (Hürth), Vorstandsmitglied im VDZI, unterliegt die Zahntechnik einem stetigen Wandel, ausgelöst u.a. durch eine präventionsorientierte Zahnmedizin, neue Praxisformen, Zunahme gut ausgebildeter Zahnärztinnen, zahntechnische Hilfsbetriebe und die Z-MVZs. Hierauf entsprechend zu reagieren verlangt nach optimierter Labororganisation und angemessenen Löhnen und Gehälter für kompetente Fachkräfte.

Auslaufmodell dreigliedrige Implantatbrücke?

Roland Benz (Bredent) entwarf ein Versorgungsszenario, in dem es keine dreigliedrigen Brücken samt ihrer Negativfolgen mehr gibt. An ihrer Stelle sieht er CAD/CAM-gefertigte Einzelzahnrestaurationen mit individuellen (Prefabs-) Hybridabutments als One-Time-Therapie ohne Abutmentwechsel, sofort oder nach dem Münchner Implantatkonzept (MIC) spätversorgt. Bei einer Implantation im zahnlosen Kiefer, der mit einer 2-in-1 Prothetik aus biokompatiblen monolithischen Hochleistungspolymeren versorgt wird, unterstützen hochpräzise Mini-Navigations- und Augmented-Reality-Systemen den Chirurgen.

Ein überaus lohnender Blick über den Tellerrand, der auf weitere Veranstaltungen neugierig macht.

Quelle: Netzwerk Dental

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